Farnstädt (ST) – Auch die Schmitz Fire & Rescue GmbH befand sich voll in den Endzügen der Planung auf den großen Interschutz-Auftritt im Juni diesen Jahres, als die Absage der Messe für 2020 kam. Zusammen mit der Schwesterfirma Schmitz One Seven GmbH war ein 900-Quadratmeter-Stand geplant. Das Interschutz-Motto sollte lauten: “Schmitz IS BACK”. Breiten Raum hätte auch die Präsentation und Markteinführung des neuen Aufbaukonzepts Schmitz PolyPlus eingenommen. Jetzt stellt Schmitz dem Feuerwehr-Magazin seine Innovationen und Messeneuheiten vor.
“Wir wollten die Interschutz für einen gemeinsamen Markenauftritt der Schmitz Gruppe nutzen”, erklärt Arnd Marquardt, der im Unternehmen unter anderem für das Marketing und somit auch für die Messeplanung zuständig ist. “Mutter” der Gruppe ist die bereits 1934 gegründete Hermann Schmitz GmbH. “Schmitz gilt ja sozusagen als ‘Urvater’ der heutigen Gerätewagen-Gefahrgut (GW-G) und des Mittleren Löschfahrzeugs (MLF), dessen Vorläufer bereits 1994 das Schmitz-KTLF war”, so Marquardt weiter.
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Das traditionsreiche deutsche Unternehmen ist immer noch inhabergeführt, mittlerweile in der dritten Generation. An der Spitze steht der Enkel des Firmengründers, Dirk Schmitz. Ein Schwerpunkt der Firma liegt nach wie vor auf dem Bereich Umweltschutz/Gefahrgutausrüstung. Firmenstammsitz ist inzwischen Farnstädt bei Halle (Sachsen-Anhalt).
Aufbauten aus robustem Kunststoff
Bei den Neuheiten muss zuerst das neue Aufbaukonzept Schmitz PolyPlus genannt werden. Bei der Entwicklung eines zeitgemäßen Aufbausystems machte man sich im Hause Schmitz umfassende Gedanken und ging einen für den deutschsprachigen Raum völlig neuartigen Weg. Während in der Branche allgemein Aluminium in unterschiedlichen Formen (Rohrrahmen, Profil-Systeme, Paneel- oder Spantenbauweise) als der gängige und meist verbreitete Aufbauwerkstoff gilt, entschied sich die Entwicklungsabteilung bei Schmitz für eine Copolymer-Bauweise (langlebiger, stabiler und robuster Kunststoff). Schmitz PolyPlus war geboren.
Die ersten Fahrzeuge mit dem neuen Aufbaukonzept sind Tanklöschfahrzeuge (TLF) 3000 auf MAN TGM mit großräumigem Kabinenmodul (für Staffel – maximal Gruppenbesatzung) und der im Regelfall für Schmitz-Löschfahrzeuge typischen One Seven-Druckluftschaumlöschanlage. Sie wird im Schmitz One Seven-Werk am Standort Luckenwalde bei Berlin gefertigt. “Schmitz One Seven ist der nationale und internationale Marktführer bei CAFS-Anlagen und innerhalb der Schmitz Gruppe das Kompetenzzentrum für Löschtechnik und Löschsysteme sowie Löschmittel”, sagt Marquardt. “CAFS-Systeme werden in der Schmitz Gruppe also selbst gefertigt und nicht zugekauft.”
Im Stammwerk in Farnstädt wurden aktuell drei ganz besondere Fahrzeuge gefertigt. Die drei gelben GTLF 14.000 gingen nach Abu Dhabi. Baugleiche Fahrzeuge werden für Dubai gefertigt. Als Fahrgestelle für die Großtanklöschfahrzeuge dienen dreiachsige Scania-Fahrgestelle. Der Schmitz PolyPlus-Aufbau ist in dreiteiliger Modulbauweise ausgeführt: Geräteraummodul hinter dem Fahrerhaus, Tankmodul (13.000 Liter Wasser/1.000 Liter Schaummittel) und Heckmodul mit Pumpenraum.
Vorteile des neuen PolyPlus-Aufbausystems sind
Extrem stabil und formbeständig
Deutlich leichter als herkömmliche Aufbausysteme
Wesentlich mehr Zuladungskapazität
Hohe Flexibilität in der Innenraumgestaltung
Absolut korrosionsfrei
Extrem pflegeleicht, langlebig und wartungsarm
Zu 100 Prozent recyclebar
Leicht zu reparieren
Vielseitig, variabel und modular in Größe und Ausstattung
Temperaturresistent von +150 °C bis -40 °C
25 Jahre Aufbaugarantie
“Massive Korossionsschäden an Hilfsrahmen, die bei den herkömmlichen Aufbausystemen bauartbedingt im Laufe der Jahre oft auftreten, kommen bei Schmitz PolyPlus Aufbauten nicht vor”, betont Marquardt. “Die Korpusstruktur ist sozusagen hammerhart.”
“Das ebenfalls neu entwickelte Schmitz BALLance Schwappschutz System (“Bälle” statt Schwallwänden) sorgt für Stabilität und damit erhöhte Fahrsicherheit. Schmitz BALLance ist ebenso einzigartig wie das vollständig automatisierte und intelligent integrierte Schmitz AXON – Kontrollsystem”, so der Unternehmenssprecher weiter. Durch Schmitz AXON hat der Maschinist stets die Kontrolle über die volle Funktions- und Einsatzfähigkeit seines Fahrzeuges inklusive der druckregulierten Pumpenabgänge und einer dynamischen Tankfüllstands-Regulierung.
Der Stamm- und Unternehmenssitz Farnstädt ist vorrangig das Kompetenzzentrum für den Bau von Löschfahrzeugen von “klein bis groß”. In einem weiteren Werk in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Württemberg) entwickeln, konstruieren und fertigen Mitarbeiter künftig Fahrzeuge und Abrollbehälter für den Gefahrgutbereich, zum Beispiel auch den Messbereich, aber auch Dekontaminationssysteme.
Geschäftsführer der Schmitz Fire & Rescue GmbH ist seit Jahresbeginn Erhard Gurt, als technischer Leiter des Unternehmens und Prokurist fungiert Dirk Meinicke. Aktuell verfügt die Firma unter anderem über einen Auftrag über 12 TLF 6000 für Vietnam auf MAN. Und gemeinsam mit Mercedes Benz Special Trucks baut Schmitz ein Waldbrandtanklöschfahrzeug auf Unimog-Fahrgestell als Vorführfahrzeug.