Schläuche sind eines der wichtigsten Einsatzmittel bei der Brandbekämpfung. Vom richtigen Handling über No-Gos bis hin zur Überprüfung nach der Nutzung: Wir erklären Euch, was Ihr über Feuerwehrschläuche wissen müsst.
Das charakteristische Klappern von Schlauchkupplungen kündigt oft an, dass der Übungsdienst beginnt. Dass bereits beim Aufrollen Fehler passieren können, ist vielen Kameraden gar nicht bewusst. Zum Beispiel das Festziehen des aufgerollten Schlauches mit aufgesetztem Knie in der Mitte beansprucht das Material – besonders bei hartem Untergrund wie Asphalt oder Pflaster. Besser ist es, den Mittelpunkt mit zwei oder drei Fingern der einen Hand festzuhalten und mit der anderen die Kupplungsenden anzuziehen.
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Auch mit den Stiefeln und dem gesamten Körpergewicht auf den Schlauch zu treten, um ihn möglichst platt zu drücken, ist ein absolutes No-Go. „Einen Schlauch zu stramm zu wickeln, ist für das Material nicht förderlich“, erklärt Dipl.-Ing. Holger de Vries. „Zwar müssen die Schläuche von der Breite her in die Fahrzeugkästen passen, aber die Kanten sollten im aufgerollten Zustand ein paar Millimeter versetzt liegen.“ Meistens träten an diesen beiden Knickkanten längs des Schlauchs Undichtigkeiten auf. Das sei oft auf eine zu enge Wicklung zurückzuführen.
Druckschläuche in Klassen und Leistungsklassen
Welche Schläuche die Feuerwehr verwenden darf, regelt die DIN-Norm 14811:2008-01 „Feuerlöschschläuche – Druckschläuche und Einbände für Pumpen und Feuerwehrfahrzeuge“. In den elf Jahren seit Erscheinen gab es bereits drei Änderungen: A1/2012-03, A2/2014-08 und A3/2018-12. Seit der Aktualisierung 2014 sind Druckschläuche in die Leistungsklassen 1 bis 3 eingeteilt.
Klasse 1 ist wiederum in drei Leistungsstufen (L1 bis 3) eingeteilt. Alle Schläuche dieser Klasse sind von innen gummiert, was für die Dichtigkeit sorgt, und von außen aus Polyestergarn geflochten. Von Stufe zu Stufe wird die Wandstärke größer: 1,65 Millimeter (L1), 1,75 Millimeter (L2) und 1,85 Millimeter (L3). Die Farbe hängt nicht von der Leistungsstufe ab. Selbst Schläuche der niedrigsten Stufe L1 sind beispielsweise in Orange oder Rot erhältlich.
Manche Feuerwehren bleiben beim klassischen Natureiß, manche beschaffen wegen der besseren Sichtbarkeit zum Beispiel nur noch Schläuche in Leuchtgelb und andere nutzen eingefärbte Schläuche ausschließlich für den Innenangriff. Für L2 und L3 ist zum Beispiel ein Einband (Verbindung von Schlauch und Kupplung) aus Edelstahl vorgeschrieben. Die Kupplungen sind aus Aluminium oder rostfreiem Stahl.
Schläuche der Klasse 2 sind im Grunde identisch aufgebaut, allerdings mit einer äußeren Schutzschicht aus Kunststoffen oder -harzen (Polyurethane, kurz PUR oder PU) überzogen. Klasse 3-Druckschäuche sind von außen vollgummiert. Auch hier gilt die Regel: je höher die Klasse, desto abriebfester sind die Schläuche. Diese Regel gilt nicht nur bei Einsätzen, bei denen sie zum Beispiel durch Schutt gezogen werden. Auch beim über den Asphalt Ziehen eines leeren Schlauches leidet das Material.
„Vollgummierten Schläuchen macht das nicht so viel aus wie nicht gummierten“, sagt Experte de Vries. Allerdings seien auch Klasse 1-Schläuche heute aus so gutem Material gewebt, dass sie durchaus mal gezogen werden könnten. Der Nachteil von beschichteten und gummierten Schläuchen ist, dass sie steifer und schwerer sind. Somit lassen sie sich auch nicht so klein und platzsparend zusammenrollen. Hinzu kommen höhere Beschaffungskosten.
„Generell sollte ein Ziehen – auch von leeren Schläuchen – vermieden werden“, rät Pascal Tretter, Vertriebsleiter des Schlauchherstellers Gollmer & Hummel. „Ist ein Wickeln an Ort und Stelle nicht möglich, sollten die Schläuche in Buchten gelegt getragen werden. Schläuche vor der Rücknahme oder dem Ziehen immer erst komplett entleeren. Teilentleerte Schläuche sind aufgrund des hohen Gewichts und der erhöhten Knickanfälligkeit mangels Druck besonders empfindlich.“ Für den Feuerwehrsport, bei dem Schläuche oft gezogen werden, empfiehlt es sich, reine Übungsschläuche anzuschaffen. Ein komplett mit Wasser gefüllter C-Schlauch mit 52 Millimeter Durchmesser und 15 Meter Länge wiegt knapp 40 Kilogramm.
Tragekörbe im Fahrzeug stehend einbauen
Neben der gerollten Variante in einzelnen Fächern ist der Tragekorb die zweite Möglichkeit, saubere und gewaschene Schläuche im Geräteraum zu verlasten. „Der stehende Einbau von Schlauchtragekörben im Feuerwehrfahrzeug ist zu bevorzugen“, meint Tretter. „Bei dieser Lagerung entstehen im Gegensatz zur liegenden Verlastung deutlich weniger Abriebstellen durch Scheuerbewegung im Fahrbetrieb an der stark belasteten Schlauchkante. Die Oberflächen des Tragekorbes, die im Kontakt mit dem Schlauch stehen, sind regelmäßig auf scharfe Kanten zu kontrollieren. Diese können durch die montierten Schlauchkupplungen entstehen.“
Vor der Benutzung sollten Feuerlöschschläuche immer knickfrei verlegt werden. Sobald Personal nach der Erstphase des Einsatzes frei verfügbar ist, sollten die beim Auslegen entstandenen Knicke im Schlauch beseitigt werden. „Knickstellen erhöhen nicht nur den Druckverlust und verringern die Durchflussmenge, vielmehr gehören sie zu den Hauptursachen für Schlauchdefekte“, weiß Vertriebsleiter Tretter aus Erfahrung. „Durch die Auswölbung des Schlauches an der abgeknickten Stelle findet dort ein sehr starker Punktabrieb statt. Bewegt sich der Schlauch dann zusätzlich durch Nachziehen oder Sprühstöße, kann dies selbst bei neuen und hochwertigen Gewebeschläuchen zu einem Ausfall führen.“
Nicht nur Hohlstrahlrohre benötigen einen Mindestdruck für eine einwandfreie Funktion. Auch Feuerlöschschläuche sollten mit mindestens 8 bar Pumpenausgangsdruck betrieben werden. Der Nennförderdruck beträgt 10 bar. Zu geringer Druck begünstigt Knickstellen, was zu frühzeitigem Verschleiß, Druckverlusten und verringerter Durchflussmenge führt.
Beschädigungen am Kupplungsstutzen beziehungsweise im Einbindebereich gehören bei Schläuchen ohne Schutzmanschette zu den Hauptgründen für Defekte. Speziell B-Schläuche sind durch den längeren Stutzen und das höhere Gewicht der B-Druckkupplung besonders gefährdet. „Der geringe Mehrpreis bei einer Neubeschaffung bringt ein Plus an Sicherheit für die vorgehenden Einsatzkräfte und reduziert ärgerliche und teure Reparaturen am Schlaucheinband deutlich“, sagt Tretter.
Einsatzkräfte müssen bei der Verlegung von Feuerlöschschläuchen auf Scherben, Nägel und sonstige scharfkantige Gegenstände achten. Selbst hochwertige Schläuche sind bauartbedingt nach wie vor aus einem Textilgewebe hergestellt und daher nur begrenzt widerstandsfähig gegen Schnitte, Stiche und Schürfungen. Herabfallende Ziegel und zerborstene Fensterscheiben bergen ähnliche Gefahren. Sofern einsatztaktisch möglich, sollten Feuerlöschschläuche bei Bränden möglichst nicht im Trümmerschatten von Gebäuden verlegt werden. Ein Verlegen durch Glut und Feuer sollten die Löschtrupps vermeiden.
Vom Tragekorb bis zum Abrollbehälter
Um Schläuche im Einsatz auszulegen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Im vorderen Einsatzbereich, vom Löschfahrzeug bis zum Brand, werden Schläuche in der Regel einzeln ausgerollt oder aus Tragekörben verlegt. Für den Innenangriff nutzen Feuerwehren oft Schlauchpakete (siehe Feuerwehr-Magazin 6/2017).
Im rückwärtigen Einsatzbereich, von der Wasserentnahmestelle bis zur Pumpe können Schlauchhaspeln für ein einfacheres Verlegen genutzt werden. Beträgt die zu überbrückende Distanz zum nächsten Hydranten oder offenen Gewässer mehrere hundert Meter oder sogar Kilometer, machen Anhänger, Schlauchwagen (SW) und Abrollbehälter (AB) Sinn. Darin können Schläuche zusammengekuppelt in Kästen und in Buchten verstaut werden. So können Einsatzkräfte eine fertige Leitung während der Fahrt (Schrittgeschwindigkeit) auslegen. Die dabei auf der Ladefläche stehende Person muss gesichert werden.
Auch auf Gerätewagen Logistik (GW-L) können Rollcontainer mit in Buchten liegenden Schläuchen mitgeführt werden. Mit einer entsprechenden Sicherung können auch diese während der Fahrt verlegt werden. Das Auslegen durch Schieben des Containers auf einem glatten Untergrund wie Asphalt geht genauso schnell. Bei all diesen Varianten – sofern sie im öffentlichen Verkehrsraum durchgeführt werden – muss die Feuerwehr die Einsatzfahrzeuge absichern oder die Straße sperren.
Prüfung nach dem Einsatz
Vor dem Aufrollen nasser Schläuche müssen diese komplett entleert werden, um beim Geradelegen ein starkes Scheuern auf dem Untergrund zu vermeiden. Ob auf der Hand oder auf dem Boden, ein Druckschlauch sollte grundsätzlich doppelt aufgerollt werden. Das Ausrollen gelingt zielgenauer als bei einfach gerollten Schläuchen. Außerdem schwingt zum Schluss keine Kupplung herum, die Personen treffen könnte. Ist sicher, dass der Schlauch nach der Benutzung zur Überprüfung geht, kann er auch einfach gerollt werden.
Sowohl für Einsätze als auch für Übungen gibt es eine einfache Regel: „Egal, mit welchem Druck ein Schlauch beaufschlagt wurde, er muss anschließend geprüft werden“, erklärt de Vries. Auch wenn der Schlauch äußerlich intakt erscheint. Welche Schlauchwerkstatt für die Prüfung zuständig ist, ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Ein Sachkundiger muss einen Druckschlauch vor jeder Wäsche 60 Sekunden lang mit einem Arbeitsdruck überprüfen. F- und A-Schläuche werden mit einem Druck von 12 bar sowie B-, C- und D-Schläuche mit 16 bar geprüft. Das schreiben die „Prüfgrundsätze für Ausrüstung und Geräte der Feuerwehr“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung vor.
Stellt der Prüfer dabei keine Leckagen fest, ist der Schlauch weiterhin betriebsbereit. Nach der Wäsche und Trocknung geht er zurück zur jeweiligen Feuerwehr. Aber Vorsicht: Ungenutzte Schläuche, die für längere Zeit im Feuerwehrhaus oder im Fahrzeug lagern, können Undichtigkeiten aufweisen. Daher empfiehlt sich ein Rotations-System, bei dem Schläuche aus dem Lager oder Regal zuerst im Fahrzeug verlastet werden und nicht die frisch gewechselten. So kommt jeder etwa gleich oft zum Einsatz und die Liegezeit verkürzt sich.
Entwicklung seit dem Mittelalter
Seit dem 16. Jahrhundert gibt es in Deutschland die ersten Lederschläuche. Der holländische Maler und Erfinder Jan van der Heyden fertigte im 17. Jahrhundert Feuerwehrschläuche aus Segeltuch, die auch in Deutschland verwendet wurden. Diese hatten allerdings noch eine Naht und somit eine Schwachstelle. Ab 1720 gab es dann nahtlos gewebte Hanfschläuche. Erste innen gummierte Exemplare wurden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Allerdings nutzten viele Feuerwehren ungummierte Schläuche bis weit ins 20. Jahrhundert. Moderne Druckschläuche bestehen aus Kunstfasergewebe (Polyester). Die innere Beschichtung aus Gummi sorgt für die Dichtigkeit. Je nach Bedarf kann die äußere Schutzhülle mit Kunstharz oder Gummi überzogen werden.