Berlin – Am Samstag, den 27. Februar wählt die 67. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes einen neuen Präsidenten. Wegen der Pandemie muss erstmals Online abgestimmt werden. Eine Präsenzveranstaltung ist nicht möglich. Trotz der Querelen der letzten Monate haben sich drei Männer gefunden, die den Job übernehmen würden. Michael Klöpper stellt die drei Bewerber in alphabetischer Reihenfolge vor. Keiner der drei gehörte bisher dem Präsidium des DFV an!
Der Niedersachse: Karl-Heinz Banse
Karl-Heinz Banse wurde am 10. April 1962 in Bad Lauterberg im Harz (NI) geboren. Heute lebt der Vater von zwei Kindern in Diekholzen (NI). 1973 trat Banse in die JF ein, seit 1979 ist er in der FF aktiv. Der Verwaltungsangestellte (Brandschutzbeauftragte) geht in seiner Freizeit gerne mit dem Hund spazieren und fährt Motorrad. Außerdem steht er an der Spitze des Niedersächsischen Landesfeuerwehrverbandes.
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Warum glauben Sie, der Richtige an der Spitze des DFV zu sein? Zum einen durch den Zuspruch aus vielen verschiedenen Landesfeuerwehrverbänden und die vielen Unterstützer aus meinem Umfeld. Zum anderen kenne ich die Feuerwehrwelt als Verbandsvorsitzender des – mit zirka 220.000 Mitgliedern – zweitgrößten LFV in Deutschland sehr gut. Ich engagiere mich seit Jahren auf den verschiedenen Ebenen von meiner Ortsfeuerwehr über die Kreis- und Landesebene bis hin zum DFV.
In welcher Rolle sehen Sie den DFV zukünftig? Als zentralen Ansprechpartner für alle Brandschutz-, Katastrophen- und Zivilschutz-Angelegenheiten auf Bundes- und EU-Ebene. Er vertritt primär die Interessen der Landesfeuerwehrverbände. Er ist der legitimierte Ansprechpartner gegenüber dem Bund und der EU. Als Taktgeber neuer innovativer Ideen ist der DFV der Förderer in allen brandschutzrelevanten Fragen, so beispielsweise durch die Neu- und Weiterentwicklung von Konzepten.
Nach den Querelen und Vorkommnissen der letzten Monate – was muss sich beim DFV verändern? Ein Ende der derzeitigen Konfliktsituation und eine Rückkehr zu einer erfolgreichen Sach- und Facharbeit haben Priorität. Gegenseitige Schuldzuweisungen müssen ein Ende haben. Statt Gegensätze zu betonen, sollten wir uns wieder auf die gemeinsamen über Jahrzehnte gewachsenen Werte besinnen. Insbesondere ist dabei eine kameradschaftliche Gesprächs- und Diskussionskultur wichtig – ganz gleich ob digital oder analog.
Wie soll das konkret umgesetzt werden? Zum einen ist eine zeitnahe Umsetzung der Ergebnisse aus dem „Zukunftsausschuss“ erforderlich. Zum anderen ist mir der regelmäßige offene Dialog mit allen Landesfeuerwehrverbänden wichtig, insbesondere mit jenen, die konstruktiv kritisch sind. Zudem möchte ich die Arbeit des DFV, auch unter Einsatz der digitalen Medien, in der Fläche transparenter und nachvollziehbarer machen.
Mit Blick auf die Ereignisse: Was darf künftig nicht mehr gemacht werden? Oder ist verzichtbar? Eine gute Verbandsarbeit beinhaltet auch eine konstruktive und faire Streitkultur. Wenn es aber um die eigene Verbandsstruktur geht oder um Personalien, sind diese im eigenen Wirkungskreis – verbandsintern – zu führen und nicht in der Öffentlichkeit. Das hat in meinen Augen auch nichts mit Klüngelei oder Intransparenz zu tun, sondern mit Vertrauen und Werten, für die wir als Feuerwehren stehen.
Was sagen Sie zu dem Feuerwehrmitglied an der Basis, das sein Vertrauen in den DFV verloren hat? Zunächst ist für mich wichtig, die Gründe dafür zu erfahren. Außerdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Nähe zur Bundesebene bei unserer vielschichtigen Organisation nicht durchgängig gleich ist. Eine starke Feuerwehr kann es nur geben, wenn wir zusammenarbeiten. Dafür werden wir Vertrauen zurückgewinnen, indem wir die Arbeit des DFV transparenter und nachvollziehbarer machen.
Was macht aus Ihrer Sicht eine zeitgemäße Verbandsarbeit aus? Dazu gehören drei wichtige Bausteine: Erstens die Besinnung auf die gemeinsamen Werte, die Feuerwehr ausmachen, zweitens eine proaktive Kommunikation – intern wie extern – und drittens eine kompetente fachliche Auseinandersetzung mit den Themen der Feuerwehrwelt, im Sinne der stetigen Weiterentwicklung.
Welche Schritte würden Sie im Fall einer Wahl als Erstes angehen? Mir ist die gemeinsame Entwicklung zukunftsfähiger Verbandsstrukturen besonders wichtig. Dafür bilden die Ergebnisse aus dem Zukunftsausschuss einen Anfang. Zudem ist der Ausbau der Verbandskommunikation in meinen Augen wichtig, um transparenter zu sein. Darüber hinaus liegt mir eine einheitliche soziale Absicherung für alle Angehörigen der deutschen Feuerwehren am Herzen. Die zurzeit bestehenden unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern sind reformbedürftig.
Der Wahl-Berliner: Dr. Karsten Homrighausen
Dr. Karsten Homrighausen erblickte am 29. Mai 1968 in Welzheim (BW) das Licht der Welt. Seit 1982 ist der heutige Landesbranddirektor und Leiter der Berliner Feuerwehr bereits in der Feuerwehr aktiv. Der Vater von drei Kindern kocht und reist in seiner Freizeit gerne. Außerdem interessiert er sich für Musik.
Warum glauben Sie, der Richtige an der Spitze des DFV zu sein? Da ich bis heute weder im DFV noch in seinen Gremien eine aktive Rolle eingenommen habe, stehe ich für einen personellen Neuanfang. Für diesen ist ein breiter Konsens aller Beteiligten unabdingbar – und bereits spürbar. Die öffentliche Unterstützung durch die Deutsche Feuerwehrgewerkschaft, aber vor allem aus den Verbänden in Sachsen-Anhalt, Berlin, Baden-Württemberg und des Werkfeuerwehrverbandes sind deutliche Zeichen.
In welcher Rolle sehen Sie den DFV zukünftig?
Der DFV muss zukünftig wieder die Interessen aller Feuerwehrangehörigen in Deutschland geeint und stark vertreten. Dazu gehört ein respektiertes und anerkanntes Wirken auf Bundesebene; im politischen und administrativen Raum genauso wie in Gremien und anderen Beteiligungs- und Entscheidungsformaten. Hierbei muss die besondere Bedeutung der Feuerwehren für das Allgemeinwohl im Vordergrund stehen.
Nach den Querelen und Vorkommnissen der letzten Monate – was muss sich beim DFV verändern?
Im DFV gilt es transparente, zukunftsfähige und krisenfeste Strukturen zu etablieren und zu kommunizieren. Vor allem ist im Sinne von Rollenklarheit und -wahrheit ein Geschäftsverteilungsplan festzulegen. Dieser beschreibt Aufgabe, Kompetenz und Verantwortung und regelt die effektive und effiziente Zusammenarbeit zwischen den Gremien, dem Vorstand, der Bundesgeschäftsstelle und dem Präsidenten.
Wie soll das konkret umgesetzt werden?
Von besonderer Bedeutung ist das jederzeitige und stets vorbildliche Einstehen für unseren besonderen Wertekodex in den Feuerwehren. Vor allem „Kameradschaft“, „Respekt“, „Verantwortung“ und „Toleranz“ beschreiben deutlich, wie wir auf allen Ebenen mit unseren Mitmenschen und somit auch mit uns selbst umgehen. Diese besondere Vertrauensbasis gilt es in allen Bereichen aktiv wiederherzustellen.
Mit Blick auf die Ereignisse: Was darf künftig nicht mehr gemacht werden? Oder ist verzichtbar?
Vor allem Beziehungskonflikte sind intern zu klären. Hier gilt es für alle Beteiligten stets das eigene Handeln zu hinterfragen – mit allen möglichen Konsequenzen – und gegebenenfalls professionelle Hilfsangebote anzunehmen. Das Austragen von Konflikten in der Öffentlichkeit ist unabhängig von Art und Heftigkeit des Konfliktes allenfalls geeignet, die eigene Reputation nachhaltig zu beschädigen.
Was sagen Sie zu dem Feuerwehrmitglied an der Basis, das sein Vertrauen in den DFV verloren hat?
Eine derartige Empfindung kann ich gut verstehen. Aber jetzt gilt es, nach vorne zu blicken. Denn: Jede Krise ist gleichzeitig auch eine Chance. Und diese Chance müssen wir nutzen. Mit „wir“ meine ich die reformwilligen Kräfte in unseren Feuerwehren mit ihren Kompetenzen. Lassen Sie uns gemeinsam aktiv die Zukunft des DFV gestalten. Nur so können wir verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen.
Was macht aus Ihrer Sicht eine zeitgemäße Verbandsarbeit aus?
Für eine zeitgemäße Verbandsarbeit stehen vor allem folgende Themen: Transparenz, Partizipation, Kommunikation, Nachhaltigkeit und Nachvollziehbarkeit – verbunden mit gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen. Der Anspruch des DFV – Interessenvertretung von rund 1,3 Millionen Feuerwehrangehörigen in Deutschland zu sein – muss sich auch in veränderten Strukturen und neuen Formaten wiederfinden.
Welche Schritte würden Sie im Fall einer Wahl als Erstes angehen?
Der DFV muss wieder wahrgenommen werden – und zwar sofort. Dabei spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle. Meine Präsenz in Berlin und mein umfangreiches Netzwerk können da hilfreich sein. Eine weitere wichtige Aufgabe ist der Blick nach vorne. Eine neue Vertrauensbasis ist auch innerhalb des DFV zu schaffen; nach hoffentlich eindeutigen Entscheidungen und Signalen der Delegiertenversammlung.
Der Brandenburger: Frank Kliem
Am 9. Juli 1965 wurde Frank Kliem in Zehdenick (BB) geboren. Dort lebt die Fachkraft für Arbeitssicherheit noch immer. Bereits 1972 trat Kliem in die JF ein, 1979 wechselte er in den aktiven Dienst. Der Vater von zwei Kindern hält sich gerne in der Natur auf, läuft und fährt Rad. Im Landesfeuerwehrverband Brandenburg bekleidet Kliem das Amt des Vizepräsidenten.
Warum glauben Sie, der Richtige an der Spitze des DFV zu sein?
Ich bringe über 40 Jahre Feuerwehrerfahrungen ein, davon mehr als 30 Jahre in den unterschiedlichsten Führungsfunktionen. Mich bringt zudem so schnell nichts aus der Ruhe und mit mir gibt es keinen persönlichen Streit. Problemen gehe ich nicht aus dem Weg. Sie sind für mich Aufgaben. „Geht nicht, gibt es dabei nicht!“
In welcher Rolle sehen Sie den DFV zukünftig?
Der DFV muss in erster Linie wieder der Dienstleister für seine Mitgliedsverbände sein. Dabei auch der kompetente Ansprechpartner für die Politik, die Aufgabenträger, die Wirtschaft, die anderen Mitglieder der Blaulichtfamilie und die Behörden mit Sicherheitsaufgaben.
Nach den Querelen und Vorkommnissen der letzten Monate – was muss sich beim DFV verändern?
Das gegenseitige Vertrauen muss unbedingt wiederhergestellt werden. Verlässlichkeit zu den getätigten Absprachen und eine zielorientierte Arbeit der Gremien und Fachausschüsse haben Priorität.
Wie soll das konkret umgesetzt werden?
Alle Präsidiumsmitglieder erhalten konkret zugewiesene Arbeitsbereiche und Aufgaben. Diese werden gegenüber den Gremien und Mitgliedern öffentlich und nachvollziehbar bearbeitet und abgerechnet. Öffentlichkeit und Transparenz sind die Grundlage für Vertrauen. Die Mitgliedsverbände werden noch mehr als bisher aktiv einbezogen. Dazu wird die Kommunikation ausgebaut und gelebt.
Mit Blick auf die Ereignisse: Was darf künftig nicht mehr gemacht werden? Oder ist verzichtbar?
Zum Beispiel wird sich mit mir nicht mehr in die Belange der Mitgliedsverbände eingemischt oder an ihnen vorbei gearbeitet werden. Wir werden in den Verbandsgremien auch keine „geheimen oder internen Absprachen“ treffen.
Was sagen Sie zu dem Feuerwehrmitglied an der Basis, das sein Vertrauen in den DFV verloren hat?
Gib mir die Chance, Deine Ideen, Wünsche, Sorgen und Anregungen zu den Meinen zu machen. Wenn wir gemeinsam an die Werte der Feuerwehr glauben und hart daran arbeiten, wird der DFV seinen eigenen Ansprüchen auch wieder gerecht werden.
Was macht aus Ihrer Sicht eine zeitgemäße Verbandsarbeit aus?
Wer modern sein will, darf sich keiner Veränderung verschließen. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und unsere Kameradschaft sind traditionelle Werte, welche zum Beispiel in moderner Form auch digital gelebt werden können und müssen.
Welche Schritte würden Sie im Fall einer Wahl als Erstes angehen?
Die AG „Zukunft DFV“ hat konkrete Vorschläge gemacht. Sie gilt es zeitnah umzusetzen. Die Mitgliedsverbände, welche sich aktuell nicht ausreichend wahrgenommen fühlen, werde ich intensiv einbeziehen, um verloren gegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen. 2021 sind Bundestagswahlen und die COVID 19-Pandemie sind weitere Themen. Hier werden wir präsent sein und unsere Belange intensiv vertreten.
Kommentare zu diesem Artikel
Stefan Noack
Sehr geehrter Kamerad Heuberger, ihre Kandidatur ist auf diesem Weg und zur jetzigen Zeit nicht mehr möglich. Ich verweise auf die Wahlordnung des DFV.
Ich würde auch sehr gerne kandidieren. Mein Name Anton Heuberger, seit 36 Jahren FW Davon 19 Jahre als 1. Kommandant. Habe diverse Ausbildungen und arbeite seit 7 Jahren beim PSNV Ostallgäu. Verheiratet und habe 1 Tochter. Bitte so weiterleiten.
Sehr geehrter Kamerad Heuberger, ihre Kandidatur ist auf diesem Weg und zur jetzigen Zeit nicht mehr möglich. Ich verweise auf die Wahlordnung des DFV.
Wie transparent kam diese Kandidatenauswahl zustande?
Ich würde auch sehr gerne kandidieren. Mein Name Anton Heuberger, seit 36 Jahren FW Davon 19 Jahre als 1. Kommandant. Habe diverse Ausbildungen und arbeite seit 7 Jahren beim PSNV Ostallgäu. Verheiratet und habe 1 Tochter. Bitte so weiterleiten.