Martin Kern und Georg Hubert sorgen für Lego-Modelle abseits jeder Massenproduktion: mit bis ins Detail ausgetüftelten Modellen echter Vorbilder. Im Shop bietet das Feuerwehr-Magazin die Bauanleitungen für diese Modelle an. Wir haben hinter die Kulissen geschaut, wie die Idee entstanden ist und wie an Details getüftelt wird.
“Spiel gut” heißt das aus dem dänischen “leg godt” abgeleitete Lego – weltweit kennen Menschen diesen Begriff für die der Kreativität keine Grenzen setzenden Kunststoff-Bausteine. Dass man sich tatsächlich keine Grenzen setzen muss, stellen Martin Kern (41) aus Stockstadt in Hessen und Georg Hubert (40) aus Weißwasser in Sachsen unter Beweis. Kern entwickelt Baupläne für vorbildgetreue Einsatzfahrzeuge. Hubert baut sie, um zu prüfen, was technisch möglich ist. Zufällig hat sich das Duo zusammengefunden und mischt die Szene der Lego-Bastler mit eindrucksvollen Fahrzeugen auf.
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“Es gibt direkt von Lego eigentlich nur so typische Klassiker wie Bagger oder Flugzeug. Da ist doch klar, dass noch etwas fehlt”, sagt Hubert. Schon seit Jahren bastelt der Familienvater und Feuerwehrmann deshalb seine Wunschmodelle aus der Feuerwehr-Welt aus Lego-Steinen selbst. “Rote Steine sind relativ selten und daher sehr teuer, oft muss man sich die benötigten Teile für ein Feuerwehr-Fahrzeug mühsam zusammen suchen”, weiß Hubert. Mittlerweile hat er die Sache perfektioniert und kann auf einen Fundus von fast 150.000 Teilen zurückgreifen. Überall in seiner Wohnung stapeln sich Boxen mit den verschiedensten Lego-Teilen. Rot ist dabei natürlich die dominierende Farbe.
Auch Kern baut mit Vorliebe Fahrzeuge abseits der Fertig-Packungen von Lego. “Vor allem die unterschiedlichen Kräne haben mich schon immer begeistert”, sagt der 40-Jährige. Den serienmäßigen 5-Achser erweiterte er als Eigenbau zum 8-Achser. Kern: “Daraufhin habe ich Kontakt zu Lego aufgenommen und versucht, ihnen so ein Kranmodell für die Serienproduktion schmackhaft zu machen, aber das hat leider nicht geklappt.” Zu teuer, habe es geheißen, so Kern, der mittlerweile aus mehr als 8.000 Einzelteilen sogar einen 10-achsigen Gittermast-Kran gebaut hat.
Als er versucht, sein erstes Einzelstück aus der Kran-Serie zu verkaufen, bekommt er im Internet wieder Anfragen, ob er Baupläne dafür habe. Hat er aber nicht. Da die Anfragen aber nicht abreißen, wagt Kern den Schritt, einen Plan zu entwickeln und zu vermarkten. Darüber kommt er in Kontakt mit Steine-Händlern wie Hubert. Der bringt die Idee ein, doch gemeinsam Feuerwehrfahrzeuge zu entwickeln.
Feuerwehr Modelle: Nur reale Vorbilder
“Die Ideen hole ich mir auf der Straße, denn alle Fahrzeuge, die ich entwerfe, rollen als echtes Vorbild durch die Gegend”, berichtet Kern. Etwa das Wechselladerfahrzeug (WLF) der Feuerwehr Dortmund oder das Tanklöschfahrzeug (TLF) der Wehr in Weißwasser. Kern: „Die Umsetzung zum Bau beginnt meistens damit, Fahrgestell und Räder zu kombinieren. Dann muss ich sehen, wie ich die Kabine befestige, so dass sie auch gekippt werden kann. Und das Platz für einen Motor samt Akku bleibt.”
Denn die Fahrzeuge lassen sich per Fernbedienung fahren und verfügen über Beleuchtung und blinkende Blaulichter. Am aus 1.738 Teilen bestehenden WLF funktioniert selbst das Auf- und Absetzen der verschiedenen Abrollbehälter auf Knopfdruck. “Im ersten Schritt der Entwicklung kann kein Computer helfen. Der kommt erst später zum Einsatz, wenn es darum geht, die Teile zu erfassen und die Baupläne zu erstellen”, berichtet Kern. Damit alles passt, tauscht er sich regelmäßig mit Hubert aus.
“Die Ideen werden uns sicher nicht so schnell ausgehen”, ist Hubert überzeugt. Neben einem Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug auf Scania-Basis rollen ein Rettungswagen als Sprinter und ein Tanklöschfahrzeug auf MAN-Fahrgestell durch seine Wohnung. Das WLF sieht aus wie ein Mercedes. Kern: “Die Bauteile von Lego geben unglaublich viel her, aber man muss halt immer sehen, was wie zusammengesteckt werden kann und wie es dann wirkt.”
Alle richtigen Teile zu bekommen, ist oftmals ein aufwändiger Prozess. Kern rät, sich möglichst nur mit einem großen Fundus an Bausteinen und Zubehör an eines seiner Modelle zu wagen. Für ein Modell der Sprinter-Klasse – gibt es nicht nur als Rettungswagen, sondern auch als Tragkraftspritzenfahrzeug und als Einsatzleitwagen – ist die Bauanleitung etwa 120 bis 150 Seiten lang. Für einen Kran können es schnell 400 Seiten werden. Jede Steckverbindung wird einzeln aufgeführt. „Bauen können das somit nicht nur Lego-Profis, sondern auch Anfänger oder Bastler, die lange kein Lego mehr in den Händen hatten”, sagt Kern. Direkt von Lego findet sich online übrigens nur eine Bauanleitung, mit der sich eine Feuerwehrstation bauen lässt.
Geplant und gebaut wird von Kern und Hubert grundsätzlich im Maßstab 1:16. Zum Einsatz kommen größtenteils gebrauchte Steine, die man bei Händlern findet. Hubert hat sich mit deren Handel selbstständig gemacht. Leuchtstreifen für die Fahrzeuge lässt er sich von einem Freund auf klebender Spezialfolie ausdrucken, die Bauteile für die Beleuchtung liefert ein anderer Händler.
“Lego ist längst nicht mehr nur Kinderspielzeug. Die teuren Originalpackungen können sich ohnehin meistens nur Erwachsene leisten”, sagt Hubert. Und wer ein fertiges Exklusiv-Modell kaufen möchte, muss dafür ebenfalls richtig tief in die Tasche greifen. Teilweise stecken mehrere Tage Arbeit in der Entwicklung eines Bauplans und dem anschließenden Bau eines Einsatzfahrzeugs. Technisch sind den Möglichkeiten unterdessen kaum Grenzen gesetzt: Es gibt gerade und schräge Steine, Platten und Rundsteine, Achsen, Kugelgelenke, Liftarme und Zahnräder. “Die große Herausforderung ist es, die Teile so zu kombinieren, dass es tatsächlich wie ein typisches Fahrzeug der Feuerwehr aussieht”, berichtet Hubert.
Das gelingt dem Duo, wie die ersten Modelle zeigen. “Wir haben ganz oft Anfragen, ob wir die Modelle nicht beim Tag der offenen Tür oder so ausstellen können, da überlegen wir gerade noch, ob und wie wir das realisieren können”, sagt Kern.
Text und Fotos: Timo Jann
Lego City
Lego City – Um den gestiegenen Anforderungen in der stetig wachsenden Lego City gerecht werden zu können, hat die städtische Feuerwehr zahlreiche Fahrzeuge in Dienst gestellt und eine Feuerwache bezogen. Sogar ein großes Löschboot steht den Brandschützern zur Verfügung. Wir stellen Euch die noch verfügbaren Sets von 2016 vor.
Lego Feuerwehr Sets 2016
Die sieben Feuerwehr-Sets von 2016 ermöglichen jede Menge realitätsnahen Bau- und Spielspaß für Kinder zwischen 5 und 12 Jahren. Los geht es zum Beispiel mit dem Buggy für 5,99 Euro. Dafür gibt es einen Feuerwehrmann mit Atemschutzgerät, der mit einem Buggy zur Einsatzstelle kommt. Feuerlöscher und Trennschleifgerät gehören zur Ausstattung. Ebenfalls im Set enthalten ist eine Brandübungsstelle. Im Starter-Set, das knapp 10 Euro kostet, sind vier Figuren entahlten: Taucher, Feuerwehrmann mit Atemschutzgerät, ein Mechaniker sowie die Pilotin des Lösch-Hoovercraft.
Bei Bränden in höheren Geschossen rückt die neue Drehleiter an. Sie hat eine große Mannschaftskabine, eine Schlauchhaspel mit Strahlrohr und wird von einem Feuerwehrmann und einer Feuerwehrfrau besetzt. Größere Brände bekämpft der neue Löschhubschrauber von oben. Unterstützt wird die Pilotin von einem Kradmelder sowie einem Mechaniker. Zum Feuer auf dem Leuchtturm läuft das große Feuerlöschboot aus. Es besitzt nicht nur zwei Monitore, sondern auch einen Löscharm und ein Beiboot. Die vier Mann Besatzung haben die Flammen schnell im Griff, worüber der Leuchtturmwärter sehr erleichtert ist.
Auch im Einsatz ist das Einsatzfahrzeug auf Unimog-Basis mit seinem Tandemanhänger mit Gelenkmastbühne. Je ein Feuerwehrmann und eine Feuerwehrfrau müssen den Brand auf einem Sendemast des Lego City-Fernsehsenders in den Griff bekommen. Mit diesem hochmodernen Einsatzfahrzeug sicher kein Problem. Auf der neuen großen Feuerwehrstation sind neben einem Einsatzleitwagen auch ein dreiachsiges Hubrettungsfahrzeug und ein kleiner Hubschrauber stationiert. Fünf Feuerwehrleute und ein Dalmatiner als Maskottchen gehören zur Besetzung der Wache. Natürlich gibt es auch einen Schlafraum, eine Einsatzzentrale und eine tolle Rutschstange hinunter zu den Fahrzeugen. Eigentlich wollte der Würstchenmann ja die Feuerwehrleute mit leckerer Wurst erfreuen. Leider geht sein Grillwagen dabei in Flammen auf. Gut, dass die Feuerwehr gleich helfen kann.