Stuttgart – Elektro- und Hybridautos mit Lithium-Ionen-Antriebsbatterien sind im Brandfall mindestens genauso sicher wie Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Reihe von Brandversuchen, die die Sachverständigen der Dekra gemeinsam mit einem Autohersteller unternommen haben.
In der Versuchsreihe wurden drei Antriebsbatterien eines aktuellen Elektrofahrzeugs in Brand gesetzt und mit unterschiedlichen Löschmitteln gelöscht. “Wir wollten herausfinden, wie sich die Batterien beim Brand und während des Löschens in der Praxis verhalten und welche Mengen an Löschmittel notwendig sind”, so Markus Egelhaaf aus der Dekra-Unfallforschung.
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Entzündet wurden die Batterien mit Benzin. Nach mehreren Minuten in den Flammen bei Temperaturen von über 800 Grad Celsius begannen die Batterien eigenständig zu brennen. Dabei war die Flammen- und Rauchentwicklung deutlich geringer als bei brennendem Benzin. Der Überdruck, der im Inneren der Batterien durch den Brand entstand, wurde durch die eingebauten Überdruckventile nach außen abgeleitet. Dabei entstanden kleinere Stichflammen, die aber ihrerseits hinter der Intensität eines Benzinbrandes zurückblieben. Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Punkt, so Egelhaaf: “Die Gefahr, dass sich der Brand schnell ausbreitet, ist bei den Batterien geringer. Denn anders als bei Fahrzeugen mit konventionellen Kraftstoffen wie Benzin oder Diesel können hier keine brennenden Flüssigkeiten wegfließen und so benachbarte Objekte in Brand setzen.”
Erhöhter Löschwasserbedarf
Wie sich brennende Antriebsbatterien löschen lassen, testeten die Experten mit unterschiedlichen Mitteln. Im ersten Versuch der Reihe bekämpften sie den Batteriebrand mit Wasser. Das funktionierte zwar, dauerte allerdings seine Zeit. Mehrere Male war das Feuer aus, flammte aber wieder auf. Dies zeigt, dass nach dem eigentlichen Löschen das Fahrzeug beziehungsweise das Batteriegehäuse nachgekühlt werden muss. Insgesamt lässt dieser Versuch einen deutlich größeren Löschwasserbedarf erwarten, als es zum Löschen konventioneller Pkw erforderlich ist.
Löschmittelzusätze zeigen Wirkung
Bei den beiden Folgeversuchen wurden dem Löschwasser Zusätze beigemischt, um die Lösch- und Kühlwirkung zu erhöhen. Eines der beiden Löschmittel bildet in der Mischung mit Wasser ein Gel. Das fließt, anders als Wasser, nicht einfach weg, sondern bleibt auf dem brennenden Stoff haften und kühlt so deutlich besser. Der andere Löschmittelzusatz setzt die Oberflächenspannung des Wassers herab und erhöht die Verdunstungsrate. So wird auch hier die Kühlwirkung deutlich erhöht. “Beide Zusätze zeigten auch bei unseren Brandversuchen sehr gute Löschwirkungen”, berichtet der Experte. “Es war viel weniger Wasser nötig, um den Brand zu löschen, und auch deutlich weniger Zeit.”
Schadstoffe im Löschwasser überprüft
Unter dem Strich steht für die Unfallforscher die Erkenntnis: Elektro- und Hybridautos mit Lithium-Ionen-Antriebsbatterien stehen im Brandfall mindestens auf dem gleichen Sicherheitsniveau wie Benzin- oder Dieselfahrzeuge. Auch das abfließende Löschwasser wurde analysiert. Die Untersuchung im hauseigenen Labor für Umwelt- und Produktanalytik hat gezeigt, dass die Belastungswerte vergleichbar sind mit denen nach dem Löschen eines brennenden konventionell angetriebenen Pkw.