Ausverkauf im Feuerwehr-Magazin-Shop

Feuerwehr Taschen aus Einsatzjacken

Feuerwehr-Material steht für exklusive Upcycling-Produkte hoch im Kurs: Die Projektgruppe Handic@pp der Behinderteneinrichtung “Stormarner Werkstätten” stellt aus gebrauchter Feuerwehr-Einsatzkleidung diverse Produkte her. So entstehen aus dem “Heldenstoff”, wie die Mitarbeiter selbst das Material nennen, Handy- und Tablet-Hüllen, Schlüsselanhänger, sowie Kuriertaschen. Die Produkte mit “Gebraucht-Look” kommen auch als Feuerwehr-Geschenkartikel unter dem Weihnachtsbaum gut an.

“Heldenstoff” nennen die Mitarbeiter der Behinderteneinrichtung Stormarner Werkstätten in Bad Oldesloe (SH) das, woraus sie Hüllen für Tablets, Schlüsselanhänger, sowie Tragetaschen schneidern. Die Rede ist von ausgemusterten Schutzjacken und Einsatzhosen der Feuerwehr.

Anzeige

“Es ist ein tolles Gefühl, dass wir aus diesen Dingen, mit denen die echten Firefighter im Einsatz waren, um Leben zu retten, etwas Neues machen dürfen”, berichtet Diana Strohbusch, die in der Behindertenwerkstatt arbeitet. Sie gehört der Projektgruppe “Handic@pp” an, die sich die Produkte, den Namen und die Marketingstrategie komplett selbst ausgedacht hat. Menschen mit und ohne Handicap arbeiten dabei Hand in Hand zusammen. Und das äußerst erfolgreich.

“Wir wollten schon lange etwas herstellen, was uns unverwechselbar macht. Eine richtige Eigenkreation”, erklärt Projektleiter Jörn Baasner, der ständig auf der Suche nach neuen Beschäftigungen und Herausforderungen für die Mitarbeiter der Einrichtung ist. “Wichtig war uns, dass wir dabei nicht auf den Mitleidsbonus setzen wollten, sondern ein Produkt anbieten, das wegen seiner Funktionalität und Besonderheit gekauft wird”, ergänzt Falko Wildgrube, Abteilungsleiter der Stormarner Werkstätten.

In der Behinderteneinrichtung "Stormarner Werkstätten" werden die Feuerwehr-Taschen hergestellt. Foto: Jann
In der Behinderteneinrichtung “Stormarner Werkstätten” werden die Feuerwehr-Taschen hergestellt. Foto: Jann

Mitarbeiter suchten neue Herausforderung

Festgelegt, was das denn sein könnte, war die zehnköpfige Projektgruppe anfangs nicht. Man wollte aber innovativer sein als andere Werkstätten, die Vogelhäuser, Nistkästen oder Holzspielzeug herstellen. In ihren Werkstätten in Bad Oldesloe können die Mitarbeiter unter anderem Metall bearbeiten, sie verfügen über eine Kfz-Werkstatt, eine Schneiderei, eine Polsterei und eine Abteilung zur Holzbearbeitung. Baasner: “Die Mitarbeiter mit Handicap entwickeln sich und suchen gerne neue Herausforderungen. Darauf haben wir reagiert.” Klar war, dass das Material für die Eigenkreation hohen Ansprüchen genügen sollte. “Wir wollten etwas nutzen, was eigentlich auf den Müll gekommen wäre”, sagt Baasner. Das nennt sich „upcyceln“ (statt recyceln). “Es geht dabei ums Aufwerten des Materials”, erklärt der Projektleiter.

Die Projektgruppe bekam zufällig Kontakt zu Thomas Wetzel, der in Ahrensburg einen Online-Shop für kuriose Geschenke und einen Sportwagen-Handel betreibt. Wetzel war von der Arbeit in den Werkstätten begeistert und sagte sofort seine Unterstützung zu.

Schließlich kam die Projektgruppe auf die Idee, alte Uniformen zu nutzen. Doch von der Polizei hagelte es Absagen. Auch Versuche mit Fallschirmseilen und Flugzeugsitzstoff verliefen im Sande. Zufällig entdeckte dann ein Mitglied der Projektgruppe bei einem Internetauktionshaus eine Einsatzjacke der Feuerwehr und ersteigerte diese. Die Projektgruppe entwickelte daraus verschiedene Taschen- und Hüllentypen, die in der Schneiderei gefertigt werden sollten. “Dazu waren wir alle selbst einen Tag lang in der Schneiderei, um zu erfahren, was technisch mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln überhaupt möglich ist”, sagt Wildgrube.

“Besonders willkommen sind uns Einnäher und Applikationen der Jacken, etwa mit Hinweisen zur Stoffqualität, oder andere Dinge wie Rückenschilder, die das Material als Feuerwehrkleidung ausweisen”, sagt Wildgrube. Das “Rohmaterial” erhält die Projektgruppe mittlerweile von Feuerwehren aus ganz Deutschland. “Erst herrschte Skepsis, aber mittlerweile kommen unsere Produkte gut an und es hat sich herumgesprochen, dass wir alte Schutzkleidung upcyceln”, berichtet Baasner. Bevor die Schutzkleidung verarbeitet werden kann, wird sie tiefgefroren und chemisch gereinigt, um Bakterien abzutöten und Schmutz zu entfernen.

Einsatzjacken kommen auch aus Berlin

Alle Kleidungsstücke, die neu in der Werkstatt ankommen, werden in der Schneiderei zunächst in ihre Einzelteile zerlegt. “Nackter” Stoff, Reflexstreifen und Einnäher, sogar Karabiner (aus ausgemusterten Jacken beispielweise aus Berlin) werden getrennt aufbewahrt. Aus dem Fundus zaubern die Mitarbeiter dann die Taschen.

Feuerwehr-iPad-Hülle - auch für Tablets gibt es Taschen aus Feuerwehrjacken. Foto: Jann
Taschen für’s iPad und Tablet überzeugen durch außergewöhnliches Design und die Geschichte hinter den Produkten. Foto: Jann

Krimiautor Andreas Richter half dem Team von Handic@pp bei den Werbetexten für Flyer und Internetauftritt. “Viel Unterstützung und viele Freundschaftspreise haben uns bei unserem professionellen Auftritt geholfen”, bilanziert Baasner. Die verantwortliche Schneiderin und sechs Mitarbeiter der Schneiderei haben jetzt dank “Handic@pp” gut zu tun. Voll im Trend liegt beispielsweise eine iPad-Hülle aus dem Stoff alter orangefarbener Jacken. “Und mit unseren Ideen sind wir noch längst nicht am Ende”, berichtet Diana Strohbusch.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo habe seit Jahren eine orange Tasche für das Tablet jetzt hat die Tasche den Geist aufgegeben meine Frage wie komme ich zu einer neuen. War sehr zufrieden mit dem Produkt,

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Hallo,
    nehmt ihr auch Einsatzjacken und Hosen vom Drk

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert