Leonding (Österreich)/St. Augustin (NW) – Rosenbauer übergab den Prototyp des ersten „Wasserwerfer 10000 Cobra“ an das deutsche Bundesministerium des Innern (BMI). Der neue Wasserwerfer (WAWE) basiert auf einem dreiachsigen Mercedes Actros 3341 AK/42/6×6 (Euro 5 mit AdBlue) mit 408 PS (300 kW). Beim Außendesign verzichtete Rosenbauer bewusst auf gerade Flächen, um das Liegenbleiben von Brandsätzen auf dem Dach des Fahrzeuges zu verhindern.
Der WAWE ist insgesamt 9,9 Meter lang, 2,55 Meter breit und 3,7 Meter hoch. Rosenbauer gibt ein zulässiges Gesamtgewicht von 31.000 Kilogramm und einen Wendekreis von zirka 20 Metern an. Sämtliche Reifen verfügen über Notlaufeigenschaften.
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Höchstmögliche Rundumsicht auf das Einsatzgeschehen soll das Kabinenmodul aus einem Alu-Gerippe mit Alu-Verblechung bieten. In der Kabine finden Fahrer, Beobachter, zwei Strahlrohrführer sowie der Kommandant in der Sitzanordnung „Würfel 5“ Platz. Zusätzlich zu den vier Türen befindet sich auf jeder Seite sich ein Kabinennotausstieg. Zur Ausstattung gehören Klimaanlage, Standheizung sowie eine Überdruck- und Außenluftfilteranlage.
In mehreren Tests wurde die Sicherheit und Festigkeit der gesamten Kabine überprüft. Sie soll höchste Schutzwirkung gegen bei Durchstich sowie Steinbewurf aufweisen. Selbst bei einem Versuch des Wurfs mit einer Gehwegplatte aus dem dritten Stockwerk (12 Meter Höhe) war laut Rosenbauer die Sicherheit der Kabineninsassen gewährleistet. Für die gesamte Kabine verwendete der österreichische Feuerwehrfahrzeug-Hersteller eine Polycarbonat-Schutzverglasung gegen Außenangriffe. Am oberen Rand der Verglasung ist eine Sprüheinrichtung zur Reinigung der Kabinenscheiben – beispielsweise von Farbstoffen – angebracht.
Der in modularer Bauweise gefertigte Aufbau mit seitlichen Geräteräumen besteht aus selbst tragenden und verwindungssteifen Alu-Blechen. Im beheizbaren Wassertank werden 10.000 Liter Wasser mitgeführt. Die Pumpenanlage N35 ist im Heck des Fahrzeuges eingebaut und wird mit einem eigenen Pumpenmotor „TCD 2012L06“ von Deutz angetrieben. Durch diesen separat eingebauten Motor erfüllte Rosenbauer die Forderung nach gleichzeitigem Fahren und Pumpen bei jedem Fahrtzustand (vorwärts/rückwärts) bzw. jeder Geschwindigkeit.
Außerdem sind zwei Digidos-Zumischsysteme für CN- oder CS-Tränengas (Zumischrate 0,1 bis 1,5 Prozent) an Bord. Die Tränengase können dem Wasser zugemischt werden und als Aerosol ausgegeben werden. Sechs Gas-Behälter à 20 Liter werden im Geräteraum mitgeführt.
Am Dach sind drei Werfer „RM12 C“ montiert. Die neuen Strahlrohre können nicht wie bisher nur als direkter Vollstrahl, sondern beispielsweise zur optimierten Brandbekämpfung auch andere Wasserstrahlformen abgeben. Eine Druckregulierung des Hohlstrahlrohres in Kombination mit einem Entfernungsmesser soll laut Rosenbauer eine optimierte Abgabe ermöglichen, um mögliche gewalttätige Aufstände zu stoppen, ohne jemanden zu verletzen.
Die zielgerichtete Bedienung der Werfer durch die Strahlrohrführer erfolgt mittels Joystick und Bildschirm. Zwei davon wurden am vorderen Teil der Kabine angebracht und erreichen eine Durchflussmenge von je 1.200 l/min und eine Wurfweite von 65 Meter. Das Heckstrahlrohr mit einer Durchflussmenge von 900 l/min erreicht eine Wurfweite von 50 Meter.
Zur Bekämpfung kleinerer Brände ist im Gerätekasten im Heck eine Haspel mit einem Hohlstrahlrohr „Nepiro“ angebracht. Weiterhin verfügt das Fahrzeug zum Löschen von Brandsätzen am Boden wie auch am Dach über eine Selbstschutzanlage mit einer Leistung von 70 l/min. Mehrere Fahrzeuge können sich untereinander mit Wasser versorgen, ohne den Einsatz unterbrechen zu müssen.
Zur Dokumentation der Rechtmäßigkeit des Einsatzes verfügt das Fahrzeug über drei Videokameras, wovon zwei im Front und eine im Heck angebracht wurden. Die Lautsprecheranlage sowie die Außensprech- und Gegensprechanlage einschließlich einer Sprachaufzeichnung dienen der Information aller Beteiligten sowie zur gerichtlichen Beweissicherung. Digitale und vorerst auch analoge Funkgeräte ermöglichen zudem die Verbindung zu anderen Einsatzkräften.
Nach intensiven Tests und Serienfreigabe sollen die ersten drei Fahrzeuge 2010 in Betrieb genommen werden. Insgesamt umfasst der Rahmenvertrag mit dem BMI bis zu 78 Fahrzeuge dieser Bauart.