Traunstein (BY) – Das Alpenvorland kommt nicht zur Ruhe. Die Schneemassen der letzten Tage haben vielerorts das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht. Für mehrere Kreise gilt Katastrophenalarm. Zahlreiche Helfer aus Nordbayern machen sich auf den Weg in die Krisenregion. Eine weitere Gefahr bereitet den Einsatzkräften Sorge: Hochwasser.
[Stand: 14.01.2019]
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Mittlerweile gilt für fünf Landkreise in Oberbayern der Katastrophenfall, 27 Kreise warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor weiteren Unwettern. Bis Dienstag rechnen die Wetterexperten mit bis zu 1 Meter Neuschnee in der Alpenregion.
Währenddessen steigt die Lawinengefahr: Montagmorgen traf eine Lawine ein Hotel in Balderschwang (Kreis Oberallgäu). Nach Angaben von “BR24” gab es keine Verletzten. In den kommenden Tagen rechnen die Kräfte vor Ort zudem mit einem weiteren Risiko: Hochwasser. Schon jetzt treten Flüsse und Bäche über die Ufer. Im oberfränkischen Kulmbach warnte der Hochwassernachrichtendienst vor Überschwemmungen in bebauten Gebieten. Auch in Mittelfranken rechnet die Polizei mit hohen Pegelständen.
Polizeigebäude droht einzustürzen
Im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen schufteten am Wochenende rund 1.000 Helfer, um insbesondere Schulen, Krankenhäuser und Feuerwachen von den Schneemassen zu befreien. Akuter Handlungsbedarf bestand beim Gebäude der Polizeiinspektion Wolfratshausen. Das Dach drohte einzustürzen. „Der Regen hat dafür gesorgt, dass die Dachlasten noch einmal gestiegen sind. Der Schnee nimmt das auf, wie ein Schwamm“, sagte der Sprecher der Kreisbrandinspektion Stefan Kießkalt dem “Münchner Merkur”. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach erschwerte die Räumung. So versuchte die Feuerwehr den Schnee mit Wasser vom Dach zu spritzen.
In St. Gilgen bei Salzburg (Österreich) ist indes ein Feuerwehrmann durch das Dach einer Reithalle gebrochen. Bei einer Schneeräumung stürzte er 6 Meter in die Tiefe. Ein Rettungshubschrauber transportierte den 30-Jährigen in eine Salzburger Klinik.
Aus Nordbayern kommt nun Verstärkung. Kräfte der Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks (THW) aus Fürth und Erlangen haben sich auf den Weg in die betroffenen Gebiete gemacht, um gegen die Schneemassen vorzugehen. Die überwiegend ehrenamtlichen Helfer stellen sich laut “nordbayern.de” auf eine mehrtägige Hilfsaktion ein.
Video: Freiwillige Feuerwehr Grasheim hilft im Kreis Traunstein bei der Schneeräumung
Bundesinnenminister spricht Helfern Mut zu
Derweil besuchte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) Montagmorgen die Feuerwehr Berchtesgarden, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. “Unsere Hilfsorganisationen und alle Beteiligten sind ein großer Schatz unserer Gesellschaft”, erklärte der Minister im Beisein zahlreicher Helfer. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte den vom Schneechaos betroffenen Landkreisen tags zuvor bereits weitere Hilfe versprochen: “Die Bundeswehr bleibt so lange, wie sie gebraucht wird.”
[Stand: 07.01.2019]
Im oberbayerischen Landkreis Miesbach hat der Landrat heute den Katastrophenfall festgestellt. Grund dafür ist der massive Schneefall. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt, der Unterricht fällt für die restliche Woche aus.
In Süddeutschland kam es zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. So berichtet BR24, dass die Feuerwehr im Landkreis Deggendorf (Niederbayern) allein am Samstag zirka 200 Mal ausrücken musste. Dabei sei ein Baum auf ein Einsatzfahrzeug gestürzt.
Auf der B 305 bei Ruhpolding (Landkreis Traunstein) wurde eine Autofahrerin nach Angaben der Passauer Neuen Presse von einer Lawine verschüttet. Die Feuerwehr musste die Frau freischaufeln.
In München leistete die Feuerwehr am Samstagabend bei zwei Linienbussen Hilfe. Diese hatten sich laut Pressemitteilung der Branddirektion in Schnee und Schlamm festgefahren. Die Einsatzkräfte der BF befreiten sie mit Hilfe von Winden und Hebekissen.
In Siegsdorf-Eisenärzt (Landkreis Traunstein) fiel Sonntagnacht ein Baum auf einen Regionalzug. Wie Merkur.de schreibt, wurden neun Fahrgäste unverletzt evakuiert. Im Einsatz waren die Feuerwehren Eisenärzt, Siegsdorf und Ruhpolding.
Ebenfalls in Siegsdorf riss am Montagmittag nach Angaben des Traunsteiner Tagblatts eine Hochspannungsleitung. Dadurch fiel in Siegsdorf und Ruhpolding der Strom aus.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtet, dass der Schneefall im Süden zwar abklinge. Dafür bringe aber das heranziehende Tief BENJAMIN stürmisches Wetter mit sich. Dies erhöhe die Gefahr von Schneeverwehungen und Lawinen.
Empfehlungen des DWD:
Lose Gegenstände auf dem Balkon oder im Garten befestigen oder nach drinnen bringen.
Auf die Entsorgung der Weihnachtsbäume am Straßenrand bis Mittwoch verzichten.
Ansammlungen von Schnee abdecken oder wegschaffen, um unkontrollierte Verwehungen zu vermeiden
Besonders stark eingeschneite Bäume oder Dächer vom Schnee befreien.
Auf einen möglichen Stromausfall oder kurze Stromunterbrechungen vorbereiten und Kerzen oder Taschenlampen bereitlegen.
Besonders im alpinen Raum: Vor der Fahrt mit dem Auto nach der Straßenlage erkundigen.
Anweisungen der Behörden auf jeden Fall Folge leisten.
Die Behörden empfehlen den Bürgern, Fahrten auf das Notwendigste zu beschränken.