Die Oslo Methode – der Einsatz von Ketten im Zugverfahren beim Verkehrsunfall. Was lange Zeit als völlig ungeeignetes Mittel bei der Technischen Hilfeleistung galt, ist inzwischen teils wieder bei der Feuerwehr ein Thema – allerdings nur unter besonderen Umständen. Doch was ist diese Oslo-Methode überhaupt? Und warum galt das Ziehen mit Ketten als verpönt? Ist diese Taktik heute uneingeschränkt zu empfehlen, oder eher doch nicht? Hier gibt es acht Fragen und Antworten zum Thema!
Was ist denn diese Oslo-Methode genau?
Die Oslo Methode ist eine technische Form zur Befreiung von eingeklemmten Fahrzeug-Insassen. Hierbei kommen Ketten zum Einsatz, mit deren Hilfe die verformte Fahrzeug-Karrosserie auseinandergezogen wird. Sie ist eine Variante bei der Unfallrettung.
Geht das nur bei bei Pkw, oder funktioniert die Oslo-Methode auch bei Lastwagen?
Ja, dieses System ist bei Pkw und bei Lkw einsetzbar. Allerdings erfordert die Rettung von eingeklemmten Lkw-Fahrern mit dieser Taktik eine gesonderte und besonders umfassende Ausbildung.
Wer hat die Oslo-Methode eigentlich erfunden?
Entwickelt wurde die Methode von einem Paramedic der Feuerwehr Oslo (Norwegen) – so entstand die Bezeichnung “Oslo Methode”. Mitarbeiter der norwegischen “Norsk Luftambulanse” entwickelten sie weiter, mehreren Schweden sorgten für eine weitere Optimierung des Systems.
Wo wird die Oslo-Methode denn überall eingesetzt?
Die Oslo-Methode ist bei Feuerwehren in Skandinavien eine gängige Praxis zur Befreiung von eingeklemmten Unfallopfern nach Verkehrsunfällen. So wird diese Methode zum Beispiel an Feuerwehrschulen in Schweden gelehrt. Auch in Deutschland entdecken Feuerwehren das System (wieder neu) für sich.
Worin liegt der Vorteil dieser Methode?
Die Oslo-Methode gilt als deutlich schneller, als die in Deutschland gängige Praxis, das Armaturenbrett mit einem Rettungszylinder wegzudrücken. Mitarbeiter des Ulleval University Hospital Oslo sowie der Berufsfeuerwehr Oslo haben eine Vergleichsstudie durchgeführt. Sie verglichen die Standardmethode und die Kettenzugmethode zur Rettung eingeklemmter Personen nach einem Verkehrsunfall. Während die Rettung nach den in Deutschland gängigen Maßnahmen ausschließlich mit hydraulischen Rettungsgeräten im Schnitt zirka 29 Minuten dauert, werden für die Kettenzugmethode durchschnittlich 15 Minuten benötigt – bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Patient transportfähig auf einer Trage liegt. Ein weiterer großer Vorteil der Oslo-Methode: die zum Ziehen erforderliche Kraft beträgt in den meisten Fällen weniger als 10 Kilonewton (nach einem Versuch der Feuerwehr Wuppertal).
Ist die Oslo-Methode gefährlich?
Wie bei anderen Techniken zur Entklemmung von Menschen gelten auch bei dieser Art der Unfallrettung die üblichen, empfohlenen Abstände zu Sicherheitseinrichtungen (Airbags). Ebenso müssen die Grundsätze und Sicherheitsabstände ähnlich dem Einsatz von Seilwinden etc. eingehalten werden. Klar ist: es werden große Kräfte eingesetzt, die bei falscher Freisetzung (z. B. Abrutschen einer Kette o.ä.) auch gefährlich werden können. Ein Einsatz ohne eine vorherige gründliche Ausbildung mit einem erweiterten technischen und physikalischen Sachverstand sollte unbedingt unterlassen werden.
Warum waren die Ketten in Deutschland lange bei der Unfallrettung verpönt?
Ebenso wie die Hilfsmittel Blechaufreißer, Trennschleifer und ähnliche Dinge war vor einigen Jahrzehnten die Kette bei Verkehrsunfällen ein Standardeinsatzmittel bei den Feuerwehren. Allerdings war die einst eingesetzte Form alles andere als erschütterungsfrei für den Eingeklemmten. Als das Thema der “schonenden Unfallrettung” aufkam, galt das Wegziehen des Vorderwagens mit Ketten als denkbar schlechtes Mittel. Der ausschließliche Einsatz der Rettungszylinder setzte sich durch. Bei der Oslo-Methode geht es zwar auch um einen Ketteneinsatz, allerdings in einem modernen und durchdachten Verfahren.
Kann die Oslo-Methode bei jedem Unfall mit eingeklemmter Person eingesetzt werden?
Nein, auf keinen Fall! Für die Anwendung eines Kettenzuges müssen bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein: Einsatzlage Frontalunfall, ausreichend Aufstellflächen für Einsatzfahrzeuge, zwei Einsatzfahrzeuge mit Seilwinde. Die Oslo-Methode bietet weitere Möglichkeiten, eingeklemmte Personen zu befreien. Sie kann jedoch die Arbeit mit Rettungszylindern nicht ersetzen. Die Methode ist nur eine Methode unter vielen und sollte nur in diesen besonderen Situationen und mit Bedacht angewendet werden.