Lauenburg (SH) – “Wann wir den Katastrophenalarm wieder aufheben, können wir noch nicht sagen”, erklärt Landrat Gerd Krämer zur Lage in Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) an der Elbe. Er hatte wegen der sich abzeichnenden dramatischen Hochwasser-Situation am 5. Juni den Katastrophenfall festgestellt. Damit erhielten die Einsatzkräfte in Lauenburg und Umgebung zusätzliche Befugnisse im Kampf gegen die Fluten. Jetzt liegt es an der täglichen Lagebeurteilung des Katastrophenschutzstabes, inwieweit die Situation als überstanden eingeschätzt wird.
Krämer müsste dann bei einer positiven Einschätzung eine neuerliche Allgemeinverfügung erlassen. “Noch ist die Straße weich wie Pudding, da können wir mit schwerem Gerät noch nicht rein”, beschreibt Karsten Steffen, der Sprecher der Kreisverwaltung, die aktuelle Situation.
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Am Mittwoch hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel die Situation vor Ort angeschaut, um vor dem für heute geplanten Krisengespräch mit den allen 16 deutschen Ministerpräsidenten in Berlin einen aktuellen Eindruck zu haben. Bei dem Gespräch geht es um die Kostenverteilung des Hilfsfonds. Merkel ließ sich unter anderem von Lauenburgs Feuerwehrchef Lars Heuer in die Lage einweisen.
Pegel erst am Dienstag unter der 9-Meter-Marke
Der Pegelstand der Elbe geht in Lauenburg unterdessen nach dem Höchststand von 9,64 Metern am Dienstag weiterhin zurück. Zwar nur langsam, aber stetig. Laut der neuesten Prognose soll der Wasserstand erst am kommenden Dienstag die 9-Meter-Marke unterschreiten. Am Donnerstag stand das Wasser rund 9,40 Meter hoch. Bis zu dem für Dienstag angekündigten Wert dürfte die Lage noch als kritisch gelten. Denn: Die Flut hat die alten Häuser direkt am Elbufer so sehr umspült, dass zunächst Statiker prüfen müssen, ob noch alles standsicher ist.
Vorher wird es erforderlich sein, einen zehn bis zwölf Stunden dauernden Pumpeinsatz der Feuerwehr und des THW mit Hochleistungspumpen zu organisieren. “Wir werden das Wasser ab einem Stand von 9,30 Metern wieder aktiv bekämpfen. Dann wird es aber wichtig sein, dass wir das Wasser aus den Kellern in dem Umfang, wie die Elbe nachlässt, aus den Kellern holen, um für einen gleichmäßigen Druck innen und außen zu sorgen”, sagt Heuer. Anderenfalls könnten die geschwächten und aufgeweichten Wände der bis zu 400 Jahre alten Häuser an der Elbstraße unter dem Druck nachgeben. Das könnte einen Dominoeffekt nach sich ziehen: Fällt ein Haus um, zieht es weitere mit sich. Außerdem muss auch weiterhin der 3,2 Kilometer lange Elbdeich genau beobachtet werden, damit er aufgrund des anhaltend hohen Wasserstands nicht durchfeuchtet und abrutscht.
Nach der Pumptätigkeit der Einsatzkräfte in der Elbstraße, wenn die Straße im Wesentlichen trocken ist, wird die Stromversorgung bis zu den Hausanschlüssen abschnittsweise wieder aufgebaut, heißt es. “Die jeweilige Zutrittssicherheit der Wohngebäude werden wir mit Bausachverständigen prüfen”, kündigt Bürgermeister Andreas Thiede an. Thiede: “Danach werden die Anwohner wieder in Ihre Häuser zurückkehren können.”
Zur Stromversorgung innerhalb der Gebäude soll es für die Betroffenen Sicherheitshinweise der Versorgungsbetriebe geben. Denn vor der Wiederinbetriebnahme der elektrischen Versorgung wird ein umfangreicher Sicherheitscheck nötig sein, um Fehlerquellen durch eingedrungenes Wasser auszuschließen. Sonst könnte es zu Kurzschlüssen kommen. Thiede: “Wir bieten zur Beschleunigung des Verfahrens an, dass die Bewohner den Einsatzkräften ihre Hausschlüssel zur Verfügung stellen, damit wir frühzeitig mit dem Begehen der Bausachverständigen unter Begleitung von Polizeikräften beginnen können.” Die Schlüssel können in der Feuerwache an der Reeperbahn abgegeben werden.
Auf die Betroffenen, das zeichnet sich bereits ab, werden langwierige Aufräumarbeiten warten. Alte Holzböden dürften unter dem Wasser aufgequollen sein, dasselbe gilt für Holztüren und –zargen. Und dann ist da in vielen Häusern noch der Dreck, der beseitigt werden muss. “Ob und wir wir da Unterstützung durch die Einsatzkräfte bieten können, müssen wir noch abklären. Auch im öffentlichen Bereich warten schließlich noch jede Menge Aufgaben”, sagt Steffen. 400.000 Sandsäcke müssen aufgeladen und abtransportiert werden. Zunächst wahrscheinlich zu einem zentralen Lagerplatz am Klärwerk, dort gibt es große Flächen, die man nutzen könnte. Steffen: “Wir haben viele Dinge zu organisieren, damit das dann nachher einigermaßen geordnet abläuft.”