Berlin – Wirklich viele beneiden Karl-Heinz Banse nicht um sein neues Amt. In schwierigen Zeiten übernahm der Niedersachse die Präsidentschaft des Deutschen Feuerwehrverbandes. Wir sprachen in Berlin mit ihm über die „Affäre Ziebs“, seine Motivation und seine Ziele.
FM: Es gab schon bessere Starttermine für einen neuen Präsidenten. Der Verband steckt vielleicht in der schwersten Krise seines über 150-jährigen Bestehens. Banse: Ich würde sagen, es hat in der Verbandsgeschichte schon deutlich schwierigere Situationen gegeben. Die Zeiten während der beiden Weltkriege dürfen wir nicht vergessen. Wir standen finanziell vor einigen Jahren am Abgrund, dazu gab es sehr große Probleme im Nachgang der 40-Jahr-Feier der Deutschen Jugendfeuerwehr.
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FM: Wie kam es zu Ihrer Bewerbung? Banse: Nach dem Rücktritt von Hartmut Ziebs war das Präsidentenamt beim DFV bekanntlich vakant. Da haben sich dann einige Mitglieder des Präsidialrates (Anmerkung der Redaktion: ihm gehören das Präsidium sowie die Vorsitzenden der Landesfeuerwehrverbände sowie der beiden Bundesgruppen an) gefragt, wer kann es machen? Und dabei sind sie dann auf mich gekommen.
FM: Wer sind „sie“ konkret? Banse: Die ersten Anfragen kamen aus den norddeutschen Bundesländern – dann auch aus Bayern.
feuerwehrhand
FM: Und mussten Sie lange überlegen? Banse: Schon ein wenig. Das Amt des Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Meiner Meinung nach musste der neue Präsident aus einem mitgliedsstarken Landesfeuerwehrverband kommen und über eine gewisse Erfahrung verfügen. Außerdem war ich der Meinung, dass es sich um jemanden handeln sollte, der dem bisherigen Präsidium noch nicht angehörte. Da blieben letztlich nicht so viele mögliche Kandidaten übrig. Wobei mir die Feststellung wichtig ist, dass es mich nicht in die Position des DFV-Präsidenten gedrängt hat und ich niemanden gebeten habe, mich vorzuschlagen. Ich wurde gefragt und habe mich nicht weggeduckt.
FM: Und warum glauben Sie, jetzt der richtige Mann an der Spitze des DFV zu sein? Banse: Die Zeit der Alleingänge muss ein Ende haben. Jetzt ist ein absoluter Teamplayer gefragt. Das bin ich aus Überzeugung. Ich versuche, alle einzubinden und auf dem gemeinsamen Weg mitzunehmen. Persönliche Eitelkeiten dürfen keine Rolle spielen, wir müssen uns wieder auf die Sacharbeit konzentrieren.
FM: In den Monaten nach Bekanntgabe Ihrer Kandidatur sind einige unschöne Dinge hochgekommen. Stichwort: Stasi-Mitarbeit des damaligen Ehrenmitglieds Prof. Dr. Albert Jugel. Wie oft hatten Sie in dieser Zeit die Kandidatur bereut? Banse: Bereut habe ich es keine Minute. Ich möchte es mal so ausdrücken: Es gibt aktuell einige Schwierigkeiten im Verband. Aber die werden wir lösen! Und wir werden dabei weitere Fachleute hinzuziehen und uns unabhängig beraten lassen. Letztlich bin ich mir sicher, dass wir sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen werden.
FM: Was macht Sie da so sicher? Banse: Ich bin ja schon einige Jahre in führender Position auf Landesebene dabei. Aber so viel wie in den letzten Monaten haben wir beim DFV noch nie kommuniziert. Die Landesfeuerwehrverbände sind enger zusammengerückt, sprechen sich in viel mehr Punkten ab.
FM: Ich möchte noch mal auf den von Ihnen erwähnten Punkt zurückkommen, dass Sie beim Rücktritt von Hartmut Ziebs nach eigener Auskunft unbeteiligt gewesen sind. Viele Anhänger Ihres Vorgängers bezeichnen Sie als Verbündeten der viel gescholtenen Vizepräsidenten. Es sei so kein echter Neuanfang möglich. Was sagen Sie dazu im Hinblick auf Ihre Person?
Banse: Ich habe Hartmut Ziebs wirklich sehr lange loyal zur Seite gestanden. Selbst dann noch, als schon fast alle von ihm abgerückt waren. Aus diesem Grund hatte ich auch das Treffen in Braunschweig Anfang Dezember 2019 angeregt. Es sollte eine offene Aussprache zwischen dem Präsidenten, den Vizepräsidenten und den Vorsitzenden der Landesfeuerwehrverbände werden. Im engsten Kreis der Verantwortlichen sozusagen. Damals hatte ich noch die Hoffnung, wir packen das alle gemeinsam. Doch wie jeder weiß, kam es anders.
FM: Die tiefen Risse im Verband zwischen einzelnen Landesfeuerwehrverbänden, die dadurch entstanden sind, scheinen aber nahezu unüberbrückbar! Banse: Das sehe ich nicht so. Sicher, es gibt in einzelnen Punkten Meinungsverschiedenheiten. Aber über die Verbandsarbeit kommen wir wieder zusammen. Nehmen wir beispielsweise Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Der Feuerwehr-Flugdienst des LFV Niedersachsen überwacht seit dem letzten Jahr auch den Ostharz. In der praktischen Arbeit vor Ort spielt die „Affäre Ziebs“, wie sie oft heißt, keine Rolle.
FM: In NRW gibt es Stimmen, die für einen Austritt des Landesverbandes aus dem DFV plädieren. Wie sehen Sie das? Banse: Da gäbe es nur Verlierer. Kein Landesfeuerwehrverband sollte den DFV verlassen. Nur gemeinsam sind wir stark.
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