Tief bestürzt habe ich gestern erfahren, dass Ewald Haimerl am 13. Juli 2019 völlig überraschend im Alter von 57 Jahren gestorben ist. Ewald Haimerl war für mich die Firma Haix. Ohne ihn wäre Haix vermutlich noch das kleine Familienunternehmen, dass er von seinem Vater Xaver Haimerl übernommen hatte. Er hat daraus mit Unterstützung seiner Familie und der engagierten Mitarbeiter einen Global Player geformt.
Ich habe Ewald Haimerl 2001 persönlich kennengelernt. Ich wollte die Top-Modelle der Feuerwehrstiefel testen. So kamen wir ins Gespräch. Er fragte mich ganz direkt, warum ich das Geld für den Test überhaupt ausgeben wolle. Das Ergebnis stünde doch eh schon fest. Für ihn stand außer Frage, dass nur ein Produkt aus seinem Haus ganz oben auf dem Siegertreppchen landen kann.
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Wenig später besuchte ich ihn in Mainburg. Er zeigte mir die alte Produktionsstätte und das neue Werk. Und er berichtete von seinen Expansionsplänen nach Übersee. Ich weiß noch genau, was ich damals gedacht habe: “Der Kerl ist größenwahnsinnig.” Als ob der amerikanische Markt auf einen bayerischen Schuhproduzenten warten würde.
Mit etwas zeitlichem Abstand muss ich sagen, dass Ewald Haimerl alle seine Pläne – so verrückt sie auf Außenstehende auch manchmal geklungen haben – verwirklicht hat. Ewald wollte expandieren, neue Länder und neue Märkte erschließen, Werbung für seine Produkte im Fernsehen machen, topmoderne Werke schaffen. Bei all dem hat er nie vergessen, dass seine Erfolgsstory mit Feuerwehrstiefeln angefangen hat. Heute ist der Feuerwehrbereich nur noch einer unter vielen bei Haix. Rettungsdienst, Polizei, Militär, Outdoor und Sicherheitsschuhe sind dazu gekommen. Aber die Wünsche und Anregungen der Kameraden sind beim ehemaligen Feuerwehrmann Ewald Haimerl immer auf offene Ohren gestoßen. Die Feuerwehr war für ihn eine Herzensangelegenheit.
Und noch etwas hat mich persönlich beeindruckt. Frühzeitig hat Ewald Haimerl erkannt, wie wichtig ein gutes Marketing für den Erfolg eines Produktes ist. “Es reicht nicht, gute Stiefel zu produzieren”, sagte er mir einmal. “Mit dem Produkt müssen Emotionen verbunden sein.” Dies ist in der Branche kaum jemanden so gut gelungen wie Haix!
Bis zuletzt hatte Ewald Haimerl Pläne, Ideen und war immer für eine Überraschung gut. Zufrieden mit dem Erreichten war er eigentlich nie. “Stillstand ist Rückstand”, war sein Motto. Auszeiten hat er sich selten gegönnt. Allerdings gab es ein Ritual, dass ihm nach eigener Auskunft sehr am Herzen lag. “Die jeweils neue Ausgabe des Feuerwehr-Magazins lese ich immer in der Badewanne”, gestand er mir einmal. “Da darf mich dann für zwei Stunden niemand stören.”
Die Zentrale des Unternehmens aus der Kleinstadt Mainburg in eine größere Stadt zu verlegen, kam für Haimerl nie in Fragen. Dafür war seine Verbundenheit zur Heimat zu groß. “Wir haben hier doch alles”, sagt Haimerl immer. “Man darf bei allem Erfolg auch nie vergessen, wo man herkommt.” Daran hat er sich immer gehalten.
Mit Ewald Haimerl verliert die Feuerwehrbranche eine der prägenden Figuren der letzten Jahrzehnte. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.