Treuenbrietzen (BB) – Ende August 2018 kam es in Treuenbrietzen im Kreis Potsdam-Mittelmark, rund 50 Kilometer südwestlich von Berlin, zum größten Waldbrand in der Geschichte Brandenburgs. In wenigen Stunden entwickelte sich ein echtes Flammenmeer auf einer Fläche von zirka 400 Hektar. Drei nur etwa 100 Meter von den betroffenen Flächen liegende Dörfer mussten evakuiert werden. 540 Menschen aus Tiefenbrunnen, Klausdorf und Frohnsdorf waren aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Für die Feuerwehr begann ein riesiger Einsatz.
Wälder in Flammen
Einsatzbericht zu den beiden verheerenden Waldbränden in Brandenburg – bei Fichtenwalde und in Treuenbrietzen – im Sommer 2018 jetzt im Feuerwehr-Magazin 11/2018.
“Fast 8 Tage Einsatz, über 5.000 helfende Kräfte – Danke an jeden Einzelnen, der dazu beigetragen hat, diesen Einsatz erfolgreich abschließen zu können”, betonte Kreisbrandmeister Jens Heinze nach Abschluss der Löschmaßnahmen.
Einer, der die ganze Zeit mit im Einsatz war: Alexander Spitzner ist Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Treuenbrietzen. Der zweifache Familienvater erzählt aus seiner persönlichen Sicht auf den Hammer-Einsatz:
“Ich bin gerade mit meinem Chef auf dem Rückweg von einem Kundentermin als im Auto plötzlich der Pieper geht. Wir sind zu diesem Zeitpunkt kurz vor Treuenbrietzen, am Himmel ist die dicke Rauchwolke zu sehen. Ich setze meinen Chef an der Firma ab und düse zur Feuerwehr. Am Gerätehaus angekommen, die ersten Fahrzeuge sind bereits ausgerückt, besetze ich das Krad.
Als ich mit dem Motorrad am Ort des Geschehens eintreffe, hat sich der Brand bereits auf einer riesigen Fläche ausgebreitet. Eine Einweisung der nachgeforderten Fahrzeuge über Funk ist mangels Empfangs nicht möglich. Mein erster Auftrag: die ankommenden Fahrzeuge abfangen und an die Einsatzstelle zu losten. Als nächstes verschaffe ich mir einen Überblick, wie weit sich der Brand ausgebreitet hat. Überall liegen Bäume über den Wegen, ich komme nur schlecht voran.
Im Anschluss fahre ich zur Abschnittsleitung, um zu berichten. Noch immer besteht keine verlässliche Funkverbindung zu den anderen Fahrzeugen. Gerade in Anbetracht der ständig explodierenden Munition in der unmittelbaren Umgebung ist das beängstigend.
1.000 Kilometer mit dem Krad durch den Wald gefahren.
Mittlerweile ist die Technische Einsatzleitung eingerichtet worden. Ich werde fortan als mobiler Melder eingesetzt: Einsatzaufträge überbringen, Fahrzeuge zu den einzelnen Abschnitten lotsen und immer weiter erkunden. Die Lage ist extrem dynamisch. Nach einer Lagemeldung, zur Vermeidung einer Ausbreitung unbedingt einen Waldweg halten zu müssen, kriege ich sechs Tanklöschfahrzeuge zugewiesen. Ich lotse sie zu dem besagten Weg. Als ich mit den Kräften dort eintreffe, stellen wir fest, dass aus dem normalen Waldbodenbrand ein ausgedehnter Kronenbrand geworden ist. Die Flammen springen über den Waldweg hinweg. Die Lage ist außer Kontrolle, die Hitze wird immer stärker. Rückzug.
Mittlerweile sind auch weitere Kradmelder unterwegs. Ich erkunde weiter und komme in Gebiete, wo sich nur noch ein Bild der Verwüstung zeichnet. Baumstämme brennen wie Fackeln. Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen. Gegen 2.30 Uhr kehre ich zum Feuerwehrhaus Treuenbrietzen. Schnell noch meinen Arbeitgeber mitteilen, dass ich auf unbestimmte Zeit in den Einsatz muss, dann geht’s erstmal nach Hause und ins Bett.
Einsatzbeginn am Morgen: 8 Uhr. Am Feuerwehrhaus stapeln sich Getränke und Lebensmittel. Bürger aus Treuenbrietzen haben gespendet und einige helfen tatkräftig mit bei der Versorgung der Einsatzkräfte. Ein schönes, fast überwältigendes Gefühl. Ich schwinge mich auf mein Motorrad und starte Richtung Einsatzleitung. Erkunden, Lage rückmelden, Kräfte einweisen – die Aufgaben führe ich nun Tag für Tag fort.
Meine Touren dauern, mit kurzen Pausen, jeweils rund 16 bis 18 Stunden. Aber die unbeschreibliche Wertschätzung aus der Bevölkerung und auch von meiner Familie haben mich immer neu motiviert. An einem Morgen haben Bürger, die wir seitens der Feuerwehr gar nicht kannten, Tüten mit belegten Broten an der Versorgungsstelle abgegeben. Auf jeder einzelnen Papiertüte steht handschriftlich geschrieben Danke.
Als sich die Lage etwas beruhigt, werden die Kräfte und Mittel an der Einsatzstelle reduziert. Damit geht der Stress unserer Ortsfeuerwehr eigentlich erst richtig los. Wir fahren eine ganze Woche lang im Schichtbetrieb, rund um die Uhr, mit drei Fahrzeugen, die Brandstellen ab, um Nachlöscharbeiten durchzuführen. Doch ich bin heilfroh, nicht mehr mit dem Krad in den Einsatz zu müssen. Denn ich kann nach fast 1.000 im Wald gefahrenen Kilometern nicht mehr sitzen. Aber es ist spürbar, dass wir alle an unsere Belastungsgrenzen stoßen.
Dieser Einsatz hat hoffentlich gezeigt, wie wichtig jede einsatzfähige Feuerwehr, wie wichtig jede einzelne Feuerwehrfrau und jeder einzelner Feuerwehrmann ist! Aber diese Ausnahmesituation hat die Kameraden auch mehr zusammengeschweißt.”
Die Freiwillige Feuerwehr Treuenbrietzen blickt mit diesen persönlichen Einsatzberichten auf den kräfteraubenden Einsatz bei diesem Waldbrand zurück. Vier weitere Geschichten von Kameraden der Feuerwehr findet Ihr hier >> www.feuerwehr-treuenbrietzen.de.