Mehr als 30 Knochenbrüche verheilt

Genesene Patientin trifft Retter

Seevetal-Maschen (NI) – Ungewöhnlichen und vor allem außerordentlich schönen Besuch erhielten jetzt die Mitglieder der FF Maschen (Kreis Harburg). Im Rahmen eines wehrinternen Grillabends kam Kerstin Viehweger aus Embsen gemeinsam mit ihrem Ehemann Andreas vorbei und überraschte die Feuerwehrleute. 

An und für sich ist ein Besuch bei einer Feuerwehr nichts Ungewöhnliches. Wenn es sich bei dem Besuch um eine junge Frau handelt, die von der Feuerwehr vor mehreren Monaten bei einer Rettungsaktion nach einem Verkehrsunfall aus ihrem Pkw befreit worden war, aber doch. „Ich bin allen Feuerwehrleuten so dankbar, dass sie mich aus meinem zerstörten Fahrzeug gerettet haben. Daher war und ist es für mich selbstverständlich und ein großes Bedürfnis, dass ich mich bei meinen Rettern persönlich bedanken möchte“, so Kerstin Viehweger.

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Die Nacht auf den 4. September 2022 wird Viehweger nicht mehr vergessen. Sie war auf dem Rückweg von einem Auftritt in Trittau im Landkreis Stormarn (SH). Bedingt durch eine Sperrung der Elbbrücke bei Rönne im Zuge der Bundesstraße B 404 musste sie einen weiten Umweg über die Autobahn A 1 und das Maschener Kreuz auf die Autobahn A 39 fahren, um nach Hause zu gelangen. Zwischen dem Maschener Kreuz und der Anschlussstelle Maschen passierte es dann: Um 2.15 Uhr rammte ein Mercedes Viehwegers Opel Corsa mit hoher Geschwindigkeit. Das Fahrzeug schleuderte mehrfach über die Autobahn und blieb total zerstört im Böschungsbereich der Ausfahrt Maschen liegen – mit Viehweger am Steuer. Sie war in dem Fahrzeug eingeklemmt und hatte schwere Verletzungen erlitten. „Die Ärzte haben im Krankenhaus mehr als 30 Knochenbrüche gezählt“, erzählt sie heute.

Kerstin Viehweger überlebte im September 2022 einen schweren Verkehrsunfall. Dabei war sie von der Feuerwehr Maschen aus ihrem Fahrzeug gerettet worden. Persönlich dankte sie ihren bei der Rettungsaktion anwesenden Feuerwehrleuten mit Thomas Müller, Rainer Hannig, Uwe Schiemann und Niko Lauer (von links). Foto: Feuerwehr/Köhlbrandt

Für die Rettung der Verletzten waren neben dem Rettungsdienst auch die Feuerwehren aus Fleestedt und Maschen alarmiert worden. Während sich die Fleestedter Feuerwehrleute um den verunfallten Mercedes kümmerten, leiteten die Maschener Kameraden die Rettung der verletzten Viehweger ein. „Wir mussten das Fahrzeug zunächst stabilisieren, um so weitere Erschütterungen und in der Folge weitere Verletzungen der Verletzten so gut es geht zu minimieren“, erzählt Thomas Müller. Er ist Gruppenführer der Feuerwehr Maschen und war in der Nacht Einsatzleiter für den Feuerwehreinsatz. Mithilfe von hydraulischen Rettungsgeräten öffneten die Feuerwehrleute das zerstörte Fahrzeug Stück für Stück und schafften es schließlich, die schwerverletzte Fahrerin aus dem Fahrzeug zu retten. Die ganze Zeit über betreute ein Feuerwehrmann die verletzte Frau.

In diesem Opel Corsa war Kerstin Viehweger zwischen dem Maschener Kreuz und der Anschlussstelle Maschen eingeklemmt und schwer verletzt worden. Die Feuerwehr Maschen rettete sie aus dem Fahrzeug. Foto: Feuerwehr/Müller

Nach ihrer Rettung kam sie nach weiteren notärztlichen Behandlungsmaßnahmen in ein Hamburger Krankenhaus. Hier erholte sie sich über Monate von den Folgen der erlittenen Verletzungen, inklusive Reha. „Die Brüche sind so gut wie alle komplett verheilt, lediglich mein Knie bereitet noch Probleme“, sagt sie. Aber sie war wieder so weit fit, dass sie ihren Rettern nun persönlich Danke sagen wollte.

Ehemann Andreas engagiert sich nun ehrenamtlich

Die Freude und Überraschung bei den Feuerwehrleuten und deren Angehörigen war riesengroß, als Viehweger am Feuerwehrhaus auftauchte und sich zu erkennen gab. Ein großes Hallo auf allen Seiten, viele Fragen, Informationen und auch Hoffnungen kamen zur Sprache. Sowohl Kerstin als auch Andreas Viehweger ließen sich noch einmal den Einsatzablauf erklären und begutachteten die Einsatzfahrzeuge sowie die Gerätschaften, mit denen die junge Frau aus ihrem Pkw befreit wurde. Für alle Beteiligten wurde es ein schöner wie auch emotionaler Abend, immer wieder waren die Beteiligten in intensive Gespräche vertieft. „Das ist für uns alle wunderschön, wenn wir sehen, dass es Menschen wieder so gut geht, die von uns, aber auch von allen anderen Hilfsorganisationen gerettet worden sind. Dieses Dankeschön ist keinesfalls selbstverständlich, daher freut es uns riesig, dass Kerstin den Weg zu uns gefunden hat“, sagt auch Maschens Ortsbrandmeister Torsten Meyer. Erst nach vielen Stunden verabschiedete sich das Ehepaar Viehweger wieder aus Maschen, nicht ohne die besten Wünsche für die Feuerwehrleute auszusprechen.

Ein Gutes hatte der Unfall am Ende dann auch noch: Ehemann Andreas Viehweger war von der Arbeit der Feuerwehr so angetan, dass er sich entschloss, der Ortsfeuerwehr in seinem Heimatort Embsen beizutreten. Dort ist er jetzt aktives Mitglied und unterstützt hier aktiv im Einsatzdienst. 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Respekt, Hut ganz tief ab, sowas bekommt man nicht alle Tage. Ehrenamt ist halt für viele Menschen immer noch eine Selbstverständlichkeit. Bin selber über 45 Jahre freiwillig und auch beruflich aktiv im Dienst gewesen.

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  2. Dem ist absolut nichts mehr hinzuzufügen.
    Es gibt schon viel Ernüchterung unter den Ehrenamtlern.

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  3. Das ist wirklich etwas völlig außer gewöhnliches und aller Ehren wert. in aller Regel hört man und sieht man niemals mehr etwas von einem “Opfer”, ist das in einem RTW verladen.

    Völlig egal, wie schwierig letztendlich die Rettung oder auch die Verletzungen waren.

    Wobei es hier auf dem Land ab und zu Ausnahmen gibt, Opfer aus der “eigenen Gemeide/Stadt”, oder dem näheren Umfeld, sich manchmal nochmal per Mail, Postkarte direkt, oder auch über Dritte melden, Dankesworte übermitteln, vielleicht auch etwas zum Verletzungsrad oder dem aktuellen Gesundheitszustand mitteilen.

    Bei Einsätzen wegen Bränden, oder sonstigen Notlagen auf Bauernhöfen, ist es hier zumindest oft üblich, nach dem Wiederaufbau zum Richtfest, oder der wieder “Inbetriebnahme” des Objektes, die Aktiven der Ortsfeuerwehr mit einzuladen.

    Auch fließen manchmal kleine oder größere Spenden, je nach der Art nd Umfang des Anlasses eines Einsatzes, bzw. der Möglichkeiten der Betroffenen in die Vereinskassen der Feuerwehrvereine.

    Dass natürlich wie hier, der Ehemann und/oder der/die Betroffene selbst in der Feuerwehr (wenn auch einer anderen, als die, die im Einsatz war) aktiv wird, das kommt wirklich höchst selten vor. auch das ist wirklich aller Ehren wert.

    Für viele Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die Feuerwehr eine Institution geworden, die dann wenn man Sie selbst braucht, möglichst sofort da zu sein hat, möglichst die Einsatzstelle wieder besenrein verlässt, mit der man sonst nichts zu tun hat.

    Frei nach dem Motto “die Müllabfuhr kommt einmal die Woche, die Stadtreinigung fährt zweimal die Woche durch, der Getränkelieferant, der die schweren Kisten bis in den zweiten Stock schleppt, alle zwei Wochen und die Feuerwehr eben wenn es brennt/die Hütte unter Wasser steht usw.”

    Dass die Feuerwehr allerdings nur kommen kann, wenn sich viele ehrenamtlich dafür zur Verfügung stellen, die nicht wie die Müllabfuhr, die Stadtreinigung, der Geträbkehändler dafür bezahlt werden, oft Kopf und Kragen riskieren um zu retten was zu retten ist, das wird entweder gar nicht mehr realisiert oder tunlichst verdrängt. Denn was gehen mich die Problene der anderen an.

    Früher war das, zumindest auf dem Land noch ganz anders. Eine wie ich finde ganz, ganz schlimme Entwicklung welche durch das Ellenbogendenken vieler, dem Einfluss der digitalen Medien usw immer weiter verschlimmert wird.

    Gab es früher zumindest noch einige Politiker, die wenigstens versuchten hier gegen zu steuern, haben die meisten unserer heutigen Verantwortungsträger zumindest in “hohen Politik” schon lange jeden Bezug zu dieser Realität verloren.

    Wer “die Welt retten will”, sollte die Männer und Frauen, die uns alle Retten, wenn es sein muss, nicht aus den Augen verlieren und Seinen “höheren Zielen” opfern.

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