Feuerwehr Vereinigte Arabische Emirate

In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) versucht derzeit eine einheimische Firma mit deutschem Know-how und deutschen Kräften ein flächendeckendes Brandschutz-System zu installieren. Kein leichtes Unterfangen. “Inshalla – wenn Gott will!” ist bei den deutschen Kameraden zum geflügelten Wort geworden. Spannende Fotoreportage über eine Feuerwehr in einer anderen Welt – wo das Löschwasser per Sattelzug kommt – und die Feuerwehr auch mit einer Corvette ausrücken kann. Erklärt wird auch, wo sich Feuerwehrleute bewerben können.

Vor zehn Jahren setzte in den Vereinigten Arabischen Emiraten, kurz VAE, ein unvorstellbarer Boom ein. Überall wird seitdem gleichzeitig gebuddelt und gebaut. Wolkenkratzer schießen in die Höhe, künstliche Inseln werden angelegt. Doch der Aufbau eines entsprechend leistungsstarken vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes hielt mit dem Tempo nicht Schritt. Und so taten die Emiratis etwas, was sie besonders gut können: Sie nahmen viel Geld in die Hand und kauften Fahrzeugtechnik aus Österreich und Know-how aus Deutschland ein.

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Professor Dipl.-Phys. Hans-Joachim Gressmann war mal Chef der Berufsfeuerwehr Braunschweig. Heute hat er sein Büro in Abu Dhabi und ist Herr über rund 380 Angestellte – rund 170 deutsche Firefighter, der Rest aus der Türkei und Jordanien. Seine Aufgabe als Geschäftsführer der Firma Emirates Fire and Rescue Company (EFRC): Er soll in derzeit fünf Emiraten – außer in Dubai und Umm al-Qaiwain – die Feuerwehren so umstrukturieren, dass sie den neuen Anforderungen gewachsen sind. Erste Erfolge stellen sich ein. Derzeit läuft die flächendeckende Truppmannausbildung für die “Locals”, die einheimischen Kräfte.

“Wir haben schon viel erreicht, aber sind noch lange nicht da, wo wir eigentlich schon sein wollten”, gibt Gressmann zu. “Unsere Hauptaufgabe ist es, die Leute hier behutsam auf deutschen Standard zu bringen. Und das mit viel Rücksicht auf die Kultur und die strenge Religion des Landes.”

In den VAE gibt es als Grundlage der Zusammenarbeit einen Vertrag, der auf englisch verfasst von den Emiratis und Deutschen mit deren jeweiligem Rechtsverständnis gelesen und interpretiert wird – da sind Auslegungsfragen vorprogrammiert. “Man stößt oft auf gegenseitiges ungläubiges Staunen, wie man denn dieses oder jenes anders als der andere verstehen konnte”, so Gressmann. Die Erkenntnis bei den regierenden Scheichs, dass das emiratische Feuerwehrsystem den Anforderungen nicht mehr genügte, kam nach Auskunft von Rene Faul 2003. Der 37-jährige Oberbrandmeister der FF Meckesheim ist bereits seit dreieinhalb Jahren in den VAE. “Damals”, so Faul, “brannte der alte Goldsouk (traditioneller Basar) in Abu Dhabi und es gab viele Opfer.” Die Brandbekämpfung war einfach unzureichend.

Die Verantwortlichen begutachteten daraufhin die Feuerwehrsysteme in Kanada, England, USA und Deutschland. Das Emirat Dubai schloss eine Zusammenarbeit mit der englischen Feuerwehrschule Moreton-in-Marsh. Großbritannien und Dubai kooperieren in vielerlei Hinsicht. In Abu Dhabi, Ras al-Khaimah, Sharjah, Adschman und Fudschaira kam die deutsche Firma “ProfiNet” zum Zug. Nach Unstimmigkeiten übernahm 2010 die emiratische Firma EFRC.

Mittagspause beim Löscheinsatz

Bernd Graffunder (58), verantwortlich für den Bereich der Nordemirate und Personalakquirierung, beschreibt das Feuerwehrsystem: “Abu Dhabi Police und das Ministery of Interior (Innenministerium) kommen für die Kosten auf. Der klassische Löschzug heißt hier Quick Intervention of Civil Defense und wird außer in Dubai von Abu Dhabi Police bezahlt. Alle weiteren Fahrzeuge gehören zur Civil Defence, für die das Innenministerium zuständig ist.” Das Konzept ist auf allen 13 EFRC-Wachen gleich: Die Sollstärke der deutschen Mannschaft beträgt 25 Mann. Hinzu kommen die landeseigenen Kräfte. So fahren pro 24-Stunden-Schicht in der Regel drei bis vier Deutsche auf dem Löschzug. Hierunter ist ein deutscher Supervisor, der als direkter Berater für den einheimischen Zugführer fungiert. Soweit die Theorie. Dieses Modell enthält allerdings zwei Unbekannte…

 

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