Das sollte jeder Feuerwehrmann beherrschen

Tipps und Wissen: Grundlagen der Technischen Hilfeleistung

Bei vielen Feuerwehren wird Technische Hilfeleistung gerne mit der Rettung eingeklemmter Personen aus verunfallten Pkw gleichgesetzt. Kein Wunder, ist sie doch immer spektakulär und wird in der Öffentlichkeit am ehesten wahrgenommen. Doch hinter dem Einsatzstichwort steckt weitaus mehr. Gut, wenn dann die Grundlagen sitzen. Wir zeigen, was jeder Feuerwehrangehörige beherrschen sollte.

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Einsatz Technische Hilfeleistung, Pkw in Hanglage. Hier setzen Feuerwehrleute einen Mehrzweckzug ein, um das Fahrzeug gegen weiteres Abrutschen zu sichern.

Die nachfolgende Aussage lässt sich kaum beweisen, beruht aber auf Erfahrung: Die Vermittlung von Grundlagen in der Ausbildung für Technische Hilfeleistung ist im Vergleich zu früheren Jahrzehnten stark zurückgegangen. Doch Sichern, Heben und Bewegen von Lasten sind ein wesentlicher Bestandteil der Fähigkeiten eines Feuerwehrmitglieds. Ihm stehen – etwa in der Normbeladung von (Hilfeleistungs-)Löschgruppenfahrzeugen (HLF) – eine Reihe von Gerätschaften zur Verfügung, um diese Tätigkeiten durchführen zu können. Auch können mit wenig Aufwand einfache Geräte beschafft werden, um die Schlagkraft im Einsatz wesentlich zu erhöhen.

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Nachfolgend sollen diese Tätigkeiten und die damit verbundenen Geräte genauer betrachtet werden. Im Kern beziehen sich die hier beschriebenen Möglichkeiten auf das Potenzial eines HLF, eventuell unterstützt durch einen Rüstwagen (RW).

Ein alltägliches Einsatzbeispiel: Nach einem Verkehrsunfall ist ein Pkw an einer Böschung zum Stehen gekommen und droht abzustürzen. Im Pkw befinden sich keine Insassen mehr. Nach seiner Erkundung entschließt sich der Einsatzleiter, das Fahrzeug zunächst zu sichern, um es anschließend wieder auf die Straße zu ziehen.

Dazu wird ein Sicherungs- und Zugsystem benötigt. Dieses besteht aus drei Komponenten:

  • der Last,
  • einem Sicherungs- und/oder Zugmittel sowie
  • einem Anschlagpunkt (Anker).

Diese drei Bestandteile müssen getrennt in Betracht gezogen werden, um den Einsatz erfolgreich durchzuführen.

Das zu sichernde beziehungsweise zu ziehende Gewicht der Last sollte möglichst genau bestimmt werden. Nur so ist sichergestellt, dass ausreichend dimensioniertes Gerät verwendet wird. Auch sollte beachtet werden, wohin sich die unkontrollierte Last bewegen könnte. Schließlich müssen noch geeignete Anschlagpunkte an der Last gefunden werden. In unserem Beispiel ist das Kleinfahrzeug nicht besonders schwer, sodass die Aufgabe mit dem mitgeführten Gerät problemlos zu lösen ist.

Bei den Sicherungs- beziehungsweise Zugmitteln steht den Feuerwehren eine große Bandbreite an Ausrüstung zur Verfügung. In dieser Hinsicht sind die Vorgaben der Fahrzeugnormen (zum Beispiel die DIN 14530-27 für das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug HLF 20) sehr auf Grundbedürfnisse ausgerichtet. Auch ist darin die Mitnahme eines Mehrzweckzuges MZ16 nicht mehr verpflichtend, sondern wird lediglich empfohlen.

Über die Normvorgaben hinaus raten Praktiker zu einer oder zwei Kisten mit Mehrzweckzug sowie verschiedenen Anschlagmitteln. Darin sollten enthalten sein:

  • mindestens vier Spanngurte mit Haken,
  • mehrere kurze (1 Meter) und längere (3 Meter) Rundschlingen,
  • mehrere Hebebänder,
  • mehrere Schäkel sowie
  • Adapterschlüssel.
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Für den „Erstschlag“ sind Spanngurte besonders geeignet, denn sie lassen sich in der Länge flexibel und vor allem schnell einsetzen – wenn man weiß, wie. Nach der TripleR-Methode (siehe Kasten „Schneller Spanngurt“) sind sie sofort einsatzbereit und binnen Sekunden gesetzt. Sie können die Zeit überbrücken, bis der Mehrzweckzug einsatzklar ist.

Rundschlingen dienen insbesondere als Verbindung zwischen Spanngurten, dem Mehrzweckzug und den Anschlagpunkten. Hebebänder sind ideal als Anschlagmittel auf die Last (zum Beispiel an der Fahrzeugachse) sowie am Ankerpunkt (zum Beispiel einem Baum). Adapterschlüssel sowie Schäkel verbinden die unterschiedlichen Elemente. Mit dem Inhalt aus den Kisten lässt sich der Pkw zunächst mit Spanngurten sichern und anschließend mit dem Mehrzweckzug ziehen.

Anschlagpunkte müssen so dimensioniert sein, dass sie die auftretenden Kräfte aufnehmen können.

TIPP: Die Abschleppöse eines Pkw ist keine Bergeöse! Sie dient lediglich dem Ziehen des Fahrzeugs auf der Straße. Lieber eine Achse oder Säule als Festpunkt nehmen. Eine Abschleppöse kann plötzlich versagen.

Unterschieden wird zwischen natürlichen und künstlichen Anschlagpunkten. Natürliche Anschlagpunkte sind vorgefundene Objekte (wie Leitplanken, Betonsockel, Bäume), künstliche müssen erst geschaffen werden (Schäkel an einem anderen Fahrzeug, Erdanker). Nach Setzen des Mehrzweckzuges werden die Spanngurte entfernt und der Pkw wieder zurück auf die Straße gezogen.

Mysterium Mehrzweckzug

Vielerorts fristet der Mehrzweckzug ein Schattendasein – oftmals, weil sein Einsatz als anstrengend empfunden wird oder die Funktionsweise kompliziert erscheint. Dabei ist er ein vielseitiges und unverzichtbares Hilfsmittel. Ohne Mehrzweckzug ist eine Feuerwehr nicht mehr in der Lage, zu ziehen! Fahrzeugwinden bilden eine andere Kategorie, denn sie sind ortsgebunden, und man sollte sich nicht ausschließlich auf diese verlassen.

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Ein Mehrzweckzug der Feuerwehr – oft auch als Greifzug bezeichnet – mit dem dazugehörigen, auf einer Haspel aufgespulten und direkt eingelegten Stahlseil. Dieses dient nur zum Ziehen und darf nicht als Anschlagmittel verwendet werden.

Wie bereits erwähnt, ist das Mitführen eines MZ 16 auf HLF nach aktueller Norm nicht mehr verpflichtend. Dies kann auch ein Vorteil sein, denn nun kann auch ein MZ 8 verlastet werden und die Fahrzeugbeladung bleibt trotzdem normkonform. Ein MZ 8 ist baugleich mit einem MZ 16 oder MZ 32 und hat 8 Kilonewton (kN) Zugkraft. Diese lässt sich mit dem Einsatz einer Umlenkrolle auf 16 Kilonewton verdoppeln, welches für fast alle Anwendungen im Feuerwehrbereich ausreichend dimensioniert ist.

Ein MZ 8 lässt sich mit vorher eingefädeltem Zugseil problemlos in eine Kiste mit den Dimensionen 60 x 40 x 22 Zentimetern inklusive Anschlagmittel verlasten. Das Gewicht eines MZ 8 inklusive Seil beträgt weniger als die Hälfte eines MZ 16.

Ein paar einfache Regeln sind einzuhalten, zudem kann man mit ein paar Tricks die Handhabung komfortabler gestalten. Verlastet man den Zug direkt einsatzbereit, sprich mit eingezogenem Zugseil, erspart dies nicht nur viel Zeit, sondern auch einige Handgriffe, die unter Stress schief gehen könnten. Das Seil sollte bis zum Lasthaken komplett durchgezogen sein und der Freigabehebel sollte auf „Freigabe“ stehen. So kann der Mehrzweckzug direkt mit dem benötigten Anschlagmittel aus der Kiste entnommen, am Festpunkt angehängt und das Seil zur Last hin ausgezogen werden. Der Freischalthebel wird in die Stellung „Zuschalten“ gelegt und schon kann die Last bewegt werden.

Es gilt, einige Sicherheitsregeln einzuhalten: Grundsätzlich soll die Bedienungsanleitung beachtet werden. Bei Arbeiten mit dem Seil sind die Hände durch Handschuhe zu schützen. Das Zugseil darf nicht als Anschlagmittel verwendet werden. Zudem kann man mit einem kleinen Trick weitere Sicherheit schaffen. Wird das Zugseil mit einer Decke oder Matten belegt, fällt dieses bei einem Versagen des Laststranges einfach zu Boden und schlägt nicht wild durch die Luft.

Schließlich gilt: Aufenthalt von so wenig Personal wie nötig im direkten Arbeitsbereich, auch ist der Sicherheitsabstand von 1,5 Seillängen einzuhalten.

TIPP: Je nach Einsatzweise des Anschlagmittels muss die maximale Last des Systems ermittelt werden. Insbesondere bei Einsatz von Rundschlingen, Hebebändern oder Ketten müssen Korrekturen vorgenommen werden, wenn diese zum Beispiel doppelt oder im Winkel eingesetzt werden.

Technische Hilfeleistung: Anker werfen

Steht kein natürlicher Anschlagpunkt zur Verfügung, wird ein Erdanker gesetzt. Aber: Erdanker ist nicht gleich Erdanker. Erstaunlicherweise lässt sich seine Haltekraft alleine durch die Positionierung der Erdnägel oder Heringe glatt verdoppeln.

Versuche der Hessischen Landesfeuerwehrschule („Trag- und Verformungsverhalten von Erdnägeln in Abhängigkeit des eingesetzten Winkels“, Florian Hessen 10/2011 sowie 11/2011) zeigten, dass in Zugrichtung eingeschlagene Heringe deutlich mehr aushielten als solche gegen die Zugrichtung. Ein Problem entsteht jedoch beim Einschlagen aller Heringe in Zugrichtung: Bei Belastung wandert die Lochplatte nach oben.

Bei der so genannten „HRG-Methode“ (benannt nach dem Internetportal Heavy Rescue Germany) wird der erste Erdnagel im 90-Grad-Winkel zur Zugrichtung gesetzt, die zwei nächsten in die Zugrichtung und schließlich der letzte gegen die Zugrichtung. Letzteres stellt sicher, dass die Stahlplatte länger am Boden bleibt.

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Heben und Unterbauen von Lasten

HLF führen eine Reihe an Geräten mit, die das Heben ermöglichen. Auch hier kommt es auf die richtige Werkzeugwahl an, je nach Einsatzzweck oder vorgefundener Lage. Vielleicht muss nur ein schmaler Spalt geschaffen oder ein Objekt muss höher angehoben werden, um beispielsweise eine Person zu befreien.

Es ist ein Unterschied, ob ein Objekt komplett und direkt nach oben gehoben werden muss oder nur zur Hälfte. Auch das Gewicht wird sehr große Auswirkungen auf das Verhalten des Objekts während des Hebevorgangs haben.

Eine Standardlage ist zum Beispiel das Einsatzstichwort „Eingeklemmte Person unter einer Last“, etwa unter einem Fahrbahnteiler aus Beton. Dieser muss nur einseitig angehoben werden, was unter anderem auch die zu hebende Last halbiert. Er wird eine Bogenbewegung beschreiben.

Eine geeignete Metapher zu diesem Hebevorgang ist die Schubkarre:

  • Die Wanne ist das Objekt, das gehoben werden muss.
  • Das Rad ist der Dreh- beziehungsweise Ankerpunkt.
  • Die Bügel sind der Unterbau, der für die Sicherheit des Personals und des Patienten sorgt.
  • Die Griffe sind das Hebesystem.

Wird die Schubkarre angehoben, beschreibt diese eine Bogenbewegung, der Winkel der Wanne wird somit steiler, umso mehr sie angehoben wird.

Diesen Umstand muss die Feuerwehr sowohl beim Hebesystem als auch beim Unterbau berücksichtigen. Zudem darf die Last nicht seitlich außer Kontrolle geraten. Für die Wahl der geeigneten Mittel muss das Gewicht bekannt sein. Auch muss der Drehpunkt ausreichend gegen Versagen gesichert (ertüchtigt) sein.

Geräte zum Heben können grob unterteilt werden in:

  • mechanische Geräte (Halligan Tool, Brecheisen, Leiter),
  • pneumatische Geräte (Hebekissen) sowie
  • hydraulische Geräte (Rettungssatz, Wagenheber, Winden).

Mechanische und hydraulische Rettungsgeräte

Mechanische Geräte funktionieren als sehr wirkungsvolle Hebel. Im Beispiel oben wären sie ein geeignetes Mittel, um den Fahrbahnteiler so weit anzuheben, um ein Hochdruck-Hebekissen sowie Unterbaukeile positionieren zu können.

Hydraulisches Gerät wie Wagenheber und Winde ermöglichen die Einwirkung sehr großer Kraft auf sehr kleiner Fläche. Bestandteile des hydraulischen Rettungssatzes sollten mit größter Vorsicht verwendet werden. Gefahren gehen aus von:

  • zu schnellen Bewegungen durch rasche Betätigung der Steuerorgane,
  • den Aufenthalt unter der Last, zum Beispiel, um einen Rettungszylinder zu bedienen,
  • die bogenförmige Bewegung der Last beim Anheben mit einem Rettungsspreizer. Dadurch kann die Last abrutschen.

Tragbare Leitern zum Aufrichten von Fahrzeugen

Hin und wieder ist zu sehen, dass Feuerwehren tragbare Leitern als ein- oder zweiseitigen Hebel verwenden, um verunglückte Fahrzeuge aufzurichten oder umzulegen. Vor diesem Umstand hat die Kommunale Unfallversicherung Bayern (KUVB) bereits 2015 ein Gutachten erstellen lassen, ob Multifunktionsleitern beziehungsweise Steckleiterteile zum Umlegen oder Aufrichten von Fahrzeugen eingesetzt werden können und welche Konsequenzen sich für die weitere Verwendung dieser Leitern daraus ergeben.

Ergebnis:

Multifunktionsleitern eignen sich weder zum Umlegen noch zum Aufrichten von Fahrzeugen, da ihre Leiterholme dafür zu schwach dimensioniert sind.

Steckleitern nach DIN EN 1147 sind stabiler ausgeführt. Mit ihnen konnten im Rahmen des Gutachtens errechnete Belastungsgrenzen zwischen 950 und 1.640 Kilogramm erreicht werden.

Die KUVB empfiehlt daher:

Das Aufrichten oder Umlegen von Fahrzeugen bis 1.900 Kilogramm stellt einen nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch von tragbaren Leitern dar und sollte daher nur im absoluten Ausnahmefall bei einer Sofort-Rettung von Personen aus Lebensgefahr erfolgen. Dabei sind immer zwei parallel angeordnete Steckleitern zu je zwei Teilen zu verwenden.

Im Hinblick auf Haftungsfolgen und die Sicherheit der Feuerwehrangehörigen sind die dabei verwendeten Leiterteile nach diesem nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch auszusondern.

Hier könnt Ihr die Info der KUVB herunterladen.

Heben von Lasten: Pneumatische Rettungsgeräte

Hebekissen müssen nach Norm auf den HLF nur dann mitgeführt werden, wenn diese nicht auf anderen Fahrzeugen der Wehr verfügbar sind. Dennoch sollte sich eine taktische TH-Einheit nicht auf andere verlassen müssen. Deshalb sollten Feuerwehren nicht auf Hebekissen als Standardbeladung für das HLF verzichten.

Hochdruck-Hebekissen sind das Mittel der Wahl, um schwere Lasten sicher zu heben. Vor allem, wenn nur eine sehr geringe Einschubhöhe vorhanden ist. Taktisch ist es noch wichtig zu verstehen, dass der Aufwand und Zeitansatz beim Einsatz von Hebekissen leicht zu unterschätzen ist.

Die Hubkraft eines Hebekissens ergibt sich aus der Gleichung Druck x Fläche. Da sie beim Befüllen eine runde Form annehmen, verringert sich die Auflagefläche und somit auch die Hubkraft.

Beim Einsatz von zwei Hebekissen übereinander ist Folgendes zu beachten:

  • Um Fehlkommunikation zu vermeiden, werden die Kissen nach Schlauchfarbe benannt: beispielsweise rot, gelb. Nicht oben, rechts, klein.
  • Das kleinere Kissen liegt immer oben.
  • Die Anschlüsse sollen versetzt angeordnet werden, damit sie sich nicht in die Quere kommen.
  • Zuerst das untere Kissen aufblasen und Kontakt mit der Last herstellen, dann den eigentlichen Hubvorgang mit dem oberen Kissen durchführen. Das untere Kissen umfasst und sichert dabei das obere Kissen.
  • Vorsicht vor dem kick out! Werden die Kissen zu stark aufgeblasen, können diese herausschießen. Deshalb: kein Aufenthalt direkt vor den Kissen und auf gar keinen Fall das Steuerorgan um den Hals hängen.

Generell gibt es drei Möglichkeiten, ein Objekt anzuheben: quer, längs oder eine Kombination von beiden. Die Relevanz dieser Entscheidung soll anhand eines praktischen Beispiels mit einer Person, die längs unter einem Pkw liegt, gezeigt werden (siehe Bilder Fall A und B).

  • Fall A: Heben längs mit je einem Kissen auf jeder Seite.
  • Fall B: Heben quer mit zwei Kissen auf einer Seite.
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Nach Möglichkeit sollte immer quer mit zwei Kissen übereinander gehoben werden. Die Vorteile:

  • größere Hubhöhe,
  • besserer Überblick über die Einsatzstelle und den Patienten, bedeutet auch bessere Kommunikation,
  • breiterer Drehpunkt (Abstand zwischen Vorder- und Hinterachse) bedeutet stabilerer Hubvorgang.

TIPP: Fahrzeuge müssen grundsätzlich eingekeilt werden, um ein Wegrollen zu verhindern. Keile müssen bündig mit dem Rad sein. Daher sind Lkw-Keile für Pkw-Räder ungeeignet. Auffahrkeile (für Windenbetrieb) sind nicht zulässig. Ein Keil lässt sich sehr einfach steiler stellen, indem man ein Kantholz darunter legt.

Heben von Lasten: Nie ohne Unterbau

Möchte man schwere Lasten sichern, heben oder bewegen, so ist dies ohne Stabilisierungs- und Unterbaumaßnahmen nicht möglich. Am häufigsten kommt hierzu der so genannte Kreuzholzstapel (Cribbing) zum Einsatz. Doch auch dessen Aufbau will gelernt sein.

Die Lastübertragung erfolgt beim Kreuzholzstapel über die Kreuzungspunkte der Kanthölzer. Diese müssen für eine optimale Kraftableitung übereinander liegen. Die Lastaufnahme ist dabei abhängig von der verwendeten Holzart, deren Druckbelastbarkeit, den Abmessungen, der Anzahl und Fläche der Kreuzungspunkte sowie der Holzfeuchte. Der Einfachheit halber kann für Bauholz eine senkrecht zur Faserrichtung wirkende Lastaufnahme inklusive Sicherheitsfaktor von 0,2 Kilonewton pro Quadratzentimeter angenommen werden.

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Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass beispielsweise ein Kreuzungspunkt mit einer Auflagefläche von 10 x 10 Zentimetern eine Last von 2 Tonnen aufnehmen kann. Demnach ergibt sich für einen Kreuzholzstapel mit je zwei 10 x 10-Zentimeter-Kanthölzern pro Lage eine Anzahl von vier Kreuzungspunkten und somit eine Lastaufnahme von 8 Tonnen. Fügt man nun pro Lage nur ein weiteres Kantholz hinzu, so erhöht sich die Lastaufnahme auf 18 Tonnen (neun Kreuzungspunkte).

Die Kanthölzer sollen an den Kreuzungspunkten mindestens 5 Zentimeter überstehen, damit sich bei Überbelastung Risse in den Stirnseiten der Kanthölzer bilden können. Dies dient dabei als optisches und darüber hinaus – durch das Knacken des Holzes – auch als akustisches Überlastungssignal.

Die maximale Höhe des Holzstapels entspricht für quadratische Holzquerschnitte dreimal der Grundlänge. Für nicht quadratische Querschnitte empfiehlt sich maximal einmal die Grundlänge. Bei einer größeren Höhe muss der Kreuzholzstapel mittels Brettern versteift werden.

Handelt es sich bei der Aufstellfläche um einen weichen Untergrund, so muss die unterste Lage des Kreuzholzstapels vollflächig ausgeführt werden, um eine größtmögliche Lastenverteilung zu erhalten und somit das Einsinken in den Untergrund zu vermindern. Um den Formschluss zwischen Holzstapel und Last herzustellen, werden in der obersten Lage Holzkeile verwendet, die denselben Querschnitt wie auch die Kanthölzer aufweisen.

Soll der Kreuzholzstapel zum Unterbauen von Hebegeräten – wie beispielsweise Hebekissen – verwendet werden, so ist darauf zu achten, dass die Lastaufnahme des Holzstapels mindestens der maximalen Hubkraft des Hebegerätes entspricht und die oberste Lage ebenfalls vollflächig ausgeführt wird.

Um Rüstholz für den Bedarfsfall schnell einsatzbereit und möglichst mobil auf den Fahrzeugen vorhalten zu können, empfiehlt sich das so genannte Rüstholz-2-Go. Dabei handelt es sich um ein kompaktes Paket, welches durch eine Leine zusammengehalten wird und sich kostengünstig herstellen lässt. Informationen hierzu unter: www.heavy-rescue.de/2013/09/vorschlagrustholz-2go.

Technische Hilfeleistung: Kreativ sein

Technische Hilfeleistung ist ein weitläufiges Thema. Mit einfachen Mitteln lässt sich bereits vieles erreichen – nur muss das den Rettungskräften bewusst sein. Auch die Schattengewächse der Beladung, zum Beispiel Spanngurte, müssen der Mannschaft vertraut sein.

Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt – gerade im Übungsbetrieb lassen sich viele Versuche durchführen, die letztlich der Qualität der Arbeit im Einsatz zugutekommen. Umgekehrt darf es nicht passieren, dass eine Feuerwehr sich bereits bei den Grundlagen geschlagen gibt, weil sie dieses Thema außer Acht lässt – warum auch immer.

(Text: René Salgert, Cedric Schaadt, Olaf Preuschoff, Philipp Schwarz, Daniel Witte, Irakli West; Fotos: Heavy Rescue Germany)

Weitere Informationen unter: www.heavy-rescue.de

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