Liebenscheid (RP) – Als kompaktes und wendiges Einsatzmittel nutzt die FF Liebenscheid (Verbandsgemeinde Rennerod, Westerwaldkreis) ein Mittleres Löschfahrzeug (MLF). Doch eigentlich hätte die Feuerwehr laut Feuerwehrverordnung mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser (TSF-W) ausgestattet werden sollen.
„Unser Ort liegt im Dreiländereck an der Grenze von Rheinland-Pfalz zu Hessen und Nordrhein-Westfalen“, erklärt Wehrführer Micha Hast. „Die länderübergreifende Zusammenarbeit mit den benachbarten Gemeinden sollte durch die Beschaffung eines wasserführenden Löschfahrzeugs effektiver gestaltet werden. Mit diesem wollten wir im Bedarfsfall auch eigenständig agieren können. Zudem ist unser Ort der entfernteste von unserer Stützpunktwehr innerhalb der Verbandsgemeinde.“
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Problem dabei: Allgemein wird für den Einsatz von Atemschutzgeräteträgern im Innenangriff mindestens ein Fahrzeug mit 1.000-Liter-Löschwassertank empfohlen. Doch TSF-W werden in Rheinland-Pfalz nur bis maximal 750 Litern Tankinhalt gefördert, die in der Fahrzeugnorm (DIN 14530-17) vorgesehen sind.
„In Absprache mit der Verbandsgemeinde Rennerod – als Träger der Feuerwehr – haben die Ortsgemeinde und der Förderverein Finanzmittel zur Verfügung gestellt, um ein MLF mit einem 1.000-Liter-Löschwasserbehälter ausschreiben zu können“, berichtet der Wehrführer. Damit das Fahrzeug in das Feuerwehrhaus passt, durfte es nicht höher als 2.90 Meter sein.
Spineboard musste aufs Dach
Magirus gewann die Ausschreibung und erstellte erste Zeichnungen des Fahrzeugs. „So war allerdings die von uns vorgesehene Beladung nicht unterzubringen“, erzählt Hast. „Daher haben wir zusammen mit dem Aufbauhersteller im Werk alles noch mal anhand eines 3D-Modells im Computer von links nach rechts gedreht.“
Am Ende der Planungen war jede Lücke im Aufbau gefüllt und alles Gewünschte untergebracht. „Nur das Spineboard mussten wir aufs Dach packen“, sagt der Wehrführer.
Den Iveco Daily 72-210 lieferte Magirus mit in den Aufbau integrierter Mannschaftskabine vom Typ Team Cab M Integrale 1+5 an die FF. Das MLF verfügt über einen 205 PS starken Motor, 6-Gang-Schaltgetriebe und Straßenantrieb.
Wegen der begrenzten Höhe mussten wir auf Allradantrieb verzichten“, erklärt Hast. Das kompakte MLF basiert auf einem 7,2-Tonnen-Fahrgestell, welches voll beladen mit den Einsatzkräften immer noch 350 Kilogramm Nutzlastreserve aufweist.
Fahrzeug hat sich bewährt
Als Pumpe dient eine Magirus FPN 10-1000 (1.000 l/min bei 10 bar). Zur Ausstattung des MLF zählen außerdem ein Lichtmast TK335 mit Lichtbrücke Teklite (6x LED, 12 V) sowie ein Hygieneboard.
Die Beladung von „Florian Rennerod 9/44/1“ umfasst unter anderem vier Atemschutzgeräte, eine vierteilige Steckleiter, eine Schaummittelpistole, ein Netzmittelstrahlrohr, zwei Fluchthauben, Ersatzkleidung für Atemschutzgeräteträger, einen Stromerzeuger, einen Rosenbauer Fanergy-Lüfter E16 mit Wassernebeleinheit, zusätzliche Beleuchtungsausrüstung, eine Tauchpumpe TP4, eine Motorsäge mit Schutzkleidung, Eccotarp-Multifunktionswannen, einen AED sowie einen Notfallrucksack.
Im September 2017 hat die Feuerwehr das MLF erhalten, im Mai 2018 wurde es offiziell in Dienst gestellt. „Am Anfang mussten noch so einige Kinderkrankheiten beseitigt werden, aber seitdem läuft das Fahrzeug fehlerfrei. Es hat sich in der Einsatzpraxis sehr bewährt“, freut sich der Liebenscheider Wehrführer.