Innovatives Brandmanagementsystem gegen Waldbrände

Nachgewiesen: Waldboden kann sich selbst entzünden

Berlin – Waldbrände haben verheerende Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesundheit der Menschen. Im Rahmen des EU-Projekts TREEADS entwickelt die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und weiteren EU-Partnern ein innovatives Brandmanagementsystem, um Waldbrände zu verhindern bzw. ihre Auswirkungen zu minimieren. Erstmals wurde dabei die Selbstentzündlichkeit von Waldböden nachgewiesen.

Forschende haben in Versuchen nachgewiesen, dass Waldböden durchaus zur Selbstentzündung neigen können, wenn bestimmte Parameter stimmen. Symbolfoto: FF Bad Reichenhall (Bild: Markus Leitner BRK BGL)

Höhere Temperaturen, längere und intensivere Trockenperioden, veränderte Vegetationsmuster und erhöhte mikrobiologische Aktivität sind einige der Hauptfaktoren, die durch den Klimawandel beeinflusst werden und das Risiko der Selbstentzündung in Wäldern erhöhen. „Die zunehmende Bedrohung durch Waldbrände auf globaler Ebene ist nicht nur wegen der möglichen Schäden für Menschen und die Tierwelt besorgniserregend, sondern auch wegen der erheblichen Rolle, die Waldbrände bei der Verschärfung des Klimawandels spielen“, erklärt Anja Hofmann-Böllinghaus, Expertin für Brandforschung und Koordinatorin des Projekts an der BAM.

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Im Rahmen des EU-Projekts haben die beteiligten Wissenschaftler eine Methodik entwickelt, um Wald- und Vegetationsproben umfassend zu untersuchen. Dabei werden die Zusammensetzung, das thermische Verhalten und die Schwelneigung von Waldböden analysiert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss der lokalen Vegetation auf die Brandausbreitung. Das Team führte neben Labor-Experimenten Realbrandversuche in Wäldern in Sachsen-Anhalt und Brandenburg durch. Dabei wurden umfangreiche Messdaten zu Rauchgaskonzentrationen und Temperaturen erfasst. Bei der Untersuchung der Bodenproben stellten die Forschenden fest, dass Selbstentzündung bei verschiedenen Arten von Waldböden möglich ist, wenn der organische – und damit brennbare – Gehalt des Bodens ausreichend hoch ist.

Tipp: Fachforum Einsätze in unwegsamem Gelände

Kempten (BY) – Zu einem spannenden Fachforum „Vegetationsbrand unwegsames Gelände lädt das Zentrum Führung im Bevölkerungsschutz am 18. und 19. September 2024 nach Kempten im Allgäu ein. Hier findet der ZFBS-Kongress 2024 unter dem Leitthema „Führen im Bevölkerungsschutz“ statt. Die Gefahren bei Einsätzen im unwegsamen Gelände stellt die Brandbekämpfung vor neue Herausforderungen. Sowohl Einsatztaktik als auch Material und Ausbildung muss auf diese Szenarien angepasst sein. In Workshops und Vorträgen sollen Erfahrungen ausgetauscht und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Die Referenten kommen von der Bergwacht Bayern, der Bergwacht Sachsen, vom European Forest Institute (EFI), der Interkommunalen Fachgruppe Vegetationsbrandbekämpfung Brandenburg sowie von der Feuerwehr der Stadtgemeinde Brig-Glis aus der Schweiz. Infos: www.zfbs.info/kongress.

Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung von Empfehlungen für Einsatzkräfte und Entscheidungsträger zur Waldbrandbekämpfung und -vermeidung. Beispielsweise kann ein kritischer Temperaturwert als Richtwert für präventive Maßnahmen dienen: Liegt die Bodentemperatur über diesem Wert, sollten Lösch- oder Kühlmaßnahmen eingeleitet werden, um die weitere Waldbrandgefahr zu minimieren. Die Daten über die Selbstentzündung von Waldböden werden außerdem in computergestützte Modelle integriert, die die Wahrscheinlichkeit und das Verhalten von Waldbränden vorhersagen. Dazu sind weitere Versuche geplant, um festzustellen, inwiefern die Selbstentzündung des Waldbodens zu größeren Waldbränden führt.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die TU Dresden schreibt:
    “Selbstentzündung gibt es übrigens in Wäldern nicht. Weniger als ein Prozent der Waldbrandflächen werden durch die in Mitteleuropa einzige natürliche Ursache, den Blitzschlag, verursacht. Waldbrände gehen vor allem auf Brandstiftung, Fahrlässigkeit und menschliche Technologien zurück.”
    Wie soll auch Selbstentzündung funktionieren, es werden 270°C benötigt.

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  2. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die ursprüngliche Veröffentlichung durchzulesen. Es wurden Bodenproben über Stunden so lange in einer Heißluftumgebung erhitzt, bis es zu schwelen/brennen begann. Das war so zwischen 160° und 200°C, nach einer stundenlangen heißen Trocknungsphase. Dabei wird dann vermutlich ja auch die Streuauflage umgesetzt haben, nicht der Mineralboden. Hat mich dann auch nicht mehr überrascht und wird wohl auch mit einer Tiefkühlpizza im Backofen funktionieren (die Schlagzeile wäre übrigens viel schöner). Hat wohl nichts mit dem realen Leben in der Natur zu tun.

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  3. Das es verschiedene Bodenarten gibt die unterschiedlicher nicht sein können lässt den Schluss zu wie stark die Böden einer klimatischen Belastung und den umweltlichen Einfluss zu. So dürfte moosiger Boden eine ganz andere Temperaturaufnahme zu haben, zu dem Sandboden eventuell auch gehören kann und hier stellt sich schon die Frage, wie wird es hier bewertet.
    Eine lockere von einer festen Bodenschicht zu unterscheiden ist sicherlich auch ein Grund sich hier Gedanken machen zu müssen. Ich glaube viele Menschen wussten und wissen das nicht.
    Das sich Veränderungen im Boden ergeben durch Hitze merkt man wenn es staubt, ausgetrocknete Flächen können ein Risiko darstellen und Vorsorgemaß ahmen sind keine verschwenderische Maßnahme, sondern Vorbeugend.
    Das der Waldboden einen Brsnd auslösen kann ist mir im erste Moment nicht bewusst gewesen, doch sich damit zu beschäftigen ist eine wichtige Erkenntnis dafür Lösungen zu kreieren, auch wenn viele es vielleicht anders sehen. Wir beugen vor zum Schutz gegen Waldbrände und es gilt die Menschen zu warnen und die Feuerwehren fachgerecht ausbilden zu können, damit aquate Hilfe geleistet werden kann.

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