Bonn (NW) – Ein Musterfahrzeug des neuen Schlauchwagens für den Katastrophenschutz (SW KatS) wird derzeit im Auslieferungslager Bonn-Dransdorf auf die Erprobungsphase vorbereitet. Die Firma MAN wurde als Auftragnehmer mit der Produktion von 103 Fahrzeugen beauftragt, den Aufbau erstellt die Firma Freytag Karosseriebau GmbH &Co. KG.
Das Fahrzeug ist auf einem 14-Tonnen-Fahrgestell aufgebaut, verfügt über eine Motorleistung von 184 kW sowie ein automatisiertes Schaltgetriebe. Zur Verkürzung der Schaltzeiten ist das Getriebe mit einem speziellen Fahrprogramm für Sonderfahrzeuge ausgestattet. Dies erlaubt ein schnelleres Beschleunigen bei der Einsatzfahrt.
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Der SW KatS dient dem Transport von drei Mann Besatzung und einer feuerwehrtechnischen Beladung. Er ist für Fahrten im leichten Gelände vorgesehen und mit Allradantrieb ausgestattet. Um das Durchdrehen einzelner Räder auf rutschigem Untergrund zu vermeiden, können sowohl die einzelnen Achsen als auch die Verbindung der Vorderachse zur Hinterachse gesperrt werden.
Der Schlauchwagen wird hauptsächlich zur Wasserversorgung eingesetzt. Hierzu werden insgesamt 2.000 Meter B-Schlauch mitgeführt. Diese liegen zusammengekuppelt zu jeweils zehn Schläuchen à 20 Meter in einer Kassette. Die Leitungen der einzelnen Kassetten sind wiederum verbunden. Fünf dieser Kassetten sind rechts und fünf Kassetten sind links auf der Ladefläche untergebracht. So können bei langsamer Fahrt zwei Leitungen mit 1.000 Meter Länge oder eine Leitung mit 2.000 Meter Länge verlegt werden. Das Verlegen dieser Schlauchleitungen wird von einer Einsatzkraft auf der Ladefläche beobachtet. Hier wurde extra ein Sitz für die Einsatzkraft installiert.
Um an Straßenkreuzungen und Einmündungen ein sicheres Queren dieser verlegten Leitungen durch Fahrzeuge zu ermöglichen, sind insgesamt 12 Schlauchbrücken verladen. Ebenso wird eine Tragkraftspritze mitgeführt, die entweder an der Wasserentnahmestelle bis zu 1.500 l/min fördern oder in der Schlauchleitung als Verstärkerpumpe eingesetzt werden kann, um so größere Entfernungen oder Höhenunterschiede zu überwinden.
Zur Sicherstellung eines kontinuierlichen Pumpbetriebes ist zusätzlich ein Faltbehälter mit einer Kapazität von 5.000 Liter Wasser auf dem Fahrzeug verlastet. Durch weitere Schläuche und Armaturen ist auch ein autarker Einsatz des Fahrzeuges bei kleineren Bränden möglich. Es wird jedoch kein Löschwasser auf dem Fahrzeug mitgeführt. Durch die Ladebordwand besteht auch die Möglichkeit, das Fahrzeug universell als Logistik Fahrzeug einzusetzen. Nach der Entnahme der Schlauchkassetten können bis zu acht Paletten mit einem Gesamtgewicht von 2.000 kg transportiert werden.
Mit der Erprobung werden alle Handlungsabläufe am Fahrzeug geprüft. Dadurch sollen mögliche Fehlbedienungen ausgeschlossen und gegebenenfalls vorhandene Gefahrenstellen erkannt und beseitigt werden. Zudem wird im Rahmen der Erprobung geprüft, ob die Bedienungsanleitung ausreichend ist oder bei Bedarf nachzubessern ist.
Im Verlauf der Erprobung wird auch eine vollständige Dokumentation des Fahrzeuges erstellt. Dadurch soll die Bearbeitung von späteren Anfragen der Nutzer erleichtert werden. An der Erprobung sind die Mitglieder der Länderarbeitsgruppe beteiligt, welche seinerzeit bei der Erstellung des Leistungsverzeichnisses beteiligt waren. Zudem ist der Auftragnehmer eng eingebunden. Die Erprobung verschafft dem Beschaffungsreferat im BBK wertvolle Erkenntnisse, die dann in die Serienproduktion der Fahrzeuge einfließen. Der Öffentlichkeit wird das erste Fahrzeug voraussichtlich auf der Messe Interschutz Anfang Juni in Hannover präsentiert.