Chronologie & Folgen des Unfalls

Vor 5 Jahren: Unglück BASF Ludwigshafen

Ludwigshafen (RP) – Vier Werkfeuerwehrleute sowie ein Matrose kamen bei dem Unglück auf dem BASF Werksgelände am 17. Oktober 2016 ums Leben. 44 Menschen wurden verletzt. Ein Mitarbeiter einer Spezialfirma für Rohrleitungsbau hatte den Brand verursacht, in dessen Folge mehrere Gasleitungen explodierten. Kräfte der Werkfeuerwehr BASF sowie der FF und BF Ludwigshafen waren über 10 Stunden im Einsatz, um das Feuer zu bekämpfen. Das Chemieunternehmen hat aus dem Unglück Konsequenzen gezogen.

Text: Christian Patzelt, Olaf Preuschoff

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Das Bild zeigt die Einsatzstelle auf dem Gelände der BASF Ludwigshafen um 12:45 Uhr.Dichte Rauchwolken steigen an mehreren Stellen auf, Feuerschein ist sichtbar. Ein Feuerlöschboot bekämpft die Flammen. (Bild: Altera levatur via Wikipedia, CC BY-SA 4.0)

Inhalt:

Zeitlicher Ablauf des Unglücks

17.10.2016, zirka 11.20 Uhr: Im Hauptsitz des ChemiekonzernsBASF in Ludwigshafen kommt es bei Arbeiten an einer Rohrleitungstrasse im Landeshafen Nord zu einem Feuer. Danach folgt eine Explosion.

17.10.2016, zirka 11.30 Uhr: Nachdem die Werkfeuerwehr BASF zu dem Brand ausgerückt ist und einen Löschangriff vorbereitet hat, kommt es zu einer weiteren Explosion. Dabei entsteht ein weithin sichtbarer Feuerball und eine der Leitungen wird auseinandergerissen. Die Trümmerteile schleudern über die Stelle, an der die Feuerwehrleute im Einsatz sind.

Einsatzberichte auf Feuerwehrmagazin.de:

17.10.2016, zirka 11.40 Uhr: Berufs- und freiwillige Feuerwehren aus Ludwigshafen und Umgebung treffen an der Einsatzstelle ein und bekämpfen den Folgebrand. Auch das Feuerlöschboot aus Mannheim kommt zum Einsatz. Sogenannte Steamcracker und weitere Anlagen des Werks werden heruntergefahren. Im Norden von Ludwigshafen laufen die Warnsirenen. Über unterschiedliche Medienkanäle fordern Polizei und Feuerwehr die Bevölkerung auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Warnung der Bevölkerung über KATWARN

17.10.2016, zirka 19.30 Uhr: BASF teilt mit, dass zwei Werkfeuerwehrleute bei dem Unglück ums Leben kamen. Zwei Mitarbeiter werden vermisst.

18.10.2016, zirka 07.53 Uhr: Laut Polizei ist das Feuer gegen 21.30 Uhr am Vortag gelöscht worden. Zwei Menschen werden aber noch immer vermisst.

18.10.2016, zirka 11.15 Uhr: Margret Suckale, Vorstandmitglied von BASF bei einer Pressekonferenz: “Wir sind sehr bestürzt, dass zwei unserer Mitarbeiter ums Leben gekommen sind. Sie haben sich als Feuerwehrleute für die Rettung von Menschenleben eingesetzt. Unsere Gedanken gelten den Verstorbenen, Verletzten und ihren Angehörigen.”

Berufsfeuerwehr Mannheim: eDossier.Reportage Berufsfeuerwehr Mannheim

Zahlreiche Störfallbetriebe und Deutschlands zweitgrößter Binnenhafen liegen im Einsatzgebiet der Berufsfeuerwehr Mannheim. Die Innenstadt der Mainmetropole ist in durchnummerierte Quadrate eingeteilt. Das macht die Orientierung spannend. Wie die Feuerwehr mit ihren Spezialkräften die Herausforderung in ihrem Ausrückegebiet meistert, beschreibt Feuerwehr-Magazin-Autor Alexander Müller in einer elfseitigen Reportage.

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18.10.2016, zirka 16.00 Uhr: Nach Angaben der Behörden erlitten zirka 30 Personen Verletzungen. Sechs Personen liegen auf der Intensivstation. Nach wie vor schweben einige von ihnen in Lebensgefahr. Noch immer suchen Taucher im Hafenbecken nach einem vermissten Mitarbeiter.

19.10.2016: Polizeitaucher bergen im Hafenbecken die Leiche des vermissten Matrosen eines Tankmotorschiffs.

29.10.2016: Ein 33-jähriger Feuerwehrmann der BASF stirbt an seinen Verletzungen.

04.09.2017: Ein weiterer Werkfeuerwehrmann erliegt 11 Monate nach dem Unglück seinen schweren Verletzungen. “Ich bin zutiefst betroffen, dass wir unseren Mitarbeiter verloren haben. Wir haben bis zuletzt gehofft, dass er seine Verletzungen überwinden wird, und trauern mit seiner Familie und seinen Angehörigen”, sagt Kurt Bock, Vorsitzender des BASF-Vorstands.

BASF zieht Konsequenzen und richtet Gedenkort ein

Seit 2017 erinnert ein Gedenkort auf dem BASF-Gelände an das Unglück. So stehen an der Feuerwache Nord vier Stelen mit den eingravierten Namen der verstorbenen Feuerwehrleute.

Nach eigenen Angaben hat das Chemieunternehmen die Rohrleitungen mit optimierten Kennzeichnungen ausgestattet. Zudem sollen bei Schneidarbeiten nur noch funkenarme Werkzeuge zum Einsatz kommen.

Anklage gegen 62-Jährigen

Wie das Landgericht Frankenthal im April 2017 mitteilte, wurden die Ermittlungen zu dem Unglück abgeschlossen. Im Zuge dessen erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 62-jährigen Arbeiter einer Spezialfirma für Rohrleitungsbau wegen des „Verdachts der fahrlässigen Tötung von fünf Menschen, der fahrlässigen Körperverletzung von 44 anderen Personen und der fahrlässigen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion.“

Unglücke in diesem Jahrtausend auf Feuerwehrmagazin.de

Der Mann soll den Auftrag gehabt haben, eine entleerte Propylenleitung mit einem Winkelschleifer abzutrennen. Ihm wird vorgeworfen, aus Unachtsamkeit die Trennscheibe an einer daneben befindlichen Rohrleitung – welche mit einem leicht entzündbaren Gasabfallgemisch aus Buten befüllt war – angesetzt zu haben. Wie die Staatsanwaltschaft weiter berichtete, habe der Arbeiter das Rohr beschädigt.

Das daraufhin mit einem hohen Druck austretende Butengemisch habe sich sofort an den durch den Trennschleifer verursachten Funken entzündet und danebenliegende Leitungen massiv befeuert. Durch den enormen Druck und die Hitze der Befeuerung wurde eine Ethylenleitung so stark erhitzt, dass es zirka 6 Minuten nach dem Schnitt in das Rohr zu einer Explosion kam, welche weitere Brände und Explosionen an anderen Rohren verursachte.

Der Angeschuldigte – welcher selbst schwere Brandverletzungen erlitten hat – hat durch seinen Verteidiger vortragen lassen, dass er keine Erinnerung an den Vorfall habe und dass er die eingetretenen Folgen außerordentlich bedauere. Im August 2019 verurteilte ihn das Landgericht Frankenthal wegen fahrlässiger Tötung sowie fahrlässiger Körperverletzung zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung. Außerdem stellte das Gericht die Mitverantwortung der BASF für den Vorfall fest. Aus einem ähnlichen Vorfall 2011 sowie einer Großübung 2015 habe das Unternehmen keine Konsequenzen gezogen.

BASF Unglück 1948

Vor 70 Jahren, am 28. Juli 1948, war es auf dem BASF-Gelände in Ludwigshafen zu einer der größten Nachkriegs-Katastrophen in Deutschland gekommen. Dabei war ein mit etwa 30 Tonnen Dimethylether beladener Kesselwagen explodiert. Das Unglück forderte nach einem Bericht der Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz damals mehr als 200 Todesopfer und über 3.800 Verletzte.

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