Strahlenmessung: Ministerium will schweigen

Büchen (SH) – Um das, was an Strahlung im Naturschutzgebiet „Nüssauer Heide“ in Büchen (Kreis Herzogtum Lauenburg) tatsächlich gemessen wurde, wird weiter ein großes Geheimnis gemacht. Wie berichtet, hatten Messgeräte der Experten des „Löschzug Gefahrgut“ des Kreisfeuerwehrverbandeswährend einer Übung am Samstag Strahlen-Alarm gemeldet. Bei einer Kontrolle am Montag bestätigten sich die Messwerte der Feuerwehr – doch eine zwischenzeitliche Entwarnung aus dem Justizministerium wirft weitere Fragen auf.

Am Dienstagabend meldete das für die Atomaufsicht zuständige Justizministerium der Landesregierung dann nach eigenen Messungen, dass es sich um „statistische Schwankungen“ der natürlich vorkommenden Strahlung handeln solle. Allerdings: Die Messsonde der Feuerwehr vom Typ NBR filtert für unverfälschte Ergebnisse die natürlich vorkommende Strahlung bis auf das Calium-40-Isotop aus.

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Eigentlich sollte die Mitteilung der Atomaufsicht die laut Büchens Bürgermeister Uwe Möller “eingetrübte Stimmung” in der Region beruhigen. Doch jetzt wirft sie eher Fragen auf – und es gibt keine Antworten von offizieller Stelle. “Für uns ist die Sache abgeschlossen, dazu sagen wir nichts mehr”, sagte Ministeriumssprecher Oliver Breuer am Mittwoch. Konkrete Mess- und Grenzwerte wollte er nicht nennen. Doch nur diese Fakten hätten Klarheit geschaffen.

Seit 2010 setzt der Kreisfeuerwehrverband Herzogtum Lauenburg diesen Prototyp eines neu entwickelten Reaktorerkundungsfahrzeugs ein. Aufgebaut ist das Fahrzeug von GSF auf einem Mercedes Sprinter 519 CDI mit Allradfahrgestell. In den kommenden Jahren sollen ältere Erkunder durch diese Fahrzeugbaureihe ersetzt werden. Foto: Timo Jann

“Das, was der Löschzug Gefahrgut gemacht hat, war absolut richtig”, erklärt Kreiswehrführer Michael Raddatz. Durch die Kontrollmessungen habe man mögliche Mess- oder Bedienfehler ausgeschlossen, so Raddatz. “Mir steht es nicht zu, über die Daten zu philosophieren. Wir waren nur Serviceleistungsunternehmen für den Grundstücksbesitzer”, erklärt der Kreiswehrführer. Er ist überzeugt davon, dass es nach der ersten Feststellung der Strahlung am Sonnabend absolut richtig war, die Katastrophenschutzübung mit 300 Einsatzkräften fortzusetzen. Das hatte er mit Landrat Gerd Krämer abgesprochen. Raddatz: “Vielmehr hat dieser Fall doch gezeigt, dass die Feuerwehr auch im Rahmen einer Übung absolut vernünftig mit ihrer Technik umgeht.”

Unklar ist allerdings, warum um die tatsächlich registrierte Strahlung in der “Nüssauer Heide” so ein Geheimnis gemacht wird. Die Feuerwehr verweist darauf keine Werte nennen zu dürfen. Das Ministerium dürfte es tun, will es aber trotz Nachfrage nicht.

Nach bisherigen Informationen hatten die Gefahrgut-Experten sowohl am Samstag als auch am Montag eine Verunreinigung der Oberfläche mit radioaktiven Gefahrstoffen registriert. Deren Vorkommen wird in “Impulsen pro Sekunde” (Ips) gemessen. Das Messsystem in den Erkundungsfahrzeugen, die die Feuerwehr im Lauenburgischen außer in der Kreisfeuerwehrzentrale in Elmenhorst auch in Lauenburg, Schwarzenbek und Mölln speziell für Zwischenfälle mit radioaktiven Stoffen, etwa nach einem Störfall im Kernkraftwerk Krümmel oder im Helmholtz-Forschungszentrum vorhält, registrierte um 50 Prozent über dem Warnwert des Geräts liegende Ips, es war die höchste Alarmstufe der Software ausgelöst.

Drei Typen unterschiedlicher Generationen der Erkundungsfahrzeuge gibt es im Herzogtum Lauenburg. Das neueste Modell basiert auf einem Mercedes Sprinter, der 2010 als Prototyp für eine neue Baureihe in Dienst gestellt und gestestet wurde. Mit diesem Fahrzeug wurde am Sonnabend erstmals die Strahlung gemessen. Die Messsonde wird durch seitlich angebrachte Fühler gefüttert. Raddatz erklärte das System am Montagabend: “In einem Zählrohr nehmen wir die vorkommende Strahlung auf, die Stoffe werden gezählt und jede Sekunde gibt es einen Wert.” Die so genannte Dosisleistung und die Aktivität der Strahlung sind weitere Einheiten, nach denen die Gefahr für Menschen beurteilt werden kann.

Notfalls rücken die jeweiligen Erkunderfahrzeuge mit ihren Besatzungen aus, um die freigesetzte Strahlung nach einem Zwischenfall festzustellen. Auf Basis der Erkenntnisse müssten dann Maßnahmen, beispielsweise Evakuierungen, entschieden werden. Fraglich ist jetzt, ob möglicherweise die Software einfach unzureichend ist, wenn denn die Warnwerte tatsächlich unterhalb aller Gefahrenwerte liegen sollten.

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