Baiersdorf (BY) – Als Fachmagazin mit dem Schwerpunkt Einsatzfahrzeuge halten wir natürlich auch engen Kontakt zu den einschlägigen Modellbaufirmen. So stellen wir regelmäßig neue Blaulichtfahrzeuge vor allem im Maßstab 1:87 (Ho) vor. Andersrum finden die Firmen unterer anderem bei uns die Vorbilder für neue Designs. In diesem Fall beim Vorausrüstwagen (VRW) der FF Baiersdorf, den wir in Ausgabe 1/2019 vorgestellt hatten (das Heft könnt Ihr hier herunterladen). Das Modell ist unter der Nummer 52413 im Handel für 22,99 Euro zu haben.
Busch hat dabei den auf der Spielwarenmesse 2020 als Formneuheit präsentierten Ford Transit Custom im Design mit dem Baiersdorfer Geleitsmann. Ein Mann, der offensichtlich eine Uniform trägt, einen Speer in der Hand hält und in ein Horn bläst. Da die Stadt die Aufgabe einer Grenzfeste im 14. Jahrhundert besaß, führten im Mittelalter die in Baiersdorf tätigen Geleitsmänner verschiedene Pflichten aus. Eine Aufgabe der mit Horn, Spieß und Schwert ausgestatteten Männer war das Schutzgeleit, also die Begleitung von Reisenden und vor allem Kaufleuten, um sie vor Raub und Überfällen zu schützen.
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Diese Figur ist auch Bestandteil des Wappens der Stadt Baiersdorf. In der Literatur über das Stadtwappen ist aber beschrieben, dass die Figur des Mannes sich hier im Lauf der Jahre änderte. So wechselt sie vom wilden Mann zum Postboten, Wächter, Hirten und Jäger. In der offiziellen Wappenbeschreibung wird er dann Geleitsmann genannt. Die Figur findet sich übrigens auch auf dem HLF 20 der Feuerwehr.
Ebenfalls als Modell von Busch zu haben ist übrigens der Vorgänger des Ford, ein Mercedes 280 GE mit dem Baujahr 1979, den die Feuerwehr vom Bundesgrenzschutz übernommen hatte. Busch verwendete als Basis für das Modell einen G von 1990, bedruckte ihn aber vorbildgerecht (Nummer 51432). In den 1980er Jahren besaß die FF zur schnellen Hilfe bei Unfällen und Fahrzeugbränden auf der A73 zudem zwei Mercedes VF 123 als Vorausgeräte- beziehungsweise Vorauslöschfahrzeug. Auch den VGW hat Busch als Modell nachgebildet und vertreibt ihn unter der Nummer 52210.
Allrad-Transporter als Vorausrüstwagen
Baiersdorf (BY) – Ein Fahrzeug, das es in dieser Form noch nicht gab: Die Feuerwehr Baiersdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) ließ sich ihren neuen Vorausrüstwagen (VRW) von Compoint auf einem Ford Transit Custom bauen – und extra mit einem Allradantrieb nachrüsten. Wir haben uns diesen Prototypen angesehen und mit zwei VRW auf Allrad-Transportern von Volkswagen verglichen.
VRW gehören eher zu den Exoten unter den Fahrzeugtypen, die bei den Feuerwehren in Deutschland zu finden sind – vielleicht mit Ausnahme von Baden-Württemberg. Auch in Bayern waren und sind VRW nur vereinzelt im Einsatz. 2011 stellte die Feuerwehr Bad Brückenau (Kreis Bad Kissingen) einen VRW in Dienst. In der Feuerwehr-Magazin Ausgabe 4/2012 haben wir dieses Fahrzeug ausführlich vorgestellt. 2016 beschaffte die Feuerwehr in Kitzingen (Kreis Kitzingen) ebenfalls einen VRW. Bei diesen beiden Fahrzeugen fiel die Entscheidung jeweils auf einen VW Transporter als Fahrgestell, einen T5 in Bad Brückenau und einen T6 in Kitzingen.
„Eigentlich war in unserem Feuerwehrbedarfsplan ein Kleinalarmfahrzeug (KLAF) vorgesehen“, erklärt Stefan Brunner. Er ist seit vielen Jahren in der Feuerwehr Baiersdorf aktiv und heute Kreisbrandinspektor (KBI) im Kreis Erlangen-Höchstadt. „Da wir aber schon seit mehr als 30 Jahren einen VRW beziehungsweise ein ähnliches Fahrzeug im Fuhrpark hatten, wollten wir darauf nicht verzichten.“ Zuletzt kam ein Mercedes 280 GE zum Einsatz bei der Technischen Hilfeleistung (TH). Diesen 1979 gebauten Geländewagen konnte die Feuerwehr gebraucht vom Bundesgrenzschutz übernehmen und in Eigenleistung zum VRW umbauen.
Besonders die A 73, für die zwischen Erlangen und Forchheim die FF Baiersdorf zuständig ist, bleibt das Sorgenkind der Feuerwehrführung. Die zweispurige Strecke kommt oft an ihre Kapazitätsgrenze. „Von der Autobahnverwaltung wurde der Abschnitt zwar so umgebaut, dass jetzt der Standstreifen optional als dritte Fahrspur genutzt werden kann. Doch gerade in den Stoßzeiten ist hier noch immer oft Stau“, erklärt Brunner. „Und auch die Problematik rund um das Thema Rettungsgasse gibt einem schnellen und wendigen Vorausfahrzeug für den Hilfeleistungseinsatz definitiv eine aktuelle Daseinsberechtigung.“
Trotzdem sollten auch die Anforderungen aus dem Bedarfsplan nach einem KLAF nicht aus den Augen verloren werden. „Ein Fahrzeug, mit dem die hauptamtlichen Gerätewarte oder die Mitarbeiter des Bauhofes, die bei der Feuerwehr aktiv sind, Kleineinsätze abarbeiten können, ist ohne Frage sinnvoll“, so der KBI. Zusammen mit der Firma Compoint aus dem benachbarten Forchheim gelang es, ein Fahrzeug zu konzipieren, das beide Anforderungen erfüllt.
So fiel beim Fahrgestell die Entscheidung auf einen Ford vom Typ Transit Custom. Er entsprach am besten den Vorstellungen der Baiersdorfer. Sein 2.0 TDCi Vierzylinder-Dieselmotor hat eine Leistung von 125 kW (170 PS) bei 3.500 Umdrehungen pro Minute. Damit beträgt die mögliche Höchstgeschwindigkeit 175 km/h. Geschaltet wird über ein manuelles 6-Gang-Getriebe. Es bestand aber noch der Wunsch nach einem geländegängigen Allradfahrgestell für den VRW. Dieses sieht die Produktpalette von Ford derzeit für den Transit Custom nicht vor.
Als Fachfirma für den Umbau auf Allradantrieb fanden die Verantwortlichen die Firma extrem Fahrzeuge GmbH aus Schwenningen in Baden-Württemberg. Sie ist auf das Nachrüsten von Transportern und SUVs mit Allradantrieben spezialisiert. Auch Modelle des Ford Transit Custom hat das Unternehmen schon auf einen 4×4-Antrieb umgerüstet – allerdings noch nie als Einsatzfahrzeug.
Serienmäßig besitzt der VRW ein normales Dach und einen Radstand von 3.300 Millimetern. Der Transporter mit einer Leermasse von 2.605 Kilogramm verfügt über eine Zuladung von 535 Kilogramm, bis die zulässige Gesamtmasse von 3.160 Kilogramm erreicht ist. Weil das Fahrzeug auch als KLAF verwendet werden soll, muss nicht immer die komplette Beladung für alle Einsatzarten an Bord sein. Sie wird einsatzabhängig zugeladen. Der verfügbare Raum in der Fahrzeugmitte ist so groß, dass ein Standard-Rollwagen hier genügend Raum hat. Über zwei Rampen, die entweder links oder rechts am Boden des Laderaumes in ein Schienensystem eingehängt werden, wird der benötigte Wagen in den VRW geschoben.
In einem aus Aluminiumprofilen bestehenden Regalsystem haben fünf Verkehrsleitkegel und vier Euroblitz-Leuchten mit Ladevorrichtung, Gummistiefel, Feuerlöscher mit 12 Kilogramm ABC-Pulver, Notfallrucksack, Türöffnungswerkzeug, Motorkettensäge mit der entsprechenden Schutzkleidung und zwei 50-Meter-Kabeltrommeln ihren Platz. Zwei tragbare digitale Handsprechfunkgeräte und zwei Adalit-Knickkopflampen sind hier ebenfalls zu finden.
Die restliche Beladung wird aus dem Heck entnommen. Auf der linken Seite ist ein Regalsystem eingebaut. Verstaut sind darin eine Mulde, eine Kiste mit Zubehör für die Rettungsgeräte, ein Kasten mit Handwerkzeug, eine Box mit Gerätschaften für Verkehrsunfälle – wie beispielsweise das Glasmanagement-Set – und eine Box mit Rüstholz. Daneben sind insgesamt vier Sätze Stab-Pack-Unterbaumaterial und eine LED-Beleuchtungseinheit PELI 9430 RALS verlastet.
Hinten rechts ist ein Schwerlastauszug eingebaut, auf dessen Außenseite die hydraulischen Rettungsgeräte und ein Schwelleraufsatz lagern. Schere, Spreizer und der Teleskop-Rettungszylinder sind akkubetrieben und gehören zur Serie eDraulic 2.0 der Firma Lukas. „Am Anfang war der ein oder andere Kamerad in Bezug auf die Akkugeräte durchaus skeptisch“, weiß Brunner zu berichten. Inzwischen ist die Meinung dazu aber durchweg positiv.
Neben den Akkus in den Geräten ist ein Satz zum Tauschen mit auf dem VRW verladen. Eine extra Ladehalterung gibt es aber nicht. Sollten die mitgeführten Energiequellen tatsächlich einmal nicht ausreichen, können Schere, Spreizer und Rettungszylinder immer noch per Kabel über die Dynawatt-Anlage des Fahrzeugs versorgt werden. Dafür werden entsprechende Adapter mitgeführt, die anstelle der Akkus in den Aufnahmeschacht gesteckt werden können. Auf der anderen Seite des Auszuges befinden sich schließlich noch Bolzenschneider, Feuerwehraxt, Spalthammer und Bügelsäge.