Hannover/Ahrweiler – Vom 6. Juni bis 11. Juni 2005 begrüßte Hannover bereits zum vierten mal Besucher aus aller Welt zur Interschutz. Silvio Faulstich, damals Angestellter der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule (LFKS) Rheinland-Pfalz, war erstmals live auf dem Gelände der Deutschen Messe AG dabei.
Meine erster “Roter Hahn” war 2005 in Hannover, als “Spätstarter” mit 38 Jahren. Seitdem bin ich bei jeder Interschutz gewesen und auch in diesem Jahr waren Karten und Zimmer geordert.
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In der DDR geboren, kannte man die Messe nur vom Hören-Sagen. Hinzu kam der große zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Ausstellungen. So trat sie erst 1994 richtig in mein “Feuerwehrbewusstsein”. Die ersten Kameraden fuhren damals nach Hannover und berichteten hinterher mit leuchtenden Augen von dem Erlebten.
So nahm ich mir fest vor, 2000 – inzwischen beruflich zur Feuerwehr gewechselt – zum Deutschen Feuerwehrtag nach Augsburg zu fahren. Doch dieses Mal konnte ich aus dienstlichen Gründen nicht teilnehmen. Der Dienstplan ließ es einfach nicht zu. Und in Gedanken war ich außerdem ehrlicherweise schon auf dem BIII-Lehrgang, den ich kurze Zeit später an der LSTE Brandenburg in Eisenhüttenstadt beginnen sollte.
So kam es, dass erst die Interschutz 2005 meine erste Interschutz wurde. Und jetzt war es umgekehrt, nun fuhr ich aus dienstlichen Gründen zur Messe.
Zwischenzeitlich war ich an die Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule (LFKS) Rheinland-Pfalz gewechselt und wir hatten dort den Bereich Brandbekämpfung neu aufgebaut. Die einfache Frage: “Wie löscht man möglichst effektiv und möglichst sicher?” war der Ausgangspunkt unserer Arbeit. In knapp 3 Jahren hatten wir auch schon Einiges erreicht. Vier Schwerpunkte waren für den Anfang gesetzt:
Test der neuen Hohlstrahlrohre mit Hinweisen für den sicheren Umgang damit;
Effektive und sichere Einsatzstellenbelüftung während und nicht erst nach dem Einsatz;
Taktisch richtige Brandbekämpfung mit Schaum unter Einbeziehung der neuen Class-A-Schaummittel ;
Richtiges (sicheres) Verhalten im Innenangriff (ergänzt durch das Notfalltraining Atemschutz).
Da sich die LFKS zusammen mit der Uni Koblenz in diesem Zeitraum auch verstärkt mit dem Thema E-Learning in der Führungskräfteausbildung beschäftigte, wurden unsere damals brandaktuellen Ausbildungsthemen als Grundlage einiger E-Learning-Module ausgewählt. Ziel war es, die theoretische Ausbildung am Computer mit praktischen Inhalten aus unseren Seminaren zu verbinden/zu ergänzen.
Also fuhr ich nicht – wie vorgesehen – für 2 Tage als Besucher auf die Messe, sondern durfte gleich für die ganze Woche, als einer der Betreuer unseres Messestandes, in Hannover dabei sein. Unser Stand war Teil des Ausstellungsbereiches der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF), als einem der großen ideellen Aussteller. Wir betreuten sowohl das E-Learning-Modul, als auch unsere “heiße Tür”, an der wir in Koblenz in der praktischen Ausbildung für den Innenangriff das sichere Verhalten beim Eindringen in Brandräume trainierten.
Die Kollegen der Schul-Werkstatt hatten die Tür bereits in der Woche vor der Messe nach Hannover transportiert und aufgebaut. Hier erinnere ich mich noch genau an ein Detail. Wir brauchten einen C-Schlauch an der Tür “unter Druck”, aber in der Messehalle ging es in jedem Fall ohne Wasser am Rohr. In der Kürze der Zeit kam uns die Idee einen Schlauch mit Sand zu füllen. Die Enden wurden mit Bauschaum sanddicht verschlossen, und so hatten die Besucher, die am Stand übten, einen schweren, prallen und relativ störrischen Schlauch, dessen Eigenschaften sich gut mit einem Schlauch unter Wasser vergleichen ließen. Und sie hatten auch die Möglichkeit, das Strahlrohr für das Üben der verschiedenen Verhaltensweisen zu wechseln.
An eine Anekdote erinnere ich mich noch genau: Eine Kollegin – ich glaube von der BF Hannover – hat den Stand der AGBF durch Einsatz ihrer Waschmaschine “gerettet”. Für den Stand hatte sich die AGBF etwas Neues ausgedacht, die T-Shirts mit dem Schriftzug AGBF waren nicht dunkelblau, sondern burgunderrot. Anfangs geschmäht, waren sie dann der Hingucker und wir fielen auf und trugen sie mit Stolz. Da es aber so heiß war und es durch den häufigen Wechsel der Shirts und der Standbetreuer nicht genug Shirts dieser auffälligen Farbe für alle gab, mussten sie abends gewaschen werden, damit die neue Mannschaft am nächsten Tag wieder einheitlich aussehen konnte. Schade, dass sich die Farbe nicht durchgesetzt hat (hier bei mir im Ahrtal hätte sie beispielsweise gut zum berühmten Rotwein gepasst), aber die Feuerwehr ist eben doch sehr traditionell unterwegs.
Die Messe selbst mit ihrer überwältigenden Atmosphäre konnte ich nun quasi hautnah erleben. Durch unseren Dienstplan blieb ausreichend Zeit, sich in den Hallen, dem Außengelände und an den Event-Ständen umzusehen. Ich hatte mir extra eine Liste von Ausstellern gemacht (insbesondere Armaturen, Schaummittel und Zumischtechnik, Atemschutz, Heißausbildung…), die ich unbedingt sehen wollte, bevor ich mich dann von der bunten Vielfalt der Messe endgültig “gefangen nehmen” lasse und beispielsweise die großen roten Autos mit ihren neuen Innovationen anschaue.
Das Einzige, was mir negativ in Erinnerung geblieben ist, waren einige Besucher, die keinerlei Interesse an den Ständen zeigten, sondern nur deren Give-Aways abgreifen wollten. Von den Ausstellern wurden sie Beuteltiere genannt, da ihr Markenzeichen die prall gefüllten Taschen waren. Aber das gehört wohl zu jeder Messe irgendwie dazu. So kam es dann, dass ich selbst – als Aussteller – von keinem der Stände etwas mitnahm, wenn es mir nicht ausdrücklich angeboten wurde. Ein wenig ärgerte mich das im Nachhinein und lässt mich heute noch schmunzeln.
Ja und da war dann noch ein ganz wichtiger Besuch am Stand des Feuerwehr-Magazins, mit dem wir gerade einen Sonderdruck über Technik und Taktik der Hohlstrahlrohre realisiert hatten. Wir haben die Messe genutzt, um uns endlich auch persönlich kennenzulernen. Im Gepäck hatte ich damals unsere Lehrunterlagen zum Thema Brandbekämpfung mit Schaum. Ich weiß noch genau, wie erschüttert Jan-Erik Hegemann mich und meine Loseblatt-Sammlung angeschaut hatte. Letztlich entstand aus diesem Besuch das erste Ausbildungs-Sonderheft des Feuerwehr-Magazins – als Kooperation mit der LFKS Koblenz. Nach “Brandbekämpfung mit Schaum” realisierten wir später auch noch “Vorgehen im Innenangriff” gemeinsam.
Wenn ich daran denke, wie interessant die Gespräche und wie wichtig die Kontaktpflege am Rande der bisherigen Messen waren, sind 5 Jahre zwischen den Interschutz-Messen dafür eigentlich viel zu lang. Auch wenn das die Hersteller der Feuerwehrtechnik sicherlich anders sehen.
Inzwischen habe ich noch einmal gewechselt, vom abwehrenden in den Vorbeugenden Brandschutz und auch dafür ist der Rote Hahn eine Vorzeige-Adresse. So bin ich auch 2021 wieder dabei, dann zum zweiten Mal privat mit meiner Frau und im Urlaub. Ich freue mich darauf.