PoBo: Das Ponton-Boot-System

Neue Pontons für den Katastrophenschutz

Hamburg – Verschiedene Projektpartner aus Wirtschaft, Forschung und von Sicherheitsorganisationen – darunter die Unternehmen General Dynamics, VDI Technologiezentrum, DST und Szenaris, die TU Kaiserslautern, Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Polizei, Wasserwacht, Havariekommando und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – haben gemeinsam ein neues Ponton-Boot-System für den Katastropheneinsatz entwickelt und gebaut. Vier Module sind jetzt einsatzbereit, gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi).

Von Timo Jann

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Neue Pontons für den Katastrophenschutz auf fahrt im Hamburger Hafen
Im Hamburger Hafen wurde heute das Ponton-Boot-System (PoBo) für den Katastrophenschutz vorgestellt. Es besteht aus einzelnen Modulen, die je nach Bedarf kombiniert werden. (Bild: TIMO JANN)

Am Dienstag wurde das Projekt „PoBo“ in und an der Hamburger Elbphilharmonie präsentiert. „Während der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer hat sich gezeigt, dass für ein solches Konzept Bedarf besteht“, sagte Gerd Friedsam, der Präsident des Technischen Hilfswerk (THW). „Das PoBo wird es uns ermöglichen, den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zum Wohl der Menschen in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt noch besser zu machen“, sagte er und nannte das Konzept einen „gut ausgestatteten Werkzeugkasten“.

Einsatzkräfte montieren die Pontons
Die einzelnen Elemente werden gegeneinander verschraubt. So lassen sich wie hier Bugsegmente und Laderäume verbinden und dann mit Aluminiumelementen abdecken. (Bild: TIMO JANN)

Ideengeber für die Zusammenarbeit war das Rüstungsunternehmen General Dynamics European Land Systems, das für das Militär seit 70 Jahren Landungsbrücken baut und Weltmarktführer ist. „Ohne die Integration unserer Partner aus der zivilen Katastrophenhilfe wäre dieses Ergebnis so nicht möglich gewesen“, verwies Firmenvertreter Christian Krauth auf die enge Kooperation der Projektpartner. Dafür war federnführend beim THW ein Lastenheft entwickelt worden – mit 111 Anforderungspunkten. Im Gegensatz zu bislang am Markt befindlichen Systemen aus den 1960er Jahren verfügt der Prototyp über einen hohen Automatisierungsgrad. Er navigiert dank modernen Sensoren und einem Laserabtaster halbautonom und verfügt über On-board-Kameras und eine fernsteuerbare Schwimmdrohne.

Zwei Pontons sind als Boote unterwegs
Mit den Elementen lassen sich auch einzelne Boote herstellen, hier in der kurzen (ein Laderaum) und der langen (zwei Laderäume) Version, jeweils mit Bug- und Antriebssegment. (Bild: TIMO JANN)

Das Ponton-Boot-System ist primär für den Einsatz in Katastrophenfällen wie Überschwemmungen oder Dammbrüche konzipiert. Die schwimmende Plattform verfügt über vier Schwimmkörper, zwei Steuereinheiten und zwei Bugelemente. Komplett montiert gibt es eine 112 Quadratmeter große Arbeits- und Transportplattform, die 28 Tonnen trägt. Sie lässt sich aber auch teilen – in kurze Einheiten mit Laderaum, Bug und Antrieb oder in eine lange Einheit mit zwei Laderaummodulen. Je nach Anforderung sind so Transport- oder Rettungsboot, Autofähre oder Helikopterlandeplatz und hintereinander gekoppelt auch Behelfsbrücken nutzbar.

Das BMWi hat das Projekt seit 2017 mit 4 Millionen Euro aus dem Innovationsprogramm „Unterstützung von Diversifizierungsstrategien von Unternehmen der Verteidigungsindustrie in zivile Sicherheitstechnologien“ gefördert. „Ziel des Förderprogramms ist es, Konzepte aus der Rüstungsindustrie für den zivilen Bereich nutzbar zu machen“, erklärte Norbert Brackmann, der Maritime Koordinator der Bundesregierung. Brackmann: „Nicht nur als Maritimer Koordinator, sondern auch als langjähriges aktives Mitglied der DLRG weiß ich, wie essenziell wichtig zuverlässiges und sicheres Einsatzgerät für alle Hilfs- und Einsatzkräfte – zivil und militärisch – ist.“

Maschinist am Fahrstand
Martin Rupprecht, Bootsausbilder des THW, am Steuerstand eines der Antriebsmodule. (Bild: TIMO JANN)

Ein komplettes Modul lässt sich auf zwei beim THW üblichen Lkw-Anhängern transportieren. „Ich bin überzeugt, dass noch neue Einsatzoptionen hinzu kommen werden“, sagte Daniel Siegel, Projektleiter beim THW. So könnte die Einheit auch als Taucherplattform dienen oder der Feuerwehr helfen, Monitore zur Brandbekämpfung bei wasserseitig erreichbaren Objekten einzusetzen. Sollten sich Antriebstechnologien weiterentwickeln, ließe sich am bestehenden Laderaum einfach ein neues Modul andocken. Bisher kommen ganz normale Bootsmotoren zum Einsatz. Ergänzt wurde das Projekt PoBo durch eine Softwaren zur digitalen Ausbildung inklusive Virtual Reality (VR). So können die Helfer vorab virtuell trainieren, ehe sie praktisch mit den neuen Einheiten loslegen.

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