Bad Krozingen (BW) – Die technischen Daten des GTLF 40/100-10 der FF Bad Krozingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) beeindrucken: 530 PS Motorleistung, 28 Tonnen zulässige Gesamtmasse. Im Aufbau von Ziegler stehen 10.000 Liter Löschwasser und 1.000 Liter Schaummittel in Tanks zur Verfügung. Ein Grund für die ungewöhnliche Beschaffung: Mit dem dreiachsigen Mercedes Arocs mit Ziegler-Aufbau stellt die FF auch den Brandschutz auf dem Sonderlandeplatz Bremgarten sicher.
Feuerwehr-Magazin-Autor Rainer Brinkmann hat für Euch das GTLF abgelichtet. Und nicht nur das Fahrzeug war aufregend. Über seinen spannenden Fototermin berichtet er hier.
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Wenn eine Feuerwehr hier in der Gegend ein neues Fahrzeug beschafft, werde ich hellhörig. Handelt es sich dabei um so etwas Ausgefallenes wie das Großtanklöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Bad Krozingen, dann wird es richtig interessant. Als ich im Herbst 2020 von der geplanten Beschaffung erfahre, nehme ich direkt Kontakt mit den Kameraden unserer Nachbarwehr auf. Erste Informationen werden ausgetauscht. „Wir benötigen das Fahrzeug auch für den Sonderlandeplatz“, heißt es von der Wehrführung. „Dort befindet sich doch Meier Motors?“, geht es mir direkt durch den Kopf. Viele kennen sicher die beiden Brüder aus der DMAX-Serie „Wingmen – Zwei Brüder heben ab“. Elmar und Achim Meier restaurieren, warten und reparieren vorwiegend historische Flugzeuge. Das wäre doch eine spannende Kombination für Aufnahmen von dem neuen Fahrzeug, denke ich mir.
Im Februar ist es dann endlich soweit. „Der Arocs steht in der Fahrzeughalle, wir können einen Termin vereinbaren“, heißt es aus der Kurstadt. Also setze ich mich an den PC und schreibe eine Mail an Meier Motors. Schon am nächsten Tag habe ich die Antwort: „Kein Problem! Die Feuerwehr ist für uns sehr wichtig, die unterstützen wir gerne!“, lässt mich Martina Paul wissen. Diese ist die Geschäftsführerin von Tina Fly, einer Gesellschaft, die mit Meier Motors kooperiert. Deren Schwerpunkt ist der An- und Verkauf von historischen und seltenen Flugzeugen weltweit. Mir wird zugesagt, dass wir eine historische Maschine als Kulisse gestellt bekommen. Als nächstes wird der Tower vom geplanten Fotoshooting informiert. Auch hier gibt es direkt grünes Licht.
Der große Tag ist da. Ich fahre mit meinem Bruder nach Bad Krozingen zum Gerätehaus. Die hauptamtlichen Kräfte stellen uns das Fahrzeug vor die Halle, damit wir einen ersten Eindruck bekommen, bevor wir aufbrechen. Wir nutzen die Zeit für Detailfotos der Geräteräume. Plötzlich öffnen sich mehrere Tore und es herrscht Unruhe. Noch bevor mir unser zugeteilter Maschinist Claus Lai es zuruft, ist mir klar: Zugalarm! „Rauch aus Gebäude“, lautet die Meldung. Der Löschzug rückt aus und unsere beiden Maschinisten für das Fahrzeug sind weg. Kein Problem, wir haben noch Zeit. Zum Glück stellt sich heraus, dass es ein Fehlalarm ist, und die Fahrzeuge kehren nach und nach zurück. Doch warum steigen sie nicht aus? Erneut fahren sie mit Signal vom Hof. Das darf nicht wahr sein! Ein weiterer Alarm lässt mich jetzt doch etwas an der Einhaltung des Zeitplans zweifeln. Wir sind doch verabredet. Aber wir haben Glück. Auch dieser Einsatz ist schnell beendet und wir fahren mit lediglich 5 Minuten Verspätung vom Hof.
Angekommen am Tower dann der nächste Schreck. Der Mitarbeiter dort weiß nichts von den Absprachen und verweigert das Fotoshooting auf dem Flugfeld. Nur einen Anruf später ist die Lage aber geklärt und wir können loslegen. Vor dem Hangar von Tina Fly stehen Martina Paul und der Techniker Felix Ohlhoff. Sie haben eine Spitfire aus dem Jahr 1945 für uns gerichtet. „Die ist erst heute Morgen fertig geworden“, berichtet uns die Geschäftsführerin. Felix manövriert uns die beeindruckende Maschine in die gewünschte Position und wir stellen das GTLF entsprechend dazu. Nach mehreren Positionswechseln sind zahlreiche Bilder aus allen möglichen Perspektiven im Kasten.
Bevor wir nun auf dem Vorfeld dynamische Bilder mit Wasserabgabe machen, dürfen wir uns die restlichen Flugzeuge im Hangar anschauen. Doch auf dem Weg dorthin werden wir auf einen Jet aufmerksam, der gerade landet. Ich halte ihn aus der Ferne für einen Alpha Jet und hoffe, dass wir ein paar gute Aufnahmen machen können. Doch leider biegt der Pilot ungünstig ab, so dass er nicht am Feuerwehrfahrzeug vorbeikommt. Jetzt hilft nur noch nonverbale Kommunikation. Winkend lenke ich die Aufmerksamkeit des Piloten auf mich, schwenke die Kamera und zeige mit der anderen Hand auf das große, rote Auto mit den blauen Lichtern auf dem Dach. Der Pilot nickt mir zu, dreht die Maschine um und rollt mit ihr an dem Mercedes Dreiachser vorbei. So entstehen doch noch ein paar Bilder mit dem zweisitzigen Jet.
„Das ist kein Alpha Jet, das ist eine SIAI Marchetti S.211“, erklärt mir der Pilot Markus Jäcklin, nachdem er aus dem Cockpit gestiegen ist und ich mich bei ihm bedanke. Es ist die einzige Maschine dieser Bauart mit ziviler Zulassung in Europa und gehört der IMJET s.r.l. Das in Genua ansässige Unternehmen kooperiert mit der Cuban8 GmbH mit Sitz in Augsburg und bietet Flugtrainings auf verschiedenen ehemaligen Militärflugzeugen und Flugsimulator-Trainings an.
Der Tag hat zunächst den Anschein erweckt, als ob er keinen guten Verlauf nehmen würde. Und dann hat einfach alles perfekt gepasst. Super Wetter, tolle Menschen und Fotomotive, die man sonst nicht so einfach vor die Linse bekommt. Nach vier Stunden und knapp 1.000 Bildern geht es zurück zum Feuerwehrhaus nach Bad Krozingen. Während mein Bruder und ich den Heimweg antreten, fahren die Kameraden schon wieder zum nächsten Alarm. Wir sind zwar müde, aber überglücklich und dankbar. Vielen Dank an die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bad Krozingen, Martina Paul, Felix Ohlhoff, Markus Jäcklin, Achim und Elmar Meier und an die Mitarbeiter des Towers und des Gewerbeparks Breisgau für diesen unvergesslichen Tag!
Und jetzt? Jetzt werden die Bilder gesichtet und aussortiert. Von knapp 1.000 auf nur noch 80. Weiter kann ich mich einfach nicht entscheiden. Die letzte Auswahl treffen die Profis in der Redaktion in Bremen. Welche Bilder es ins Heft geschafft haben, lest Ihr in meiner Reportage in Heft 6, das Ihr bei Eurem Zeitschriftenhändler bekommt oder gleich hier versandkostenfrei bestellen könnt.