Nienburg (NI) – Es war vielleicht der spektakulärste Feuerwehreinsatz im Jahr 2018: Im Juli unterstützten 52 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Nienburg (NI) bei der Bekämpfung der Waldbrände in Schweden. Einen vergleichbaren Auslandseinsatz deutscher Kräfte hatte es zuvor noch nicht gegeben. Wir sprachen mit Nienburgs Kreisbrandmeister Bernd Fischer über 11 sehr bewegende Tage.
FM: Für viele Schweden sind Du und Deine Mitstreiter Helden. Was ist das für ein Gefühl?
Anzeige
Fischer: Wir sind keine Helden. Wir sind Feuerwehrleute. Und als solche haben wir unseren Job gemacht. Wir haben Hilfe geleistet, weil jemand in Not war. Diesmal halt nur in Schweden.
FM: Besondere Vorkommnisse während der Fahrt?
Fischer: Jede Menge. Vor allem in Schweden standen auf vielen Brücken und an den Straßen Menschen und haben uns zugewunken oder zugejubelt. Selbst nachts um 2 Uhr. Hier in Deutschland zeigen Dir die Leute oft den Stinkefinger. In Schweden gab es nur den Daumen nach oben. An der Feuerwache in Mora hatten sich fast 500 Leute versammelt. Sie haben unseren Konvoi gestoppt und uns mit Speisen und Getränken versorgt. Das war schon sehr bewegend.
FM: Wie seid Ihr von der Bevölkerung aufgenommen worden?
Fischer: Die Bevölkerung war ständig da. Viele Freiwillige hatten sich zusammengeschlossen und standen immer als Ansprechpartner bereit. Sie haben alle eingesetzten Feuerwehrleute rund um die Uhr mit Pizza, Brot, Kuchen und Getränken versorgt. Es gab Mückenspray und sogar Bekleidung.
FM: Gibt es von dem Einsatz Dinge, die Dir immer im Gedächtnis bleiben werden?
Fischer: Die schwedische Gastfreundschaft. In einem Gespräch kamen wir einmal auf Elchfleisch zu sprechen. Von uns hatte das noch niemand gegessen. Die Schweden waren am Schwärmen. Und so waren wir neugierig. Per Facebook startete eine Schwedin dann einen Aufruf, dass die deutschen Feuerwehrleute gerne mal Elchfleisch probieren würden. Am nächsten Tag brachte man 50 Kilogramm zu unserem GW-Küche.
Hannover/Stockholm – Im Juli und August 2018 war eine Feuerwehrbereitschaft für Waldbrandbekämpfung der Kreisfeuerwehr Nienburg (NI) elf Tage im Einsatz in Schweden. Sie kamen in der Region Darlanas Län, nordwestlich von Stockholm, zum Einsatz. Besonders beeindruckend war das herzliche Willkommen der Bevölkerung. “Wir haben so viel Zuspruch und Dankbarkeit bei unserer Ankunft erlebt, das ist überwältigend”, betont Bernd Fischer.
Am Wochenende …
setzte dann endlich auch Regen ein. Insgesamt wurde die Lage in den schwedischen Wäldern entspannter, immer mehr Feuer waren unter Kontrolle. So entschieden sich die Schweden nun doch, die internationalen Kräfte – also auch Polen und Deutschland – aus ihren Einsätzen zu entlassen. Heißt, die Ablösung aus Nienburg wurde nicht in Marsch gesetzt und die Bereitschaft vor Ort kehrt am Dienstag nach Deutschland zurück.30
Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, und Karl-Heinz Banse, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen, machten sich selbst auf den Weg nach Schweden, um die Feuerwehrbereitschaft zu besuchen.
Was bringen die Bombenabwürfe?
Mittlerweile haben die Schweden begonnen, mit Bombenabwürfen gegen das Feuer vorzugehen. Was diese Methode bewirken soll:
wurde nun bekannt: Der Einsatz geht weiter! Von der Kreisfeuerwehr Nienburg machen sich die nächsten Freiwilligen Feuerwehrleute bereit, um am Wochenende nach Schweden aufzubrechen. Sie fahren mit einem Reisebus in die Region Darlanas Län. Dort werden dann die Fahrzeuge übergeben, die “frischen” Kräfte in die Einsatzaufgaben eingewiesen. Anfang der Woche rückt dann die erste Bereitschaft mit dem Reisebus ab und kehrt nach Nienburg zurück.
Seit Dienstag …
sind die niedersächsischen Feuerwehrkräfte in die Waldbrandbekämpfung eingebunden. Sie bekämpfen aktuell Flammen nahe des Ortes Särna. Martin Voß gegenüber dem NDR: “Wir arbeiten hier mit den Schweden sehr eng zusammen, weil die Taktik doch eine ganz andere ist als das, was wir bei uns in Deutschland kennen. Die Wasserversorgung ist deutlich schwieriger, die Entfernungen sind viel größer und es sind keine Wege im Wald, so wie wir das kennen.”
Die Nienburger gehen gemeinsam mit schwedischen Kräften vor, legen beispielsweise gezielte Gegenfeuer, um die Brandausbreitung zu bekämpfen. Im 6-Stunden-Takt werden die erschöpften Kräfte abgelöst.
Für die Nienburger Kameraden stehen nun 7 Tage Einsatz an, wie Karl-Heinz Banse, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, gegenüber dem NDR mitteilte. DFV-Präsident Ziebs betont in einer Pressemeldung: “Es ist leider zu erwarten, dass der gesamte Einsatz länger dauern wird als die vorerst geplanten sieben Tage. Die Wetterlage soll sich wieder verschärfen, sodass die Brandgefahr weiter steigen soll.”
Am Montag…
…war Einsatzleiter Brandrat Martin Voß zunächst zur Erkundung in einem Hubschrauber unterwegs. Er verschaffte sich einen Überblick über das Einsatzgebiet der Feuerwehrbereitschaft und wurde in die Lage eingewiesen. “Wir konnten die Lage genau betrachten und sehen, wie die jetzt eingesetzten Kräfte operieren”, betonte Voß. “Es ist extrem wichtig, sich so gut auf den Einsatz vorbereiten zu können.”
Währenddessen errichteten die Kameraden das Camp nahe des Ortes Särna, wie ein kleines Jugendfeuerwehr-Zeltlager. Die Feuerwehrbereitschaft verfügt über eine Infrastruktur, die ein fast komplett autarkes Handeln ermöglicht: Von Duschzelten bis zum Verpflegungsplatz mit dem großen Gerätewagen Küche.
Das Nienburger Camp ist in direkter Nachbarschaft zu den Standorten der schwedischen Feuerwehrkräfte, um den Austausch und die Koordination so eng wie möglich zu gestalten. Johan Szymaniski, Rettungsleiter Feuerwehr Schweden, und sein Stellvertreter Peter Bäcke tauschten sich mit Fischer und Voß aus, begrüßten anschließend die Freiwilligen Feuerwehrleute.
Herzliches Willkommen in Schweden
In Schweden angekommen erlebten die deutschen Feuerwehrleute direkt eine große Dankbarkeit für die Unterstützung. In den sozialen Medien erschienen immer mehr Postings, wo die schwedische Bevölkerung die Kreisfeuerwehr Nienburg, aber auch Feuerwehrkräfte aus Polen herzlich begrüßte.
Privatpersonen stellten den Helfern Getränke und Snacks bereit.
Abmarsch aus Nienburg und Fahrt nach Schweden
Eine erste Statusmeldung postete Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes: “Unsere Kräfte aus Niedersachsen sind 10 Stunden Fahrt vom Einsatzgebiet Dalarne entfernt. Wenn sie ankommen, bleibt ihnen eine kurze Erholungspause und gehen dann in den Einsatz.”
Das Königreich Schweden hatte am Freitag in einem sogenannten Hilfeleistungsersuchen die Bundesrepublik Deutschland um Hilfe gebeten, um die verheerenden Waldbrände in den Griff zu bekommen. Es stehen Wälder auf einer Fläche von über 200 Quadratkilometer in Flammen. Einheiten aus Niedersachsen und Bayern wurden dem Bund angeboten, die jetzt im Rahmen des EU-Gemeinschaftsverfahrens im Katastrophenschutz zum Einsatz kommen sollen.
“Der Gedanke der europäischen Solidarität ist für uns von besonderer Bedeutung. Und natürlich bieten wir Hilfe an und unterstützen, wo wir nur können”, so Niedersachsens Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius. Die Zusammenstellung der Einheiten orientiert sich an Standards der EU und erlaubt den autarken Einsatz der Kräfte vor Ort.
Aus Niedersachsen machten sich 52 freiwillige Feuerwehrleute aus dem Landkreis Nienburg, darunter auch Kreisbrandmeister Bernd Fischer, mit insgesamt 11 Fahrzeugen auf den Weg in Richtung Schweden. Insbesondere Löschfahrzeuge, die größere Mengen Wasser an die Einsatzstellen bringen können, sind vor Ort gefragt. Unter den Fahrzeugen sind fünf TLF (aus Hoya, Rodewald, Bohnhorst, Stolzenau, Steyerberg). Die Einheit aus dem Landkreis Nienburg ist für eine Woche für den Einsatz in Schweden angefordert worden und konnte schnell und unproblematisch zusammengestellt werden. Derartige Einheiten können auch innerhalb Niedersachsens eingesetzt werden. Sie sind Teileinheiten sogenannter Kreisfeuerwehrbereitschaften.
Neben der Einheit aus dem Landkreis Nienburg wurden aus Niedersachsen für den Einsatz in Schweden auch noch Einheiten aus der Landeshauptstadt und der Region Hannover für die Hilfeleistung angeboten, welche jetzt zunächst als Reserve zur Verfügung stehen. “Der Brandschutz in Niedersachsen ist durch die Entsendung unserer Einheiten aber nicht gefährdet”, sagt Niedersachsens Landesbranddirektor Jörg Schallhorn. “Mit mehr als 124.000 ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männern und den hauptamtlichen Kräften der Berufs- und Werkfeuerwehren in Niedersachsen wird der Brandschutz auch weiterhin sichergestellt.” Die Nienburger werden im 1.200 Kilometer entfernten Darlanas Län eingesetzt.
Der Deutsche Feuerwehrverband klärt nochmal über die Koordination der Einsätze und der Unterstützung für Schweden auf …