Berlin – In den vergangenen 10 Jahren wurden allein in Deutschland durchschnittlich etwa 3.500 Patienten jährlich wegen einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung im Krankenhaus behandelt. Jede sechste davon endete tödlich. Mit diesen alarmierenden Zahlen wenden sich jetzt führende Fachverbände und die Initiative „CO macht K.O.“ an die Politik. Sie fordern, verstärkte Maßnahmen zur Kontrolle und frühzeitigen Warnung vor Kohlenmonoxid-Gefahren zu ergreifen sowie die Bevölkerung umfassend über die Risiken und Präventionsmöglichkeiten aufzuklären.
Zu den Unterstützern gehören der Bundesverband der Ärztlichen Leitungen Rettungsdienst Deutschland (BV ÄLRD), die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte (BAND), der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) und der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV). Die Ursachen für eine solche Vergiftung mit Kohlenstoffmonoxid sind vielfältig und reichen von menschlichem Fehlverhalten über defekte Heizgeräte bis hin zu unzureichend gewarteten Abzugsrohren oder falsch gelagerten Holzpellets. Kohlenstoffmonoxid, auch Kohlenmonoxid genannt, kann zudem unbemerkt durch Decken und Wände dringen.
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Um die Bevölkerung vor diesen Gefahren zu schützen, fordern die Fachverbände gemeinsam mit der Initiative „CO macht K.O.“ regelmäßige Überprüfungen und Wartungen von Heizungsanlagen durch das Schornsteinfegerhandwerk sowie die flächendeckende Installation von Kohlenstoffmonoxid-Meldern in Wohn- und Schlafbereichen. Diese Maßnahmen können im Ernstfall Leben retten und die Zahl der Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen deutlich reduzieren. „Feuerwehrangehörige kommen immer wieder zum Einsatz, wenn Menschen eine CO-Vergiftung erleiden. Gründe hierfür sind meist Unkenntnis über die Gefahren des Gases. Es ist dringend notwendig, dass hier gezielte Aufklärungskampagnen aus der Politik gefördert werden und die Bevölkerung umfassend über die Gefahren von Kohlenmonoxid informiert wird“, betont Hermann Schreck, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.
CO aus Kohleofen löst Feuerwehreinsatz aus
Kaltenkirchen (SH) – Ein Rettungswagen wird zu einem medizinischen Notfall in Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) alarmiert. Als die Besatzung die angegebene Wohnung betritt, löst der Kohlenstoffmonoxid-Warner (CO) aus, den sie mitführt. Umgehend veranlassen die beiden Rettungskräfte, dass die betroffene Wohnung sowie weitere direkt angrenzende in dem Mehrfamilienhaus evakuiert werden. Die FF Kaltenkirchen wird mit dem Stichwort „THGAS Haus R5 (Technische Hilfe, Gasaustritt in einem Gebäude mit Großeinsatz Rettungsdienst Stufe 5, drei bis sechs Verletzte Personen) alarmiert.
Zudem fordert der erste RTW weitere Rettungskräfte nach. Die Leitstelle entsendet daraufhin weitere fünf Rettungswagen, einen Notarztwagen, den Leitende Notarzt (LNA) und den Organisatorischen Leiter Rettungsdienst (OrgL). Ein Atemschutztrupp der Feuerwehr stellt in der Wohnung einen CO-Gehalt der Luft von 220 ppm (0,022 Prozent) fest. Daraufhin fordert die Feuerwehr auch die Menschen im zweiten Eingang des Hauses zum Verlassen ihrer Wohnungen auf. Insgesamt werden vom Rettungsdienst 18 Personen untersucht. Vier von ihnen müssen in eine Klinik zur weiteren Abklärung einer möglichen CO-Vergiftung transportiert werden. Als Ursache ermitteln die Helfer einen in der Wohnung betriebenen Kohleofen, den die Feuerwehr ins Freie bringt. Sie lüftet zudem das komplette Gebäude und misst es anschließend frei.
Mobile CO-Warngeräte im Überblick. Wie sich Einsatzkräfte der Feuerwehr mit Hilfe der Warngeräte vor den Gefahren des Kohlenmonoxid-Gases schützen können.
Bei einer unvollständigen Verbrennung kohlenstoffhaltiger Substanzen – zum Beispiel Kunststoffe, Holz, Papier oder Öl – entsteht das Gas CO. Es ist farblos und wir Menschen können es weder schmecken noch riechen. Es besteht aus einem Teilchen Sauerstoff sowie einem Teilchen Kohlenstoff, weswegen es CO abgekürzt wird. Das Gas ist brennbar (zündfähiges Gemisch zwischen 11,3 und 75,6 Volumenprozent, Zündtemperatur 607 °C) und verbrennt mit blauer Flamme zu Kohlenstoffdioxid (CO2). Es ist geringfügig leichter als Luft.
In Wohngebäuden liegt die normale Konzentration bei 0,5 bis 5 ppm (Parts per Million, Teilchen pro einer Million Teile Luft), wobei in der Nähe von Gasbrennern Konzentrationen von bis zu 15 ppm auftreten können. Sofern genug Kaminzug gegeben ist, steigt bei unvollständiger Verbrennung von Holz entstehendes CO mit dem warmen Abgas über den Kamin schnell auf. Bei schlechtem Kaminzug kann es jedoch in die Raumluft gelangen und zu Vergiftungen führen. Gründe für eine Abgas-Rückströmung können Wind, veraltete oder schlecht eingestellte und gewartete Heizkessel, ein eingeschalteter Dunstabzug oder eine eingeschaltete Zentralstaubsaugeranlage sein. Undichte Kamine und Öfen, falsch bemessene oder etwa durch Wespen- oder Vogelnester blockierte Kamine können ebenfalls den Abzug der Abgase verhindern.
Neben Thermen und Heizungsanlagen sind in der jüngsten Vergangenheit vor allem die immer zahlreicher werdenden Shisha-Bars durch unzulässig hohe CO-Werte aufgefallen. Grund genug für die Stadt Hamburg, Ende Mai 2019 ein Gesetz zu verabschieden, das die Betreiber von Shisha-Bars verpflichtet, Schutzvorrichtungen und Warngeräte zu installieren sowie deren einwandfreie Funktion einmal jährlich nachzuweisen.
Auch die in letzter Zeit in Do-it-yourself-Magazinen immer wieder zum Nachbau empfohlenen Teelichtöfen bergen neben des erheblichen Brandrisikos auch die Gefahr der Bildung von CO und sind daher zum Heizen ungeeignet.
Kampagne „CO macht KO“: Die Initiative „CO macht K.O.“ setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für die Gefahren von Kohlenmonoxid zu schärfen und durch präventive Maßnahmen die Zahl der Kohlenmonoxidvergiftungen zu reduzieren. Zusammen mit bundesweit agierenden Fachverbänden arbeitet die Initiative daran, die Sicherheit in deutschen Haushalten zu erhöhen.