Der Mercedes G in der Feuerwehr

Fast 40 Jahre am Main im Einsatz

Stuttgart – Fast 40 Jahre lang leistete er am Main seinen Dienst in der Wasserrettung. Nun ist er im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart zu bestaunen. Und das in einem Zustand, dass der Betrachter glauben könnte, der Mercedes-Benz 230 G rückt gleich zu seinem nächsten Einsatz aus.

Mercedes-Benz 230 G der Baureihe 460, Gerätewagen Wasserrettung der DLRG im Mercedes-Benz Museum, Raum Collection 5: Galerie der Alltagshelden. (Bild: © Mercedes-Benz AG)

Ausnahmsweise mal kein Feuerwehrfahrzeug, aber durchaus ebenso interessant ist der in Raum Collection 5 „Galerie der Alltagshelden“ gezeigte Mercedes G der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Vor 45 Jahren hatte das Mercedes-Benz G-Modell der Baureihe 460 Premiere. Der Geländewagen überzeugte mit seinen exzellenten Offroad-Eigenschaften auch Hilfsorganisationen wie die auf Wasserrettung spezialisierte DLRG. Mit einem G-Modell erreichen die Helfer im Notfall selbst unwegsame Einsatzorte wie Strände oder überschwemmte Gebiete. Heute führt die Mercedes-Benz G-Klasse der Baureihe 464 für Rettungs- und Sondereinsätze diese Tradition fort.

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Im Heck des Mercedes G hat die Firma Ziegler Schubladen eingebaut, in denen die Ausrüstung gelagert und einfach entnommen werden konnte. Das ausgestellte G-Modell besitzt die geteilte Heckklappe, eher selten anzutreffen. (Bild: © Mercedes-Benz AG)

Der von Ziegler als Gerätewagen Wasserrettung aufgebaute Station-Wagen aus dem Jahr 1982 im Mercedes-Benz Museum leistete fast vierzig Jahre zuverlässig seinen Dienst. Erst 2021 ging das Fahrzeug mit der Einsatzkennung 2/58/2 in den Ruhestand. Andere Klassiker tragen in diesem Alter längst ein H-Kennzeichen. Doch der 230 G der DLRG durfte sein Nummernschild mit der Behördenkennung aus dem Buchstaben „F“ für Frankfurt am Main und der Zahlenkombination 373 behalten.

An der Fahrzeugfront besitzt das Fahrzeug eine Seilwinde für die Selbst- und Fremdbergung. (Bild: © Mercedes-Benz AG)

Seine ersten Einsätze absolvierte das Fahrzeug mit dem optionalen 75 kW (102 PS) starken 2,3-Liter-Vierzylindermotor in den 1980er Jahren mit der Tauchergruppe der Frankfurter DLRG. Die Einsatzkräfte nahmen vorn auf schwarz-weiß kariertem Stoff Platz, ihre umfangreiche Ausrüstung lagerte in Fahrzeugmitte und Heck. Optimal zugänglich war das Schubfachsystem, das hinter der selten anzutreffenden zweigeteilten Heckklappe eingebaut ist.

Gefunkt wurde im 4-m-Band über ein FuG 8b-1 von Teletron auf Kanal 465. Rufname Pelikan 2/58/2. (Bild: © Mercedes-Benz AG)

Die originale Packliste verrät, was der 230 G damals an Bord hatte: beispielsweise drei Taucheranzüge, drei Paar Flossen, Tiefenmesser, Schnorchel und viele weitere Ausrüstungsgegenstände für Tauchgänge. Halterungen mit Transportsicherung nahmen die Pressluftflaschen auf, dahinter befindet sich ein Kompressor. Werkzeug für Bergungseinsätze bis hin zum Brennschneidgerät verdeutlichen die Bandbreite der Einsätze seinerzeit.

Nur das Wichtigste im Blick: Detailaufnahme der Instrumenteneinheit inklusive der drei Warnleuchten für die zuschaltbaren Differenzialsperren. (Bild: © Mercedes-Benz AG)

Der 230 G überzeugte in und um Frankfurt in weiteren Funktionen. Unter anderem wurde er dank seiner Watfähigkeit erfolgreich im Katastrophenschutz bei Hochwasserlagen genutzt. Die Bootsgruppe des DLRG wusste die Zugkraft des Geländewagens für ihren Anhänger zu schätzen. Auch im saisonalen Rettungsdienst und bei technischen Hilfeleistungen bewährte sich das G-Modell. Dazu zählten insbesondere Einsätze nach Starkregen, Überschwemmungen und bei Hochwasser. An Bord waren daher auch Kettensäge, Helm mit Splittervisier und Schutzkleidung.

(Quelle: Mercedes-Benz)

Seit über 40 Jahren produziert Mercedes seine G-Klasse. Unkaputtbar, kantig, voll geländegängig. Kein Wunder, dass sich auch Feuerwehren und Rettungsdienste diese Legende als Einsatzfahrzeug wünschten. Bei vielen blieb es durch finanzielle Zwänge ein Wunsch. Andere setzten und setzen immer noch auf den G: als Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF), als Vorausrüstwagen (VRW), als Einsatzleitwagen (ELW) oder Kommandowagen (KdoW) fand er Einzug bei den Helfern. Als Sonderwagen 3 kam er zu Bundesgrenzschutz und Bundespolizei, Wolf beziehungsweise seit 2020 Greenliner heißt er bei der Bundeswehr. Wir stellen Historie, Fakten und schöne Varianten vor.

Ein Wolf in Rot

Im Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg (NI, Kreis Schaumburg) nutzt die Flugplatzfeuerwehr zwei baugleiche Mercedes G 290 GD. 2001 hat die Firma Fahrzeugbau Magdeburg beide für diesen Zweck ausgebaut. Diese rücken auch aus, wenn die Feuerwehr einen von drei Außenlandeplätzen besetzen muss. Die Flugplatzfeuerwehr stellen wir in Heft 8 ausführlich vor.

Mercedes G 290 GD als ELW der Flugplatzfeuerwehr Bückeburg. (Bild: Buchenau)

Dann dient er als Einsatzleitfahrzeug für eine Führungskraft. Der auch als Wolf gl lang bezeichnete G ist mit einem 2,9-Liter-Fünfzylinder-Turbodiesel mit 70 kW (95 PS) ausgestattet. Im Aufbau der ELW ist feuerwehrtechnisches Equipment, Kleinlöschgeräte, Erste Hilfe-Ausrüstung und Verkehrssicherungsmaterial untergebracht. Übrigens: Mit einer Typenvielfalt von über 50 Versionen findet sich der Wolf auf Platz 2 neben dem Transportpanzer M113 der Bundeswehr.

Der Aufbau des G wird durch zwei seitliche Klappen verschlossen, durch die sich die Geräte entnehmen lassen. (Bild: Buchenau)

Greenliner als ELW 1 im Objektschutz

Im Rahmen ihrer Schichtübungswoche 2020 nutzten die Soldaten des Objektschutzregiments der Luftwaffe “Friesland” als Einsatzleitwagen (ELW 1) einen Mercedes 250 GD Greenliner (siehe Reportage “Retten, Löschen, Bergen, Schießen” in Ausgabe 5/2021). Der Name Greenliner entstand bereits 2006, konnte sich aber erst mit der Auslieferung der ersten Serie 2008 durchsetzen. Wie der “Wolf” basiert auch der Greenliner auf der G-Serie von Mercedes Benz.

Mercedes 250 GD Greenliner als ELW 1 beim Objektschutzregiment der Luftwaffe “Friesland”. (Bild: Preuschoff)

Gefertigt werden die Fahrzeuge in Graz (Österreich), die militärischen Sonderausstattungen werden in Koblenz eingebaut. Allradantrieb, Klimaanlage, Kältepaket mit Standheizung, Automatikschaltung und Funkausstattung gehören zur Ausrüstung dazu. Ein 6-Zylinder mit 135 kW/184 PS sowie während der Fahrt steuerbare Differenziale sorgen im Gelände und auf der Straße für den nötigen Vortrieb. Seine Kabine bietet vier Besatzungsmitgliedern samt ihrer Ausrüstung Platz. Die militärische Sonderausstattung besteht unter anderem aus Halterungen für Waffen und Gerät, Tarnbeleuchtung, Blendschutz für die Scheiben, Scheinwerfer und Spiegel, eine Fremdstartsteckdose und dem Einbausatz Funk Fu 2 mit zwei Funkkreisen auf unterschiedlichen Frequenzen.

MTF-A der FF Algund (Italien)

Für die FF Algund in der Region Trentino-Südtirol baute Kofler einen Mercedes G 320 d als Mannschaftstransportfahrzeug Allrad (MTF-A) aus. Die allradgetriebene, 3,15 Tonnen schwere G-Klasse wird von einem 286-PS-Dieselmotor angetrieben und bietet fünf Personen Platz. Sie besitzt eine LED-Umfeldbeleuchtung sowie eine Geräteraumbeleuchtung, ebenfalls in LED. Im heckseitigen Geräteraum sind eine Schublade mit Ladeboden sowie Halterungen für Gerätekoffer, einen Bolzenschneider und einen Feuerlöscher eingebaut. An der Hecktür ist zudem eine Teleskopleiter verlastet.

Für die FF Algund baute Kofler diesen Mercedes G 320 d als Mannschaftstransportfahrzeug aus. Er besitzt einen 286 PS starken Dieselmotor. (Bild: Kofler/Benno Prenn)

 

Bei der BF Wien im Einsatz sind diese beiden Kommandofahrzeuge (KDF). Dlouhy hat von 1993 bis 2005 insgesamt 15 dieser Mercedes G 270 CDI Puch für Wien gebaut. Foto: Buchenau

Mercedes G als MTF

Mühlwald (Italien) – Für die FF Mühlwald (Südtirol, Provinz Bozen) baute die Firma Kofler Fahrzeugbau einen Mercedes G 350 d als Mannschaftstransportfahrzeug Allrad (MTF-A) aus. Ein Großteil der feuerwehrtechnischen Beladung ist auf einem Wechselmodul im Heck des Geländewagens untergebracht.

Auf einem Mercedes G 350 d basiert das neue Mannschaftstransportfahrzeug der FF Mühlwald. Kofler Fahrzeugbau kümmerte sich um den Innenausbau des Geländewagens. Foto: Kofler
Auf einem Mercedes G 350 d basiert das Mannschaftstransportfahrzeug der FF Mühlwald. Kofler Fahrzeugbau kümmerte sich um den Innenausbau des Geländewagens. Foto: Kofler

Angetrieben wird der G 350 d von einem V6-Dieselmotor mit 2.987 Kubikzentimeter Hubraum. Dieser überträgt seine Leistung von 244 PS über ein 7G-Tronic Plus-Getriebe permanent auf alle vier Räder. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h. Bei einer zulässigen Gesamtmasse von 3.200 Kilogramm hat das Fahrzeug eine Nutzlast von 592 Kilogramm und bietet fünf Personen Platz.

Bei geöffneter Heckklappe kann das Wechselmodul herausgezogen werden. Auf ihm ist die feuerwehrtechnische Beladung verstaut. Foto: Kofler
Bei geöffneter Heckklappe kann das Wechselmodul herausgezogen werden. Auf ihm ist die feuerwehrtechnische Beladung verstaut. Foto: Kofler

Kofler stattete die G-Klasse mit einem KF-Wechselmodul aus. Dieses kann bei geöffneter Heckklappe ausgezogen werden und bietet Platz für zwei Pulver- sowie einen Kohlendioxid-Feuerlöscher, Rettungsmesser, Glashammer, Bolzenschneider, Teleskopleiter sowie Schanzwerkzeug. Links davon lagern Geräte zur Beleuchtung und Verkehrsabsicherung, rechts eine Motorkettensäge. Um die Beladung schnell wechseln zu können, lässt sich der Schlitten nach der Entriegelung von Federbolzen auch komplett entnehmen. Zur weiteren Ausstattung gehören Blaulichtbalken, Heckblaulicht und Frontblitzer sowie eine LED-Umfeldbeleuchtung.

Ein echtes Liebhaberstück ist der Vorausrüstwagen der Feuerwehr Uelzen auf einem Mercedes 280 GE. Ziegler hat ihn zu einem Feuerwehrfahrzeug ausgebaut. Mit Baujahr 1989 ist er bereits ein wahrer Oldtimer. Foto: Buchenau

Kult-KdoW Mercedes 200 GE der FF Freiberg

Die FF Freiberg am Neckar (BW, Kreis Ludwigsburg) übernahm ihren G 1996 als gebrauchtes Behördenfahrzeug. In Eigenleistung bauten die Kameraden den Mercedes zum KdoW aus – inklusive neuer Lackierung in Feuerrot (RAL 3000). Vor 4 Jahren erfolgte dann die Beklebung durch Design112 in der neuen einheitlichen Gestaltung des Feuerwehr-Fuhrparks: gelbe Reflektorstreifen mit blauen Applikationen und einer Abwandlung des Wappen-Löwen des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg. Florian Freiberg 10 führt ein Atemschutzgerät, ein Megaphon, Verkehrssicherungsausrüstung sowie Objektpläne mit zur Einsatzstelle. Als Sondersignalanlage ist eine Hella RTK 4-Sl mit Frontblitzern Hella BSX-Multi verbaut.

>>Gute Idee: Freiberger Feuerwehr installiert Rauchmelder in den Fahrzeugen

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Diesen Mercedes 200 GE nutzt die FF Freiberg am Neckar als Kommandowagen. Foto: Patzelt

Vorausrüstwagen der FF Echterdingen

Ein vor allem in Baden-Württemberg verbreitetes Sonderfahrzeug ist der Vorausrüstwagen (VRW). Die FF Echterdingen (BW, Kreis Esslingen) nahe Stuttgart besitzt einen 1982 von Ziegler gebauten VRW auf Mercedes 280 GE. Drei Mann können damit als Vorauskommando zu Unfallstellen ausrücken. Dort stehen ihnen ein hydraulischer Rettungssatz mit Schere und Spreizer von Weber, Trennschleifgerät sowie weitere Kleinwerkzeuge zur Verfügung. Auf zwei Zapfen am Heck können Scheinwerfer mit Stativstangen aufgesetzt werden, um Einsatzstellen zu beleuchten. Den Strom dafür liefert ein Generator, der vom Fahrzeugmotor angetrieben wird.

Vorausrüstwagen der FF Echterdingen auf Mercedes 280 GE. Ziegler baute das Fahrzeug 1982. Foto: Preuschoff

 

Zur Beladung des VRW gehört ein hydraulischer Rettungssatz von Weber. Mit zwei Scheinwerfern können Unfallstellen schnell ausgeleuchtet werden. Den Strom liefert ein eingebauter Generator. Foto: Preuschoff

G steht für Geländewagen

Was Anfang der 1970er Jahre mit einem Kooperationsvertrag zwischen der damaligen Daimler‑Benz AG und Steyr-Daimler-Puch im österreichischen Graz begann, ist heute ein einzigartiges Stück Automobilgeschichte. Schon das Konzept für den neuen Geländewagen war ungewöhnlich: Es kombiniert überlegene Geländegängigkeit mit vollwertiger Straßentauglichkeit und Sicherheit. Allradantrieb und Differenzialsperren mit 100-prozentiger Wirkung gehören seither ebenso zum „G“ wie der robuste Leiterrahmen.

Moderner Mercedes-Benz G 350 d im Farbton Brilliantblau. Foto: Daimler (Bild: © Daimler AG)

1975 fällt die Entscheidung für den Serienstart der G-Modelle. Gleichzeitig wird der Bau eines neuen Werks in Graz beschlossen, wo die Fahrzeuge bis heute überwiegend in Handarbeit hergestellt werden. 80 Prozent aller jemals produzierten G-Klassen sind noch immer unterwegs – ein Beleg für die herausragende Qualität der Gelände-Legende.

Von 1979 bis 1992 wurde die erste Generation (W 460) gebaut. Die Kunden konnten zwischen Cabriolets mit kurzem Radstand und Station-Wagen mit kurzem oder langem Radstand wählen, wahlweise mit Benzin- (102 bis 156 PS) oder Dieselmotor (116 bis 388 PS). Die zweite Generation (W 461) lief zwischen 1991 und 2009 vom Band und brauchte Super oder Diesel. Sie wurde mit zuschaltbarem Allradantrieb vor allem für Behörden, Kommunen und Streitkräfte gefertigt. Bereits ab 1990 gab es mit dem W 463 die Generation III mit 94 bis 422 PS und den Kraftstoffarten Super, Diesel und Normalbenzin. Sie war mit gehobener Ausstattung und permanentem Allradantrieb zu haben. Seit 1993 trägt das Kind den Namen G-Klasse. 2017 kam Generation IV, wohl mehr für den Liebhaber denn für den waren Offroader gedacht. Dabei würden Motorleistungen zwischen 286 und 422 (Super und Diesel) sicher für genügend Vortrieb abseits der Straße reichen. Während aller Weiterentwicklung ist das Ur-Design des G allerdings immer gleich geblieben. Eine echte Kante eben.

Mit der weltweit größten Installation aus Kunstharz rückt Mercedes-Benz die Weltpremiere der neuen G-Klasse am 14. Januar 2018 in den Fokus der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit. Foto: Daimler AG, Hans Starck (Bild: © Daimler AG)

Weltbekannt ist das G-Modell auch als „ Papa-Mobil“. Der im Farbton Perlmutt lackierte Geländewagen Mercedes-Benz 230 G mit gläsernem Sonderaufbau begleitete Papst Johannes Paul II. ab 1980 auf zahlreichen Reisen.

Einer von zwei baugleichen Mercedes Puch G 300 CDI Professional der BF Bern (Schweiz) vor den Fontänen auf dem Bundesplatz. Fünf-Gang-Automatik, permanenter Allradantrieb sowie 3,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse sind die Spezifikationen dieser durch Vogt ausgebauten Fahrzeuge, die auch als Vorausrüstwagen eingesetzt werden können. Foto: Preuschoff

 

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