Einjährige Testphase startet im Dezember

Zürich testet Elektro-Drehleiter im Praxiseinsatz

Zürich (Schweiz) – Auf einer Pressekonferenz berichtete Schutz & Rettung Zürich heute über den geplanten Praxistest der ersten vollelektrischen Autodrehleiter (E-ADL) der Welt. Aktuell läuft die Ausbildung an dem Fahrzeug. Ab Dezember soll die L32 A-XS electric von Rosenbauer jeweils für einige Monate an den drei Züricher Feuerwachen eingesetzt werden.

Sorgte auf der Interschutz für enorme Aufmerksamkeit: die erste vollelektrische Drehleiter der Welt. Schutz & Rettung testet sie ab Dezember ein Jahr im Einsatzdienst. Foto: Benkert

Die Elektro-Autodrehleiter haben die Züricher für ein Jahr von Rosenbauer gemietet. “Der Fuhrpark wird in der Testphase um dieses Fahrzeug erweitert”, erklärte Peter Wullschleger, der Kommandant von Schutz & Rettung. Aber im Einsatz gebe es keine Rückfallebene, da rücke immer nur ein Hubrettungsfahrzeug aus. Die Elektro-Drehleiter ersetzt also im jeweiligen Löschzug ein Fahrzeug mit Dieselantrieb. “Die Elektro-Drehleiter muss uneingeschränkt einsetzbar sein und zuverlässig arbeiten. Das hat für uns die oberste Priorität und da machen wir auch keine Abstriche”, so Wullschleger vor der Presse. 

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Ab Dezember wird das Fahrzeug für sechs Monate von der Hauptfeuerwache in die südlichen Bereiche der Stadt ausrücken. Danach geht es dann ab Juni an die Nord-Wache. Und zum Abschluss der Testphase folgen noch zwei Monate am Flughafen Zürich. Die alles entscheidende Frage soll durch den Test beantwortet werden: Ist die Elektro-Drehleiter feuerwehrtauglich? “Auch wir sind gespannt auf die Ergebnisse, gerade während der Wintermonate”, sagt Markus Zellinger, der Geschäftsführer der Rosenbauer Schweiz AG, “aber wir sind natürlich sehr zuversichtlich.”

Im Fahrzeug sind drei Lithium-Ionen-Akkumulatoren mit einer nutzbaren Kapazität von 150 kWh verbaut. Nach Berechnungen der Rosenbauer-Techniker soll der Strom für 8 bis 10 Einsätze in der Stadt (Szenario A) reichen, bei denen jeweils 8 Kilometer Fahrstrecke zurückgelegt werden, das Fahrzeug zweimal abgestützt und zwei Bewegungszyklen nach DIN EN 14043 ausgeführt werden. Außerdem ist jeweils eine Stunde Lichtmastbetrieb vorgesehen. Alternativ sollen auch drei bis vier Einsätze auf dem Land (Szenario B) ohne Wiederaufladen möglich sein. Hier sind jeweils Fahrtstrecken von 20 Kilometer, zweimal Abstützen und 5 Bewegungszyklen sowie ebenfalls eine Stunde Lichtmastbetrieb berücksichtigt worden.

Serienchassis von Volvo

Wichtig war den Zürichern, dass ein Serienchassis als Fahrgestell der E-ADL dient. Stichwort Ersatzteilversorgung. Immerhin ist eine Nutzungsdauer von 20 Jahren vorgesehen. Das Fahrzeug hat Rosenbauer auf einem Volvo FE Electric 4×2 aufgebaut. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren (insgesamt 225 kW).

Die L32 A-XS electric von Rosenbauer ist auf einem Serienchassis von Volvo aufgebaut. Die Arbeitshöhe beträgt 32 Meter. Der Korb kann mit 500 Kilogramm (5 Personen) belastet werden. Foto: Benkert

“Bis 2035 soll der gesamte Fuhrpark der Stadt Zürich auf alternative Antriebe umgestellt werden”, erklärt Claudio Corte, der Abteilungsleiter Fahrzeuge bei Schutz & Rettung. “Das ist das erklärte politische Ziel und gilt auch für die Feuerwehr.” In der Pkw-Klasse beträgt der Anteil der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben bei der Feuerwehr bereits 20 Prozent. Die Elektro-Leiter sei nun der Einstieg in Umstellung bei den Großfahrzeugen. 

Während sich deutsche Feuerwehren oft recht schwer mit Preisangaben tun, berichteten die Züricher auch darüber ganz offen darüber. Demnach kostet die einjährige Miete die Züricher als Pilotkunden 275 Franken am Tag (aktuell liegt der Kurs zum Euro bei ungefähr 1 zu 1). Der Kaufpreis für die E-ADL beträgt 1,2 Millionen Franken. Eine vergleichbar ausgestattet Drehleiter mit Verbrennungsmotor würde eine Millionen Franken kosten.       

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