Kompakt, wendig, ungewöhnliche Kombination

Die neuen Gerätewagen Atemschutz bei der BF Bochum

Bochum – Bis Ende 2020 setzte die Berufsfeuerwehr Bochum einen ganz speziellen Gerätewagen für den Bereich Atemschutz-Strahlenschutz ein. Als Fahrgestell diente ein Mercedes Atego 818 mit langem Radstand. Den ehemaligen Blumentransporter hatte die Kfz-Werkstatt der Feuerwehr selbst ausgebaut. Als Ersatz stellte die BF zum Jahreswechsel zwei identisch aufgebaut GW-Atemschutz-Strahlenschutz in Dienst. Auch ungewöhnlich. 

Die beiden neuen GW-AS der BF Bochum hat Iturri azf Volvo FL8-Fahrgestellen aufgebaut. Der AUfbau ist zweigeteilt: vorne der Arbeits- und Dokumentationsraum, dahinter der Laderaum. Foto: Hegemann

Zur Sicherstellung der Atemschutzreserve und Atemschutzlogistik an größeren Einsatzstellen und auf den Feuer- und Rettungswachen verfügte die Feuerwehr Bochum schon seit Jahrzehnten über einen Gerätewagen-Atemschutz und Strahlenschutz (GW-AS). Auf ihm wurde auch Strahlenschutz- und weitere Messtechnik sowie entsprechende Schutzkleidung mitgeführt. Das Fahrzeug ist mit zwei Einsatzkräften besetzt, beide sind als Atemschutzgerätewart ausgebildet.

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Ein echtes Unikat: den alten GW-AS hatten die Feuerwehrleute auf einem ehemaligen Blumentransporter selbst aufgebaut. Beachtet den Hecküberstand. Foto: Hegemann

Bisher kam als GW-AS ein in Eigenregie umgebauter ehemaliger Blumentransporter zum Einsatz. Der Mercedes Atego bestand aus einem Kofferaufbau mit Ladebordwand und seitlicher Einstiegstür. Bemerkenswert ist, dass bereits damals durch viel Engagement der beteiligten Kollegen das Fahrzeug mit selbst gebauten Rollwagen für die Atemschutzgeräte ausgestattet war. Das Fahrzeug führte 45 PA-Geräte, neun Langzeit-Atemschutzgeräte sowie acht Regenerationsgeräte standardmäßig mit. Weitere Atemschutz- und Regenerationsgeräte wurden mittels einem ebenso in Eigenregie umgebauten Abrollbehälter nachgeführt.

Der “Blumentransporter” bot viel Platz, war aber wegen des Hecküberhangs schwer zu manövrieren. Die Bochumer Kollegen wünschten sich deshalb für die Zukunft eine wesentlich kompaktere Lösung. Auswertungen ergaben zudem, dass auf dem Fahrzeug eigentlich zu viel Atemschutztechnik mitgeführt wurde. 

Fahrgestell Volvo FL8, Aufbauten von Iturri

Letztlich entschieden sich die Bochumer, zwei identische Fahrzeuge als Ersatz zu beschaffen. Den Zuschlag für den Bau erhielt die Firma Iturri in Wilnsdorf (ehemals Schmitz Umweltschutztechnik beziehungsweise Gimaex), die die Fahrzeuge in Arbeitsgemeinschaft mit der Firma Ewers in Meschede baute.  Als Fahrgestelle dienen Volvo FL8. Die Rollwagen für die Atemschutz-Logistik lieferte Firma Jerg.

Auch auf der Fahrerseite können die Rollwagen im Heck-Geräteraum von außen erreicht werden. Foto: Hegemann

Der Aufbau der Fahrzeuge setzt sich aus zwei getrennten Komponenten zusammen. Dabei wurde bei der Firma Ewers in einem Werk zunächst der Arbeits- und Dokumentationsraum gefertigt und auf das Fahrgestellt aufgesetzt. Anschließend wurde im benachbarten Werk der hinten verbaute Schwenkwandaufbau gefertigt.

Beide Fahrzeuge wurden nach erfolgter Auslieferung am Atemschutzzentrum der Feuerwehr Bochum an der FRW I in Wattenscheid stationiert. Ein Fahrzeug wird ständig als Einsatzfahrzeug genutzt (GW-AS 1). Es dient der Versorgung von Einsatzstellen mit Atemschutztechnik, erweiterter Schutzausrüstung und Messtechnik. Das zweite Fahrzeug (GW-AS 2) ist ebenso für bestimmte Einsatzstichworte (zum Beispiel Brand in der U-Bahn-Anlage) in der Alarm- und Ausrückeordnung hinterlegt. Weiterhin dient es als taktische Reserve bei Großeinsätzen, als Logistikfahrzeug für das Atemschutzzentrum und als technische Reserve. Steht der Tagesdienst der Atemschutzwerkstatt insbesondere in den Abend- und Nachtstunden sowie an Sonn- und Feiertagen nicht zur Verfügung, wird das zweite Fahrzeug durch eine auf der FRW I stationierte Löscheinheit der Freiwilligen Feuerwehr Bochum besetzt.

Optimale Entnahmemöglichkeiten

Die Zugänglichkeit zu m Heck-Geräteraum ist einerseits über vollflächig zu öffnende seitliche Schwenkwände und andererseits über die heckseitige Ladebordwand gewährleistet. An den geöffneten Schwenkwänden befinden sich auf der gesamten Länge des  Geräteraumes einen rutschfesten Auftritt mit einer Mindesttragfähigkeit von 250 kg und einer Tiefe von 300 mm. Somit können einzelne Einsatzmittel (wie Tausch von Atemschutzgeräten für nur einen eingesetzten Trupp) aus einem Rollwagen entnommen werden können, ohne dass zunächst die Rollwagen entladen werden müssen.

Bei größeren oder länger andauernden Einsätzen mit Atemschutzbedarf, kann der GW-AS 1 an der Einsatzstelle als „Atemschutzstützpunk“ aufgebaut werden. Die Rollwagen können dann über die Ladebordwand aus dem Fahrzeug entnommen und idealerweise auf der Beifahrerseite in der Nähe des Zuganges des Arbeits- und Dokumentationsraumes positioniert werden. Foto: Feuerwehr Bochum / Weber

Bei Großeinsätzen hingegen kann sich dann die volle Leistungsfähigkeit dieses Konzeptes darstellen. Während ein Fahrzeug als „Atemschutzstützpunkt“ aufgebaut wird, kann das zweite Fahrzeug im Pendelverkehr zwischen der Atemschutzwerkstatt und der Einsatzstelle fungieren und mit den sogenannten „Schwarz-Rollwagen“ kontaminierte Atemschutzgeräte zurückführen sowie mit den standardmäßigen Atemschutzrollwagen je neue frische Atemschutzgeräte mit Atemanschlüssen mit zurück an die Einsatzstelle bringen.

Der hintere „Schwarz-Rollwagen“ ist wasser- und geruchsdicht ausgeführt und dient der Rückführung von eingesetzter Atemschutztechnik. Somit soll Kontaminationsverschleppung vermieden werden. Zusätzlich werden kontaminierte Geräte in Hygienesäcke verpackt, die je nach Verschlussrichtung mit rotem oder grünem Kopf verschlossen werden können. Steht die rote Seite nach außen, bedeutet dies, dass ein kontaminiertes Gerät eingepackt wurde. Foto: Feuerwehr Bochum / Weber

Text: Martin Weber (Abteilungsleiter Technik), Jörg Stange (Sachgebietsleiter Fahrzeugtechnik) und Stephan Meyer (Sachgebietsleiter Atemschutz und Beschaffungen Höhenrettung sowie CBRN)

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