Problemfall: Großbrand auf Nordsee-Insel

Norderney (NI) – Alle deutschen Nordsee-Inseln vereint ein gemeinsames Schicksal: Bei Großschadenslagen sind sie auf sich alleine gestellt und können nur selten Hilfe vom Festland erwarten. Wenn dann auch noch Urlaubszeit ist und die Personaldecke schwindet, sind die Probleme noch viel größer. Die Feuerwehr auf der Insel Norderney (Kreis Aurich) ist am Mittwoch bei einem Großbrand in genau so eine Situation geraten. Doch erstmalig griff Unterstützung vom Festland bei der Brandbekämpfung mit ein.

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Großbrand auf der Insel Norderney. Im Hafen steht eine Bootshalle in Vollbrand. Foto: Feuerwehr Norderney

Am Nachmittag brach im Norderneyer Hafen in einer Bootshalle ein Feuer aus. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, stand die Halle mit mehr als 20 Booten und Yachten darin vollständig in Flammen. Die brennende Halle war von drei weiteren Hallen sowie einer Produktionsanlage für Transportbeton eng umgeben. Die Flammen griffen bereits auf eine der ebenfalls mit Booten gefüllten Nachbarhallen über.

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Norderneys Stadtbrandmeister Edmund Freese war sofort klar, dass seine Feuerwehr den Großbrand nur schwer alleine bekämpfen kann und der Grundschutz auf der Insel in Gefahr ist. Daher forderte er bereits in der Anfangsphase vom Festland Hilfe an. Atemschutzgeräteträger und Schaummittel wurden hauptsächlich benötigt. Weiterhin sollte ein Löschfahrzeug als Reserve abgestellt werden und für Paralleleinsätze bereitstehen.

Die Freiwillige Feuerwehr Norden wurde daher alarmiert und machte sich mit ihrem Gerätewagen Atemschutz, einem Löschgruppenfahrzeug (LF) 16-TS mit Schaum-Wasser-Werfer-Anhänger sowie einem LF-Logistik mit den Norder Schaummittelreserven auf den Weg zum Hafen Norddeich. Diese Form der nachbarschaftlichen Löschhilfe war die erste in der Geschichte der Feuerwehr Norderney dieser Art.

Wie der Zufall es wollte, konnten die 28 Einsatzkräfte mit den drei Fahrzeugen eine planmäßig fahrende Fähre nehmen. Die Reederei war vorab informiert worden, sodass die Schiffsbesatzung auf dem Fahrzeugdeck eine Art „Rettungsgasse“ frei hielt und die Fahrzeuge hintereinander auf dem Deck stehen konnten. Auf Norderney fuhren die Fahrzeuge mit Sondersignal vom Schiff und wurden von einem Lotsen zur Einsatzstelle geleitet.

Bis dahin hatte die Inselwehr mit zivilen Helfern alle Boote aus der zweiten Halle fahren und schieben können. Eine weitere Brandausbreitung konnte durch Riegelstellungen verhindert werden. Auch die Flammen wurden weitestgehend niedergeschlagen. Tatkräftige Unterstützung bekam die Feuerwehr auch vom Seenotrettungskreuzer “Bernhard Gruben” der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, der mit seinen Feuerlöschpumpen Meerwasser zum Einsatzort förderte.

Die Löscharbeiteten gestalteten sich insgesamt äußerst schwierig. In den Wasserfahrzeugen befanden sich große Mengen Kraft-und Schmierstoffe. Auch Pyrotechnik, die zur Sicherheitsausrüstung der Boote gehört, wurde zur Gefahr für die Einsatzkräfte. Gleiches galt für diverse Gasflaschen. Die Boote und deren Aufbauten schmolzen in sich zusammen. In die dabei entstandenen Hohlräume gelang nur schwierig Löschmittel.

In der Nacht blieb den Kräften nichts anderes übrig, als einen Teil der Halle mit einem Radlader auszuräumen. Der Radlader hatte zuvor auch geholfen, die zweiten Halle zu räumen sowie Sandbarrieren zur Löschwasserrückhaltung aufzuschütten.

Wegen des tidebedingten, sinkenden Pegelstand im Hafen musste der Seenotrettungskreuzer seine Arbeit nach kurzer Zeit einstellen. Dafür fuhr er nach Norddeich und holte dort Spezialisten der Feuerwehr Sandhorst ab, damit diese auf der Insel Schadstoffmessungen durchführen konnten. In der Nacht brachte die “Bernhard Gruben” die Sandhorster sowie einige Norder Kräfte wieder zurück aufs Festland. Die übrigen Norder Kräfte nahmen mit ihren Fahrzeugen am nächsten Morgen die erste Fähre.

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