Motivierende (Leistungs-)Abzeichen für die Kinderfeuerwehr existieren in einigen Verbänden. Hier stellen wir Euch die Unterschiede einer Auswahl von Bundesländern vor: Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen und Baden-Württemberg.
Neben einer rudimentären Ersten Hilfe sowie der Brandschutzerziehung gibt es viele Kategorien, die sich bei den regionalen Abzeichen wiederfinden.
Der seit 2014 existierende Brandfloh umfasst fünf unterschiedliche Themengebiete, abgestimmt auf altersgerechte Leistungsfähigkeit. Voraussetzung ist eine einjährige Mitgliedschaft sowie ein Mindestalter von 9 Jahren.
Bei der Brandschutzerziehung“ zeigt eine Gruppe von drei Kindern die im Dienst erworbenen Kenntnisse zu Verbrennungsvorgängen und geeigneten Löschmitteln (Löschen einer Kerze durch ein Glas oder das Benennen verschiedener brennbarer Materialien).
In „Erste Hilfe“ geht es um das Wissen über die Notrufnummer sowie Maßnahmen, um kleinere Verletzungen wie Blutungen zu behandeln. Auch das korrekte Aufkleben eines Pflasters soll hier demonstriert werden.
„Sport, Spiel, Teamwork“ stellt im Zusammenhang mit einer sportlichen Aufgabe das spielerische Miteinander in den Vordergrund. Hier kann beispielsweise ein Bodenpuzzle mit der Gruppe über einen Hindernisparcours transportiert und anschließend korrekt zusammengesetzt werden.
In der „Feuerwehr-Aufgabe“ wird der kindgerechte Umgang mit feuerwehrtechnischem Gerät gezeigt: Kuppeln von D-Schläuchen und das Vornehmen einer Kübelspritze sind sehr beliebt.
Abschließend lösen die Kinder gemeinschaftlichen einen Fragebogen, in dem es im Ansatz neben Feuerwehr und Brandschutzerziehung auch um Umweltschutz oder Geografie geht.
Urkunde, Pin und ein Eintrag im Kinderfeuerwehr-Ausweis belohnen die erfolgreiche Abnahme. Mehrere Stufen, in denen altersgerecht abgenommen wird, umfasst der Brandfloh nicht.
Rheinland-Pfalz
Seit 2018 wird die Bambini-Flamme in Rheinland-Pfalz verliehen. „Die Abnahme erfolgt in zwei Stufen. Beide bestehen aus einem theoretischen sowie einem praktischen Teil. Jeweils mindestens fünf, maximal acht Aufgaben sollen erfüllt werden. Diese sind speziell auf die Altersstufen und das bei den Kindern vorhandene Wissen abgestimmt. Schon 6-Jährige können sich an Flamme 1 versuchen und werden hierfür zu den fünf W (Wo ist das Ereignis? Wer ruft an? Was ist geschehen? Wie viele Betroffene? Warten auf Rückfragen), zum Notruf oder zum Schutzpatron der Feuerwehr befragt. Praktisch sollen sie zeigen, wie ein D-Schlauch ausgerollt oder Pflaster geklebt wird. Außerdem müssen sie den „Streichholzführerschein“ erwerben. In Stufe 2 (8 bis 9 Jahre) geht es in der Praxis um die stabile Seitenlage in der Ersten Hilfe, um Zielspritzen und das Verhalten im Brandfall. Im Theorie-Teil sind die Aufgaben der Feuerwehr zu nennen, wozu ein Rauchmelder dient und was das Verbrennungsdreieck aussagt. Wer besteht, erhält sowohl eine Medaille als auch eine Urkunde über das Erreichte.
Bayern
In Bayern können Kindergruppen seit 2022 die Kinderflamme erwerben. Jede Prüfung besteht dabei aus fünf Bereichen.
Bei der „Feuerwehr-Aufgabe“ etwa bekommen die Kinder Bilder mit Kleidung gezeigt. Hier sollen sie zeigen, was zur Persönlichen Schutzausrüstung gehört und was nicht. Auch das Herunterspritzen von Tennisbällen auf Verkehrsleitkegeln ist eine mögliche Aufgabe.
In der „Brandschutzerziehung“ orientieren sich die Aufgaben ganz praktisch an dem, was die Feuerwehr bereits in Kindergärten und Grundschulen durchführt: Wie entsteht ein Feuer? Was ist im Brandfall zu tun? Wer kennt das Wärmedreieck?
„Erste Hilfe“ soll die Kinder befähigen, bei Verletzungen ein Pflaster richtig aufzukleben, etwas über Verbrennungen und deren Vermeiden zu wissen oder die stabile Seitenlage korrekt auszuführen.
In der „Team-Aufgabe“ gilt es, eine kameradschaftliche Herangehensweise zu finden und zu beweisen, dass Feuerwehr nur gemeinsam funktioniert. Wenden einer Rettungsdecke von der silbernen auf die goldene Seite, ohne dass dabei Füße oder Hände den Boden berühren beispielsweise. Auch einen kleinen Gummiball zusammen durch ein Stück C-Schlauch wandern zu lassen ist möglich.
Im abschließenden theoretischen Teil beantworten die Kinder Fragen – die Jüngeren mündlich, die bereits mit Lesekompetenz ausgestatteten Älteren schriftlich in Form eines Ankreuztests mit zehn Aufgaben.
Die bayerische Kinderflamme wird altersgerecht in drei Stufen abgenommen und mit Urkunde sowie Anstecknadel bescheinigt: Stufe 1 ist für die Kinder im Alter von 6 bis 7 Jahren (hellblauer Pin), Stufe 2 für 8- bis 9-Jährige (oranger Pin) und Stufe 3 für Kinder, die 10 bis 11 Jahre alt sind (tiefblauer Pin).
Hessen
Die hessischen Kinderfeuerwehren nehmen seit 2016 ihr Abzeichen, die Tatze, in vier Altersstufen ab. In den ersten drei (ab 6, 7 und 8 Jahren) findet der Erwerb auf örtlicher Ebene statt. Die Abnahme der Stufe 4 (ab 9 Jahren) erfolgt überörtlich, beispielsweise beim Kreiskinder-Feuerwehrtag. In jedem Jahr Kinderfeuerwehr kann somit eine Stufe erreicht werden, ein Erwerb setzt aber nicht die vorherigen Stufen voraus.
Die Abnahme umfasst die vier Themenbereiche „Feuerwehrspezifische Aufgabe“ (Knotenkunde, einfache Gerätekunde), „Verhalten im Notfall“ (Absetzen eines Notrufs, Was ist zu tun im Brandfall?), „Richtiger Umgang mit Feuer“ (korrektes Nutzen von Streichhölzern, Verbrennungsdreieck) sowie einen Nachweis aus dem Bereich Sport, Kultur, Musik, Kreativität, Soziales oder Ökologie. Löschen mit einer Eimerkette, aber auch Schwimmen sind neben einer Museumsrallye, Bastelarbeiten oder ökologischen Projekten möglich. Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen der Kinder sollen hier Berücksichtigung finden. Bei der Verleihung erhalten die Kinder ihren Ausweis für das Kinderfeuerwehrabzeichen sowie Pins zum Anstecken.
Baden-Württemberg
Der seit 2019 in Baden-Württemberg bestehende Kinderfunke ist in zwei Stufen unterteilt, die sich am Alter der Kinder orientieren und nicht zwingend aufeinander aufbauen. Thematisch ist er stärker verzweigt mit seinen sieben Kategorien als in anderen Bundesländern: Fragen und Aufgaben aus den Bereichen „Brandschutzerziehung und -aufklärung“, „Erste Hilfe“, „Sport und Bewegung“, „Teamwork“, „Technik“, „Umweltschutz“ und „Feuerwehraufgabe“ müssen die Kinder lösen. Jede Kategorie umfasst jeweils drei Aufgaben, aus denen die Kindergruppenleitung eine auswählen kann. Fünf Aufgaben, bei denen viel auf anschauliche Bilder zurückgegriffen wird, müssen gelöst werden, um zu bestehen.
Abnahmeberechtigt für den Kinderfunke ist der Jugendfeuerwehrwart. Bei Bestehen verteilen die Betreuer als Anerkennung Medaillen (Stufe 1 mit gelber, Stufe 2 mit roter Flamme) an die Kinder. Im Rahmen des Landesfeuerwehrtages Baden-Württemberg soll die erste landesweite Abnahme im Juli 2023 in Kehl erfolgen.
Motto: „Bei uns gewinnt jeder!“
Abzeichen in der Kinderfeuerwehr
Flamme, Tatze, Brandfloh oder Funke: Abzeichen motivieren schon Mädchen und Jungen in der Kinderfeuerwehr. Bei der Abnahme soll es aber nicht um eine konkrete Leistungsbewertung gehen. Auf die Vermittlung von Motivation und Teamarbeit kommt es an.
Laut Michael Klein, dem Vorsitzende des Fachausschusses (FA) „Kinder in der Feuerwehr“, wollen sich Kinder spätestens am dem Schulalter mit Gleichaltrigen messen und dabei auch erfolgreich abschneiden. Ein Abzeichen, das dafür als Beleg und Auszeichnung dienen kann, sei daher ein bewährter Ansporn. In den Bundesländern, in denen Kindergruppen in der Feuerwehr verbreitet sind, bestehen Handlungsempfehlungen und Rahmenpläne für Bedingungen und Verleihung von Abzeichen. Beim Großteil der Aufgaben dürfen die Kinder an unterschiedlichen Stationen einzeln zeigen, was sie schon an Wissen aufbauen konnten.
Alle gemeinsam haben die Abnahmen, dass die Kinder ihre Prüfung mit Spaß absolvieren sollen, ohne Leistungsdruck. Klappt mal was nicht, drücken die betreuenden Kameraden an den Stationen schon mal ein Auge zu. Anders als später bei der JF gibt es keine Punkteverteilung. Zwar existiert offiziell neben dem Ergebnis „Bestanden“ auch „Nicht bestanden“. Das komme aber eigentlich nie vor. „Bei uns gewinnt jeder!“, sei hier gelebter Ansatz, so Klein.
Die thematischen Kategorien ähneln sich dabei von Nord nach Süd: eine Erste Hilfe in Ansätzen und die Weiterführung der bereits in Kindergärten und Schulen betriebenen Brandschutzerziehung beispielsweise. Auch „Teamwork“ oder eine „Feuerwehr-Aufgabe“ ist vielerorts Bestandteil.
In den Bundesländern sind die Abnahmen unterschiedlich geregelt. Mal finden sie innerhalb der Wehr statt, mal sind sie kreisweit im großen Rahmen organisiert. Auch bei den Terminen bestehen verschiedene Modelle. An manchen Orten legen Feuerwehren im Voraus das Datum fest. An anderen erfolgt die Abnahme nach Bedarf das ganze Jahr über, sobald wieder genügend Kinder bereit sind. Auch ein Mindestalter oder eine empfohlene Mitgliedschaft von mindestens einem Jahr existiert als Vorgabe in manchen Verbänden.
Mehr zu Abzeichen bei den Kindergruppen in der Feuerwehr erfahrt Ihr auf vier Seiten in der Ausgabe 2/2023 unter dem Titel „Prima, immer weiter so!“ Das Magazin könnt Ihr im Zeitschriftenhandel kaufen oder versandkostenfrei bestellen unter https://shop.feuerwehrmagazin.de/products/feuerwehr-magazin-2-2023.