Annaberg-Buchholz (SN) – Für besondere Einsatzlagen halten die Feuerwehren Sondereinheiten vor: Hundestaffeln, Tauchergruppen, Unterstützungseinheiten für die Einsatzleitung, First Responder oder Höhenretter. Der Bergbau- und Höhenrettungszug der FF Annaberg-Buchholz hat sich auf die Menschenrettung aus Höhlen, Stollen und Schächten spezialisiert. Wir waren einmal mit unter Tage.
Annaberg-Buchholz im Erzgebirge hat eine Jahrhunderte alte Bergbau-Geschichte. Vier Besucherbergwerke sind bis heute erhalten. Jährlich rund 65.000 Gäste informieren sich hier über den Bergbau in früheren Zeiten. Deshalb hatte sich die Feuerwehr hier Gedanken gemacht, wie man bei einem eventuellen Unglück unter Tage helfen könnte. 2002 wurde der Bergbau- und Höhenrettungszug gegründet. Zugführer René Meiner: Die Besucherbergwerke müssen sicherstellen, dass die Gäste im Ernstfall schnell und sicher gerettet werden können.“ So ergab die Gründung der Spezialeinheit also Sinn.
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Der Zug setzt sich aus Einsatzkräften der Ortsfeuerwehren Annaberg, Buchholz, Cunersdorf und Frohnau zusammen. Für den Brandschutz besteht ein Hilfeleistungsvertrag mit der Grubenwehr Wismut GmbH in Aue, die auch die nötigen Kreislaufgeräte für den Atemschutzeinsatz unter Tage vorhält.
„Als wir unsere Idee für die Grubenrettung damals entwickelt hatten, war uns bei den ersten Befahrungen unter Tage klar, dass wir mit unserer vorhandenen Ausrüstung nicht weit kommen würden“, erinnert sich der Zugführer. „Vor allem die vorhandene Seil-, Sicherungs- und Funktechnik war für den Einsatz unter Tage ungeeignet.“ Auch die herkömmliche Feuerwehrausbildung reichte für zu erwartende Lagen nicht aus.
„Wir haben damals begonnen, uns umzusehen, was wir an zusätzlicher Technik beschaffen müssen“, sagt Stadtwehrführer Steffen Mitte. Um auch die Ausbildung zu forcieren, absolvierten zwei Kameraden an der Hauptstelle für Grubenrettungswesen der Bergbau-Berufsgenossenschaft in Leipzig Ausbilderlehrgänge. Zur praxisnahen Ausbildung wurde im Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln in Eigenleistung eine Übungsstrecke gebaut.
21 Männer und eine Frau sind in dem Zug engagiert. „Es ist eine hohe Verantwortung, die auf jedem einzelnen lastet. Und auch die ganze Ausbildung neben der eigentlichen Feuerwehraufgabe zu leisten, ist eine hohe Belastung“, sagt Mitte. „Aber wir sind sehr stolz auf unseren Bergbau- und Höhenrettungszug, denn der ist ja schon ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.“
Ihr Equipment transportieren die Mitglieder des Bergbau- und Höhenrettungszugs der Feuerwehr Annaberg-Buchholz primär auf einem umgebauten, ausgemusterten Tragkraftspritzenanhänger (TSA). „Unser Konzept ist so aufgebaut, dass wir aus den verschiedenen Wehren, aus denen Kameraden bei uns aktiv sind, verschiedene Fahrzeuge nutzen“, berichtet Meiner. Neben den Mitgliedern der Sondereinheit werden deshalb auch immer Führungskräfte und Maschinisten bei möglichen Einsätzen mitalarmiert.
In Buchholz ist der Geräteanhänger stationiert, der vom Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF) 20 der Ortswehr gezogen wird. Auch ein Mannschaftstransportwagen (MTW) und bei Bedarf eine Drehleiter (DLAK 23/12) stellt die FF Buchholz. Frohnauer und Cunersdorfer Einsatzkräfte kommen mit deren MTW zur Einsatzstelle. Weitere Fahrzeuge können nach Stichwort und Lage angefordert werden. Die Mitglieder der Sondereinheit sind zusätzlich zur normalen Schutzbekleidung für Einsätze zur Brandbekämpfung oder Technischen Hilfe mit Overalls und Stiefeln sowie Helmen für Einsätze in Höhen und Tiefen ausgestattet.
Im Anhänger gibt es ein großes Schubfach, in dem alle Aktiven ihre persönlichen Schutzhandschuhe dabeihaben. Außerdem werden Nachrichtentechnik, Seiltechnik, Rettungsboot, Schleifkorbtrage mit Fahrrolle und weiteres Zubehör mitgeführt.