Damit im Mittelalter nicht alle Feuer zu Katastrophen führten, wurden so genannte Türmer eingesetzt. Sie waren Früherkennungssystem, Leitstelle und Navigatoren in einem. Hunderte Jahre später sorgten ein tragisches Unglück und eine kämpferische Familie dafür, dass nun in ganz Europa der Notruf über die 112 erreicht wird.
Der Beruf des Türmers – er wurde auch Turmwächter oder Turmbläser genannt – war für die Städte des Mittelalters lebenswichtig. Auf Kirch- oder Burgtürmen hielt er Ausschau nach Bränden, Unwettern und Feinden. Entdeckte er einen Feuerschein, blies er durch sein Horn und alarmierte damit die Stadtbewohner.
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Der letzte Türmer in Wien versah noch bis 1955 sein Werk. Heute gibt es in einigen Städten wieder Türmer, allerdings meist nur als Touristenattraktion. So verkauft im Turm vom Wiener Stephansdom der Türmer heute Karten, Führer und Mitbringsel.
In Münster ist es etwas anders. Hier ist Martje Salje angestellt, die von der Lamberti-Kirche unter anderem auch nach Bränden Ausschau hält und diese der Feuerwehr meldet. Außer dienstags bläst sie jeden Tag von 21 bis 24 Uhr alle 30 Minuten in drei Richtungen mit einem Wächterhorn aus Kupfer.
Wer sich für das Innere einer Türmerwohnung interessiert, kann in der Johanniskirche in Zittau (SN) sogar in einer übernachten. Sie ist über 266 Stufen zu erreichen und besteht aus zwei Geschossen. Im unteren befindet sich der Austritt auf die Turmbrüstung mit Aussicht auf Polen und Tschechien. Dazu eine 360-Grad-Rundumaussicht. Der Schlafraum ist ein Stockwerk höher. Die Decke ist sehr niedrig und das alte Türmerehebett sehr wuchtig. Die Toilette liegt unterhalb der Wohnung.
Eines der Türmerehepaare soll sich gleich unterhalb der Wohnung sogar Hühner und ein Schwein gehalten haben. Daneben befindet sich auch in in Bad Vilseck (BY) ein Museum über diesen Beruf.
Text: Siegfried Volz, Autor Feuerwehr-Magazin
Anmerkung: Leider ist uns in der Darstellung des Beitrags “Vom Türmer zur Leitstelle” in der Ausgabe 9/2019 des Feuerwehr-Magazin ein Fehler unterlaufen. Anstelle von Angelika Klauser haben wir Barbara Kraus als Urheberin des oben gezeigten Bildes ausgewiesen. Dies bitten wir zu entschuldigen.