In unserem Praxistest mussten sechs Schlauchtragekörbe und -taschen zeigen, wo ihre Stärken – und Schwächen – liegen. Zusammen mit Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg wurde gerollt, gewickelt und ausgelegt. Dabei konnten zwei Tragekörbe deutlich punkten.
“Feuer im zweiten Obergeschoss, Angriffstrupp zur Brandbekämpfung über das Treppenhaus vor!” Die beiden Kameraden der Feuerwehr Lokstedt, Oberbrandmeister Jörg Riisgaard und Feuerwehrmann Björn Gustavsson, greifen sich Schlauchtragekorb und Hohlstrahlrohr. Schnell ist der C-Schlauch angekuppelt, der Trupp betritt das Gebäude und eilt zügig zur Treppe. Zack! Gustavsson wird zurückgerissen. Die erste Kupplung des C-Schlauchs hat sich verhakt, die Tragehilfe des Schlauchtragekorb rutscht ihm fast von der Schulter. Erst als Riisgaard nachhilft, kann es weitergehen.
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Zum Glück ist dies nur bei unserem Schlauchtragekorb-Test und nicht während eines scharfen Einsatzes passiert. In einem Gebäude der Stadtteilschule Hamburg-Stellingen testen Kameraden der Feuerwehren Stellingen und Lokstedt für uns die Feuerwehr-Schlauchtragekörbe aus unserer Marktübersicht. Die Übungslage sieht vor, dass der Atemschutztrupp eine C-Leitung zu einem Feuer im zweiten Obergeschoss über eine Treppe verlegen muss. Andere Kameraden überprüfen derweil, wie sich jeder einzelne Schlauchtragekorb befüllen lässt. Alle Ergebnisse werden schriftlich festgehalten und per Foto dokumentiert. Insgesamt vier Stunden wird jeder Schlauchtragekorb geleert, befüllt und wieder geleert.
Drei Entwickler haben es sich nicht nehmen lassen, die Feuerwehrleute direkt vor Ort einzuweisen. Fritz Öchsle, Erfinder des Schlauchwickelkorbes, sagt: “Durch die Benutzung meines Schlauchwickelkorbes bei verschiedenen Feuerwehren haben sich eine Reihe von Verbesserungen ergeben, die noch nicht alle in der Bedienungsanleitung niedergeschrieben worden sind. Daher ist es mir wichtig, die Feuerwehren vor Ort einzuweisen, damit sie diese Vorteile wirklich nutzen können.” Auch Ulrich Persuhn von der Firma P-Tec aus Celle hat zwar eine Bedienungsanleitung geschrieben, aber “man weiß ja, wie das ist: Da schreibst Du hundert Worte und keiner versteht Dich. Aber wenn Du es einmal zeigst, ist sofort alles klar”, sagt der Konstrukteur. Dritter im Bunde ist Brandschutzingenieur Dr. Holger de Vries, der zusammen mit der Firma Rescue-Tec aus Runkel die Schnellangriffstasche entwickelt hat.
Der flexible Schlauchtragekorb
Als erster geht der Schlauchtragekorb Flexattack auf den Weg nach oben. Mit vernehmbarem „Klack“ fällt die erste Kupplung zu Boden, auf dem zweiten Treppenabsatz die zweite. Vor der Brandschutztür zum Flur angekommen, öffnet der Trupp den Schlauchtragekorb Flexattack und schiebt den restlichen Schlauch einfach heraus. “Die roten Klettbänder lassen sich auch mit Handschuhen sicher greifen und öffnen”, sagt Gustavsson. Und Riisgaard ergänzt: “Der Schlauch lief ohne Probleme aus, auch die Kupplungen. Und das einfache Ausschieben des Restes ist mit keinem der anderen Körbe möglich, weil immer eine Strebe im Weg ist.” Auch beim Legen der Angriffsleitung vor der Tür des Gebäudes geht es flott: Schlauchtragekorb auf, Schlauchpaket rausschieben, auseinanderziehen – fertig.
Dieser Vorteil zeigt sich sogar, als der Feuerwehr-Schlauchtragekorb Flexattack nur vom Verteiler bis zum Treppenabsatz entleert wird und der restliche Schlauch im Treppenauge aufgefiert werden soll. “Allerdings benötigt der Korb beim Öffnen die doppelte Fläche”, gibt Heiner Lahmann von der FF Stellinge zu bedenken. “Gerade in engen Treppenhäusern muss der Trupp deshalb daran denken, den Schlauchtragekorb zuzuklappen und zur Seite zu stellen, um keine Stolperfalle zurückzulassen.”
Positiv zeigt sich die um 270 Grad aufklappbare Seitenwand aber nicht nur bei der Entnahme. Auch das Füllen geht so leichter von der Hand. Auf einem Tisch liegend, kann der Schlauchtragekorb Felxattack von einem oder zwei Mann rasch wieder bestückt werden. Persuhn zeigt noch den Feuerwehr-Schlauchtragekorb Flexattack Typ Frankfurt am Main. An ihm ist ein zusätzliches Klettband befestigt, mit dem sich ein Strahlrohr am Korb festschnallen lässt.
Der Hängenbleiber
Als Nächstes ist der Schlauchtragekorb 3C, produziert durch die Firma Ultramedic, an der Reihe. Er hat als Tragehilfe ein angenietetes Gurtband. Und genau damit gibt es schon bei der ersten Kupplung Probleme: Sie bleibt zwischen Band und Rahmen des Korbes hängen, der Trupp muss erst nachhelfen. Dies setzt sich während des weiteren Vorgehens fort, sodass der Trupp deutlich später an seinem Ziel ankommt als mit den anderen Testkandidaten. “Der Schlauch zieht sich teilweise zusammen, läuft dadurch schwerer aus”, stellt Riisgaard fest. Keine Probleme gibt es beim Legen der Schlauchreserve vor dem Haus: Korb auf, Schläuche rausheben, auseinanderziehen, einsatzbereit. Das Gurtband ist auch Lahmann ein Dorn im Auge: “Im dunklen engen Treppenhaus, bei Nullsicht wegen des Qualms, bildet der Gurt eine zusätzliche Gefahr des Hängenbleibens. Außerdem muss sich der Träger vor dem Einsatz erst die Länge des Gurtbandes einstellen, sonst schleift der Schlauchtragekorb bei kleineren Personen schnell mal über den Boden.”
Liebling der Mannschaft
Draußen hat sich der Angriffstrupp mittlerweile mit dem Schlauchwickelkorb ausgerüstet. Und schon geht es die Treppe nach oben. Die Rollschläuche drehen sich im Korb auf, Länge um Länge sowie Kupplung um Kupplung fallen heraus. “Super”, sagen Gustavsson und Riisgaard. “Kein Verhaken der Kupplungen wie bei unseren eigenen Feuerwehr-Tragekörben.” Selbst wenn der Schlauch ein Stück weit doppelt aus dem Korb fällt, zieht er sich sofort gerade und verdreht nicht.
Den Schlauchtragekorb befüllen ist einfach. Er wird an die Aufstiegsleiter des Löschfahrzeugs gehängt. Mittels einer Kurbel werden die doppelt gelegten Schläuche hineingezogen und aufgewickelt. Dauer: nur wenige Minuten. Damit avanciert er sofort zum Liebling der Mannschaft, die draußen für das Befüllen zuständig ist. “Ich hatte diesen Korb schon gesehen, muss aber zugeben, dass ich ihn unterschätzt habe”, sagt de Vries.
Auch das Legen der Schlauchreserve vor der Tür ist kein Problem: Björn Gustavsson greift sich die Kupplungen, die alle auf einer Seite in Halterungen klemmen, zieht einmal kräftig und seine Angriffsleitung liegt. Währenddessen kann Riisgaard schon das Strahlrohr ankuppeln.
Schlauchtanker
Jetzt wird von den Körben auf die Tasche gewechselt. “Tanker2 heißt die Lösung von Leader, und sie macht ihrem Namen alle Ehre. Vier C-Schläuche nebst Strahlrohr fasst die an eine große Sporttasche erinnernde Schlauchtasche. Einziger Unterschied ist das Unterteil, auf dem sie auch über den Boden oder Treppenstufen gezogen werden kann. Durch ihre große Öffnung ist sie rasch befüllt, dieses Mal mit zwei 30 Meter langen C-Schläuchen.
“Wenn ein Mann die Schlauchtasche alleine hinter sich herzieht, hängt sie mehr als dass sie schleift”, stellt Gustavsson fest. Der vom Hersteller angepriesene Nutzen – weniger Gewicht zum Tragen – wird dadurch nicht erreicht. Dafür läuft der Schlauch sehr leicht aus – so leicht, dass auf der letzten Treppe gleich ein ganzes Schlauchnest liegen bleibt und nachgezogen werden muss. “Genau das, was man im Einsatz gar nicht braucht”, stellen beide Angriffstruppmänner trocken fest.
Weil der Schlauch im Innern der Tasche nicht geführt ist, verzichten wir auf das Auslegen der Schlauchreserve vor dem Gebäude. Das Auseinanderziehen mit mehreren Schlaufen lässt sich hier nicht realisieren.
Schnellangriffstaschen sind Leichtgewichte
Als Letztes testen wir die beiden von de Vries entwickelten Feuerwehr-Schnellangrifftaschen. Jede einzelne Schnellangriffstasche fasst 30 Meter D-Schlauch beziehungsweise in der Ausführung “Rotterdam” 30 Meter C42-Druckschlauch, jeweils in Buchten und mit einem angekuppelten Strahlrohr. Für das Einlegen der Schläuche gibt es ein Kunststoffteil, auf dem der Schlauch vorgepackt wird. Dann wird beides in die Schnellangriffstasche eingeschoben und das Kunststoffteil wieder herausgezogen. Fertig.
Aus beiden Taschen laufen die Schläuche sicher aus. Der Träger kann sie sich an einem Gurt über die Schulter hängen, was auch mit aufgesetztem Atemschutzgerät funktioniert. “Sie lassen sich sehr gut tragen”, sagt Gustavsson. “Ich könnte sogar zwei Taschen mit je zwei C-Schläuchen mitnehmen.” Damit ließe sich ein Tragekorb ersetzen und der Trupp hätte sogar vier Schläuche nebst Strahlrohr dabei. Vor der Brandwohnung angekommen, wird der mit einem Klettverschluss gesicherte Boden der Schnellangriffstasche geöffnet. Der in Buchten gelegte Schlauch fällt – ähnlich einem Schlauchpaket – heraus, wird auseinandergezogen und ist einsatzbereit.
Zwei klare Sieger
Am Ende des Tages stehen nach Meinung aller zwei Sieger ganz klar fest: Der Schlauchtragekorb Flexattack liegt leicht vor dem Schlauchwickelkorb, wenn es um die Handhabung beim Auslegen der Schläuche geht. Hier macht er vor allem Pluspunkte durch die Möglichkeit, Schlauchpakete komplett aus dem Korb schieben zu können. Beim Befüllen kommt in puncto Zeit- und Personalaufwand kein anderer Testkandidat an den Schlauchwickelkorb heran. “Vor allem in der Schlauchwerkstatt gibt es durch den geringen Zeitbedarf beim Füllen nichts Wirtschaftlicheres als diesen Korb”, sagt de Vries. Das rechtfertige sogar die deutlich höheren Anschaffungskosten. Im Gesamtergebnis sind diese Körbe damit klar an der Spitze. Auf den weiteren Plätzen folgen die Schnellangriffstasche “Rotterdam” vor der Schlauchtasche “Tanker” und dem C-Tragekorb von Ultramedic. (ID: 173)