“Langsam – es pressiert!” Sicher zum Feuerwehrhaus kommen, das ist das erste Ziel im Einsatz. Mit dem Einsatzfahrzeug sicher die Einsatzstelle erreichen, das ist Ziel Nummer zwei. Doch es kommt immer wieder zu schweren Eigenunfällen von Feuerwehrangehörigen. Aus diesem Grund gibt es immer mehr Angebote im Bereich Fahrsicherheitstraining für Feuerwehr. Wir führen an dieser Stelle ein paar gute Ideen auf und berichten über Beispiele aus den Feuerwehren.
Fahrsicherheitstraining der Schaumburger Kreisfeuerwehr absolviert
Kürzlich hat der niedersächsische Landkreis Schaumburg für die Kreisfeuerwehr ein neues Tanklöschfahrzeug (TLF) 4000 beschafft. Nach intensiver Ausbildung der verschiedenen Bereiche der Kreisfeuerwehr, die dieses Fahrzeug zukünftig nutzen, fand für 13 Teilnehmer ein Fahrsicherheitstraining statt.
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Unter der Anleitung eines erfahrenen Ausbilders erhielten die Kameraden zunächst eine theoretische Einweisung. Später folgten unterschiedliche Fahrübungen mit dem neuen TLF 4000 und dem Gerätewagen Dekon-P. Unter den 13 Feuerwehrmännern befanden sich Mitglieder der Kreisfeuerwehrbereitschaften, der Umweltschutzeinheit und der Kreisausbildung.
Zunächst durfte jeder Teilnehmer einmal die unterschiedlichen Möglichkeiten der jeweiligen Fahrzeuge auf ebenem Gelände ausprobieren, bevor es ins unwegsame Gelände ging. Die Teilnehmer lernten auf dieser Teststreckedas Fahrverhalten der beiden Fahrzeuge kennen.
Text: Presseteam Kreisfeuerwehr Schaumburg
Kraftfahrer-Training der Feuerwehr Ennepetal
Erstmals veranstaltete die Feuerwehr Ennepetal (Ennepe-Ruhr-Kreis) ein Fahrsicherheitstraining – als Modul einer neuen Ausbildungsreihe. Nach monatelanger intensiver Vorbereitung unter Federführung unseres hauseigenen Fahrlehrers Lars Schumann, unseres Sachgebietsleiters Technik und Ausbildung Björn Windhövel sowie mit Unterstützung von erfahrenen Fahrsicherheitstrainern des THW hieß es auf dem Gelände der VER: “Gas geben mit Köpfchen”. Nachdem alle Kraftfahrer der Feuerwehr in den Wochen davor an Übungsabenden theoretisch geschult wurden, ging es an die Praxis. Die ersten 22 Kraftfahrer konnten die Grenzen Ihres Fahrzeuges ausloten.
Ziel der Ausbildungsreihe ist es, alle Kraftfahrer der Feuerwehr aktiv zu schulen. Frank Schacht, Leiter der Feuerwehr, überzeugte sich persönlich von der Qualität der Ausbildung. Und sorgte für allgemeinen Frohsinn, als er selbst auf der simulierten Glatteisstrecke das HLF 20 zum Schleudern brachte: “Jahrzehntelange Fahrpraxis reicht nicht aus. Ständiges Fortbilden ist angesagt. Jeder Fahrer trägt eine große Verantwortung für Mensch und Material. Einsatzfahrten mit Sondersignal unter hoher psychischer Belastung potenzieren das Risiko.
Fahrtraining der Feuerwehr München
Jugendfeuerwehr Bayern bietet Training für Fahranfänger
Gerade aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung übergetreten naht für junge Feuerwehrleute der erste Einsatz. Wenn der Pieper schrillt, düsen viele Kameraden mit ihren Pkw zum Gerätehaus. Zu dem Zeitpunkt haben sie jedoch nur wenige Monate Fahrpraxis sammeln können. Sie beherrschen ihre Fahrzeuge teilweise nicht so, wie sie denken.
“Besonders bei ihren ersten Einsätzen versuchen die jungen Kameraden, so schnell wie möglich zum Feuerwehrhaus zu kommen”, weiß Mathias Weigl, Kreisjugendfeuerwehrwart in Ebersberg und ehemaliger Fachreferent im Jugendbüro der JF Bayern. “Mit Fahrsicherheitstrainings möchten wir junge Feuerwehrangehörige sensibilisieren, wie gefährlich zu rasante Fahrten mit dem Pkw sein können.” (Hinweis der Redaktion: Diese Reihe lief auch im Sommer 2018)
Die Teilnehmer sind 17-jährige Jugendfeuerwehr-Mitglieder, die im Besitz des Führerscheins zum begleiteten Fahren sind. Nur 30 Minuten verbringen die Fahrlehrer mit theoretischen Einweisungen, dann geht es auf das Rollfeld und in einen Fahrsimulator. “Das praktische Erleben erzeugt die wichtigsten Erfahrungen”, betont Weigl. Bei allen Fahrübungen werden Fahrschul-Pkw genutzt, ein Fahrlehrer sitzt auf dem Beifahrersitz.
Erste Aktion: Slalom fahren. Die Jugendlichen beschleunigen die Pkw kontinuierlich und fahren dabei Slalom. Sie erhöhen das Tempo auf bis zu 60 km/h, dann geht’s los: die Hecks brechen aus und die Reifen quietschen. Nur schwer können die Fahränfanger die Pkw noch kontrollieren. “Auf einem Flugfeld reicht der Platz für solche Manöver aus”, erklärt Fahrlehrer Florian Scherr. “Aber innerorts oder auf einer engen Landstraße wird es schwer oder sogar unmöglich, die Kontrolle über den Pkw zu behalten.”
Als nächste Übung fahren die Teilnehmer versetzt hinter einem Führungsfahrzeug her. Plötzlich geht dieses in die Eisen. Die Kameraden müssen Vollbremsungen durchführen. Doch nur wenige schaffen es, hinter dem Führungsfahrzeug zum Stehen zu kommen. Wenn sie nicht versetzt gefahren wären, hätte es heftige Auffahrunfälle gegeben. So wird den Jugendlichen vermittelt, wie wichtig ein entsprechender Sicherheitsabstand ist, auch wenn sie aufmerksam fahren.
“Ich fand die Gefahrenbremsungen und das Slalomfahren wirklich aufregend und hätte nicht gedacht, wie schnell es zu Unfällen kommen kann”, schreibt ein Jugendlicher in dem Fragebogen, der am Ende von den Teilnehmern auszufüllen ist. Außerdem konnten die Kameraden Vollbremsungen bei über 100 km/h testen.
Von Handy abgelenkt
Zwischendurch spielen die Fahrlehrer kurze Ablenkungen ein: zum Beispiel ein piependes Handy. Guckt der Fahranfänger auf das Telefon, verpatzt er in der Regel das nächste Manöver. So schnell können wenige Sekunden ohne Konzentration zu Unfällen führen.
Feuerwehren bewässern für die letzte Übung eine Gummimatte auf dem Rollfeld. So sollen zum Beispiel vereiste Fahrbahnen im Winter simuliert werden. Auf dieser nassen Fläche müssen die Teilnehmer bremsen und Hindernissen ausweichen. Fast keiner der jungen Pkw-Fahrer behält die Kontrolle über sein Fahrzeug. Einige Pkw rutschen sogar komplett von der Fahrbahn.
In dem Fahrsimulator können die Teilnehmer unter anderem testen, wie schnell sie auf unerwartete Verkehrsbehinderungen reagieren können. Zudem erleben sie, wie sich die Reaktionszeiten bei Alkoholeinfluss stark erhöhen. Die Jugendlichen, die an den Fahrtrainings teilnehmen, versichern, dass sie bestimmte Situation im Straßenverkehr künftig vorsichtiger angehen wollen. Ziel erreicht. Ein Teilnehmer erzählt: “Ich sollte nie einhändig fahren. Das schränkt den Lenkradius wirklich enorm ein.”
Fahrer-Ausbildung durch den Kreisfeuerwehrverband
Saarlouis (SL) – Der Kreisfeuerwehrverband Saarlouis organisiert für seine Feuerwehren seit Jahren regelmäßig Fahrsicherheitstrainings. Die Fahrer von Einsatzfahrzeugen stehen bei Alarmfahrten und hoher Stressbelastung. Neben der normalen Einsatzaufregung machen Zeitdruck, unvorhersehbare Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer und oftmals auch mangelnde Fahrpraxis die Aufgabe das Fahrzeug mit seiner Mannschaft sicher an den Einsatzort zu bringen, nicht gerade einfach. Im Kreis Saarlouis will man dem erhöhten Unfallrisiko bei Einsatzfahrten mit Fahrsicherheitstrainings entgegenwirken.
Zu den Übungsaufgaben gehören das Durchfahren eines Parcours, das Ausweichen von Hindernissen und das Einleiten einer Vollbremsung. Bei den Kursen ist bei Beginn gut zu beobachten, wie schwierig es für die Fahrer der schweren Einsatzfahrzeuge ist, ihr Vehikel zu beherrschen. Nicht selten werden die Verkehrsleitkegel überfahren und fliegen dann durch die Luft. Unter Anleitung eines ADAC-Instruktors steigern die Maschinisten ihr können aber von Übung zu Übung und die Fehlerquote sinkt deutlich. Der ADAC-Ausbilder hat das Ausbildungsprogramm extra auf die Bedürfnisse der Feuerwehr abgestimmt.
Fahrsicherheitstraining in Siegen
Vor einigen Jahren fand in Siegen eine Kraftfahrerausbildung der anderen Art statt. In einem Fahrergeschicklichkeits-Wettbewerb konnten Maschinisten ihr Können unter Beweis stellen. Sie mussten neun anspruchsvolle Stationen bewältigen. Wer beim Durchfahren des Parcours die wenigsten Fehler in der geringsten Zeit macht, gewann einen Pokal.