Heidelberg (BW) – Im Straßenverkehr kommt es beim Rechtsabbiegen von Lastwagen immer wieder zu schweren, zum Teil tödlichen Unfällen, weil Radfahrer oder Fußgänger sich im toten Winkel befinden. Die Feuerwehr Heidelberg hat daher zehn Einsatzfahrzeuge mit einem Abbiegeassistenten nachgerüstet.
„Gerade in Heidelberg mit seinem stetig steigenden Fahrradverkehr sind diese Abbiegeunfälle eine nicht zu unterschätzende Gefahr“, sagt Frank Karlein von der Stabsstelle Bevölkerungsschutz und Öffentlichkeitsarbeit der Uni-Stadt am Neckar. „Wir haben uns daher entschieden, die Sicherheit für alle Beteiligten zu erhöhen und Abbiegeassistenten an unseren Einsatzfahrzeugen nachzurüsten.“
Großer Vorteil: Die Nachrüstung wird durch das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) gefördert. „Das BAG gewährt für Bestandsfahrzeuge eine Förderung, wenn diese innerhalb von 6 Monaten nach der Zusage mit einem zugelassenen Abbiegeassistenten ausgestattet werden“, erklärt Patrick Laick aus der Abteilung Technik. „Dank dieser Förderung konnten wir zehn Großfahrzeuge, was der maximal möglichen Quote entspricht, ausstatten.“ Insgesamt standen der Feuerwehr Heidelberg 15.000 Euro für die Nachrüstung zur Verfügung.
In einem ersten Schritt wurde das Löschgruppenfahrzeug (LF) 20 der Berufsfeuerwehr mit dem Abbiegeassistenten AAS-4.0 der Firma Wüllhorst ausgerüstet. Das kamera- und radargestützte System ist am Fahrzeug unterhalb des Spiegelträgers auf der Beifahrerseite installiert. Ein LED-Warnmodul an der rechten A-Säule warnt nicht nur akustisch und optisch, wenn sich eine Person im überwachten Bereich neben dem Einsatzfahrzeug befindet. Zusätzlich wird dem Fahrer ein Bild der Situation mit Hilfe eines Monitors beim Abbiegevorgang übermittelt. Der überwachte Bereich reicht 8 Meter nach hinten, einen Meter nach vorne sowie 3 Meter zur Seite und geht damit deutlich über die technischen Mindestempfehlungen hinaus.
Abbiegeassistenten
Ein Abbiegeassistent erkennt, ob sich zum Beispiel ein Fahrradfahrer im Toten Winkel befindet, und warnt den Fahrer optisch und akustisch. Einige Systeme können sogar ein Notbremsung auslösen. Er wird in der Regel an die Lenkung sowie den Fahrtrichtungsanzeiger gekoppelt, um einen Abbiegevorgang erkennen zu können. Derzeit gibt es
Ultraschall-Assistenten mit Kamera-Monitor-System (KMS),
Radarsysteme mit optionalem KMS und
sensoroptische Systeme mit optionalem KMS.
Ab 2022 soll ein Abbiegeassistent verpflichtend in Busse und Lkw eines neuen Fahrzeugtyps eingebaut werden müssen. Ab 2024 soll dies für alle Bus- und Lkw-Neufahrzeuge gelten. Um die Verbreitung von Abbiegeassistenten zu beschleunigen, hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ein 5-Jahres-Programm zur Förderung der Nachrüstung mit diesen Systemen aufgelegt. Pro Fahrzeug können die Anschaffungskosten bis zu 80 Prozent oder maximal 1.500 Euro gefördert werden. Derzeit steht eine jährliche Fördersumme von 10 Millionen Euro bereit.
Um den Fahrer nicht unnötig abzulenken, wird die automatische Erkennung erst bei Betätigung des Blinkers oder einem entsprechenden Lenkeinschlag aktiviert. Die gefahrene Geschwindigkeit muss dabei zudem unter 30 km/h liegen. „Unsere bisher gemachten Erfahrungen waren durchweg positiv“, sagt Karlein. „Die Fahrer des LF 20 bescheinigen dem System nicht nur eine volle Funktionsfähigkeit, sondern berichten auch von einer Steigerung des Sicherheitsgefühls, gerade bei Fahrten im Stadtgebiet Heidelberg“, ergänzt Laick. Aufgrund dieser positiven Rückmeldung wurden bis Oktober 2020 weitere neun Fahrzeuge von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr nachgerüstet.