Eine moderne Organisationsstruktur gleicht den Mangel an Führungskräften aus. Kostengünstige Eigenbauten werden teuren Standardbeschaffungen vorgezogen. Migranten sind gezielt in die Feuerwehr integriert, ein Einsatzwörterbuch sorgt deutschlandweit für Aufsehen. Die FF Arnsberg (NW) entwickelt ständig neue Ideen und setzt diese auch um.
Am Abend des 18. Dezembers 2013 bricht in der Wohnung einer portugiesisch-stämmigen Familie in Arnsberg (Hochsauerlandkreis) ein Feuer aus. Die drei Familienmitglieder können alle Deutsch. Doch sie haben einen Gast aus Portugal, der kein Wort Deutsch spricht und bei dem der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung besteht. Als er im Rettungswagen (RTW) behandelt werden soll, erweist sich ein ehrenamtlicher Feuerwehrmann mit portugiesischen Wurzeln als sehr hilfreich. Er kann dem Betroffenen durch seine Sprachkenntnisse ein Stück weit die Angst nehmen und hilft als Dolmetscher bei der Übersetzung von Fragen des Notarztes. „Dies war nur ein Erlebnis, das uns gezeigt hat, wie wichtig es ist, ständig neue Ideen zu entwickeln und diese auch umzusetzen“, erklärt Pressesprecher Peter Krämer von der FF Arnsberg.
In diesem Fall lässt die Umsetzung nicht lange auf sich warten. Bereits Ende März 2014 stellt die Wehr ein Einsatz-Wörterbuch vor. „Es liegt auf jedem unserer Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst. Mit seiner Hilfe kann der Einsatzleiter nach dem Eintreffen an einer Einsatzstelle in zurzeit neun Sprachen erste Fragen stellen und in diesen auch Anweisungen geben, die bei der Erkundung wichtig sind“, erklärt Krämer. Er hat das Einsatz-Wörterbuch mit ins Leben gerufen. „Wir hätten nie damit gerechnet, dass dieses 28-seitige Werk auf so großes Interesse bei anderen Feuerwehren stößt“, freut er sich. „Selbst die Berliner Feuerwehr will unser Handbuch in ihr Einsatz- Führungssystem integrieren.“
In den Sprachen Englisch, Griechisch, Italienisch, Arabisch/Marokkanisch, Portugiesisch, Polnisch, Russisch, Spanisch und Türkisch kann sich nun jeder Angehörige der FF mit nicht Deutsch sprechenden Betroffenen verständigen. Bei der Aussprache hilft eine Lautschrift. „Dabei haben wir uns an Wörterbüchern, wie sie beispielsweise die Bundeswehr bei Auslandseinsätzen nutzt, orientiert“, erklärt der Pressesprecher.
Zahlreiche Muttersprachler, von Migranten aus Arnsberg bis hin zu Mitarbeitern des Fremdsprachenzentrums der Universität Bielefeld, haben an den Übersetzungen mitgearbeitet. Die ersten 600 Exemplare hat die Bürgerstiftung Arnsberg finanziert. „Für die zweite Auflage konnten wir Dank der kostenlosen Unterstützung eines Übersetzungsbüros aus Soest die in landesüblicher Schrift geschriebenen Fragen und Anweisungen sowie die Lautschrift optimieren“, erklärt Krämer die weitere Entwicklung des Projekts. Praxistests in verschiedenen Sprachen haben gezeigt, dass es funktioniert. „Sicherlich war unsere Aussprache nicht perfekt“, schmunzelt Krämer, „der Inhalt wurde dennoch verstanden.“
In kurzer Zeit entstand die 1.500 Exemplare umfassende zweite Auflage, die mit Geld aus dem Projekt „FeuerwEHRensache“ des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW und mit Unterstützung des Verbandes der Feuerwehren (VdF) in NRW finanziert wurde. In diesem Jahr wollen sich einige Verantwortliche der Feuerwehr in Berlin ansehen, wie das Einsatzwörterbuch in das dortige Einsatzführungssystem integriert worden ist. Geprüft werden soll auch, ob die Umsetzung in Arnsberg auf einem Tablet-PC im Einsatzleitwagen (ELW) machbar ist.
Auf Abruf bereit: der Feuerwehr-Dolmetscher der Feuerwehr Arnsberg
Zurzeit versucht Krämer über das Wörterbuch hinaus ein Übersetzerteam in der Feuerwehr zu etablieren. „Wir wollen unsere Kameraden mit Migrationshintergrund, die noch ihre Muttersprache sprechen, wie eine Dolmetscher-Task-Force bei Einsätzen anfordern können“, blickt er in die Zukunft. Im ersten Schritt soll dafür eine Liste mit Namen und Handynummern angefertigt werden, die in den Einsatzfahrzeugen der Hauptamtlichen vorgehalten wird. „Die Kameraden werden dann unabhängig von ihrem Wohn- oder Arbeitsplatz zu Einsätzen im gesamten Stadtgebiet alarmiert, bei dem ihre Sprachkenntnisse benötigt werden.“
„Eine dritte Auflage des Wörterbuchs wollen wir um Rumänisch, Bulgarisch, Niederländisch und Albanisch ergänzen“, so Krämer. Von Feuerwehren, die das Einsatzwörterbuch bei der FF Arnsberg angefordert haben, gab es nicht nur sehr positives Feedback. „Wir haben weitere Übersetzungen geliefert bekommen“, freut sich Krämer.
Der Pressesprecher kann sich sogar vorstellen, so viele Sprachen wie möglich in einer Art Wissensdatenbank vorzuhalten und bei Bedarf als zentrale Verteilstelle zu fungieren. „Wir stellen die Daten auf Wunsch als Word-Datei zur Verfügung, so dass sich jede Feuerwehr aus dem bestehenden Einsatzwörterbuch einzelne Sprachen herausnehmen kann“, betont Krämer und empfiehlt, in ein Einsatzwörterbuch nur die Sprachen aufzunehmen, die überwiegend vor Ort benötigt werden. Feuerwehren, die bei der Übersetzung in weitere Sprache helfen wollen, können sich jederzeit an Krämer wenden (siehe Kontakt am Ende des Artikels). Fachleute für die Übersetzungen sowie Sponsoren für weitere Auflagen werden noch gesucht. Das Einsatzwörterbuch ist nur ein Aspekt der Arnsberger Integrationsbemühungen. „Integration zeigt sich manchmal sogar …
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