Alles zum Thema Atemschutz, Strahlrohre, Heben und Tragen sowie Übungsgestaltung

Unfallschutz: Sicher üben mit der Jugendfeuerwehr

Zur Unfallverhütung bei praktischen Übungen der Jugendfeuerwehr gibt es viele alltägliche Fragen: Ist der Wasserdruck am Strahlrohr für Jugendliche zu hoch? Dürfen Jugendfeuerwehrleute Leitern steigen? Wir beantworten gemeinsam mit Experten Fragen und geben Tipps für die Ausbildung. Diese 8 Punkte sollten Jugendleiter mit Blick auf den Unfallschutz beachten.

Mit der Nachwuchsarbeit in den Jugendfeuerwehren sollen Jugendliche an die Tätigkeiten in den Einsatzabteilungen heran geführt werden. Um sie für die Feuerwehraufgaben zu begeistern, versuchen Jugendleiter, mit ihren Schützlingen realitätsnah für Einsätze zu trainieren. Doch damit bewegen sich die Ausbilder häufig auf sehr dünnem Eis. Bei spektakulären Übungen verstoßen sie schon mal gegen die Unfallverhütungsvorschrift (UVV) Feuerwehren (DGUV Vorschrift 49).

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Als wichtigsten Grundsatz bei Übungen der Jugendfeuerwehren nennt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV): Sicherheit und Gesundheit von Angehörigen der Jugendfeuerwehr dürfen nicht gefährdet werden. Es gilt, die Jugendlichen nur entsprechend ihres körperlichen und geistigen Leistungsvermögens einzusetzen – und natürlich außerhalb von Gefahrenbereichen. Nachzulesen im Paragraph 18 “Feuerwehranwärter und Angehörige der Jugendfeuerwehren” der UVV Feuerwehren. Zudem sollten Ausbilder der Jugendfeuerwehren die zusätzlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern beachten. Sieben Fragen können wir direkt beantworten.

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Wasser marsch bei 3 bar

Unter welchen Voraussetzungen dürfen Jugendfeuerwehrangehörige mit Wasser am Strahlrohr üben? Sie sollten bevorzugt mit D- und C-Strahlrohren üben. Zudem wird empfohlen, den Druck mit einem Druckbegrenzungsventil auf höchstens 3 bar zu begrenzen. Dies kann am Ausgangsstutzen der Pumpe oder direkt vor dem Verteiler angekuppelt werden. “Bei Übungen mit Wasser ist außerdem eine direkte Aufsicht durch ein Feuerwehrmitglied sicherzustellen, um ein sofortiges Eingreifen zu gewährleisten“, fordert die Feuerwehr-Unfallkasse (FUK) Niedersachsen. Detlef Garz, Leiter des Sachgebietes Feuerwehren und -Hilfeleistungsorganisationen der DGUV: “Wasserspiele und -schlachten sind aufgrund der Kraft des Wasserstrahls zu unterlassen.”

Dürfen Jugendfeuerwehrangehörige Atemschutzgeräte aufsetzen?

Ein klares Nein. “Durch das Gewicht der Geräte tritt in der Regel eine zu hohe Belastung für das Muskel-Skelett-System bei Jugendlichen auf”, erklärt Garz. “Das kann zum Beispiel zu Schädigungen der Wirbelsäule führen.” Ganz zu schweigen davon, die Pressluftatmer anzulegen. Dafür muss eine Untersuchung nach G 26.3 erfolgen, die nur volljährigen Personen bescheinigt werden darf.

Für Übungen mit der Jugendfeuerwehr hat die Feuerwehr Alsfeld Atemschutzgeräte-Attrappen angefertigt. Foto: Philipp Weitzel

Hier hat die Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen einen Tipp für die Jugendfeuerwehren parat: Mit ausgesonderten Atemschutz-Tragegestelle und Kunststoffrohren eigene Übungs-Geräte basteln. Als besonderen Effekt könnten die Jugendfeuerwehren alte Atemschutzmasken besorgen und das Einatem-, Ausatem- und das Steuerventil entfernen. Nach Übungen sollten die Ausbilder darauf achten, dass die Masken gespült und die Dichtrahmen desinfiziert werden.

Dürfen Nebelmaschinen eingesetzt werden?

“Unbedenklichen Theaternebel können die Ausbilder im Freien nutzen”, betont Garz. “Jugendliche sollten sich jedoch nicht in vernebelten, geschlossenen Räumen aufhalten.” Dies gilt zum einen für Verletztendarsteller, weil die in der Regel einige Zeit darin verbringen, bis sie gefunden werden. Außerdem besteht für die Übungstrupps bei eingeschränkter Sicht Stolpergefahr. “Nicht zu unterschätzen sind auch Angstreaktionen, gerade bei den Jüngeren”, warnt Garz.

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Welche Grundsätze zählen bei der praktischen Leiterkunde?

Im Sinne der Unfallverhütung sollten maximal zwei Steckleiterteile eingesetzt werden. “Für die Jugendfeuerwehr ist es ausreichend, wenn das Begehen und die Funktion von tragbaren Leitern erlernt wird”, betont Tim Pelzl, von der Geschäftsstelle des Fachbereichs Feuerwehr, Hilfeleistungen, Brandschutz der DGUV. Entnahme und Verladung von Steckleiterteilen sind durch volljährige Einsatzkräfte auf dem Fahrzeugdach zu unterstützen. Hier sollten nicht die Jugendlichen rumturnen. Die Schiebleiter ist aufgrund der Steighöhe und ihres Gewichts für Jugendfeuerwehrübungen nicht geeignet.

Hilfreiche Links und Präsentationen zum Unfallschutz in der Jugendfeuerwehr:

Was können Jugendliche tragen?

Noch viele andere Feuerwehrgeräte fallen in die Kategorie “zu schwer für Jugendfeuerwehrangehörige”. Mit welchen Geräten sollten sich Jugendlichen nicht abschleppen? Da müssen jedem Ausbilder auf jeden Fall die Tragkraftspritze, das Stromaggregat sowie hydraulische Rettungsgeräte einfallen. Grundsätzlich gilt auch hier, die individuelle Leistungsfähigkeit der Jugendlichen zu beachten. Orientieren können sich die Verantwortlichen an folgenden Richtwerten:

  • Mädchen und Jungen zwischen 10 und 13 Jahren dürfen bis 7,5 Kilogramm regelmäßig und bis 10 Kilogramm gelegentlich Heben oder Tragen;
  • 14- bis 17-jährige Mädchen dürfen bis 10 Kilogramm regelmäßig und bis 15 Kilogramm gelegentlich Heben oder Tragen;
  • 14- bis 17-jährige Jungen dürfen bis 20 kg regelmäßig und bis 35 kg gelegentlich Heben oder Tragen.

Zur Erklärung: “Regelmäßig” heißt mindestens zwei Mal pro Stunde mit mehreren Schritten, “gelegentlich” bedeutet ein Mal pro Stunde mit maximal vier Schritten.

“Neben dem eigentlichen Gewicht der Geräte ist auch die Ergonomie zu beachten – Tragweise und Entnahmehöhe”, betont Rebekka Uhrbach, Sprecherin der FUK Niedersachsen. So sollten sich zum Beispiel Jüngere auch nicht mit B-Schläuchen abkämpfen. Sie können sie zu zweit aufrollen und das Verladen den Betreuern überlassen.

Gefahr übersehen – Film der HFUK Nord

Übungsanzug der Jugendfeuerwehr ist ein Muss

Aufgrund der schweren Geräte, aber auch aufgrund der vielen Schubladen und Auszüge sollten Jugendfeuerwehrangehörige bei allen Tätigkeiten rund um ein Einsatzfahrzeug ihre Persönliche Schutzausrüstung tragen. Was gehört dazu? Der Übungsanzug (Hose und Blouson) der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF) samt Schutzhelm, -handschuhen und Sicherheitsschuhwerk. Hier gilt es, die Bekleidungsordnung der DJF, die UVV Feuerwehren sowie die Regelungen der Bundesländer zu beachten. Die FUK Niedersachsen weist darauf hin, dass bei Wärme auf den Blouson verzichtet werden kann. Aber genauso sollte bei Kälte und Nässe zusätzliche Wetterschutzkleidung getragen werden.

Bei Übungen, bei denen keine Gefährdungen vorliegen, wie beispielsweise bei Knoten und Stiche, müssen die Jugendliche nicht die komplette Schutzkleidung tragen. “Die Entscheidung trifft der Ausbildungsverantwortliche”, betont Pelzl.

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UVV Feuerwehr: Keinen Schmuck tragen

Besonders wichtig ist den Unfallkassen, dass die Jugendlichen keine Schmuckstücke tragen. An Ringen, Ketten, Ohrringen und speziellen Piercings können sie hängen bleiben. Das gilt für alle Tätigkeiten im Feuerwehrbereich.

Jugendliche dürfen in Einsatzfahrzeugen mitfahren, wenn…

Für Übungen und kurze Ausflüge nutzen die Jugendfeuerwehren Einsatzfahrzeuge ihrer Wehr. Dürfen Jugendliche eigentlich darin mitfahren? Die Antwort der FUK Niedersachsen lautet: “Ja! Aber es gelten die Regeln der Straßenverkehrsordnung. Anschnallpflicht und Nutzung von Kinderrückhaltesystemen müssen beachtet werden. Es gelten keine Ausnahmen für Einsatzfahrzeuge.”

Video der Jugendfeuerwehr Frankfurt am Main zur UVV

“Kinder unter zwölf Jahren mit einer Körpergröße unter 1,50 Meter dürfen auf Sitzplätzen mit Dreipunktgurten nur befördert werden, wenn Kinderrückhaltesysteme verwendet werden, die der ECE-Norm 44/03 oder 44/04 entsprechen”, fasst Pelzl zusammen. Das müssen Jugendfeuerwehren auch beachten, wenn sie mit Mannschaftstransportfahrzeugen unterwegs sind.

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