Leipzig (SN) Die Analytische Task Force (ATF) der Leipziger Feuerwehr hat am Mittwoch den Probebetrieb aufgenommen. Sie soll im Einsatzumkreis von 200 Kilometern künftig bei großen Schadenslagen mit gefährlichen Stoffen schnell und kompetent die erforderlichen Messungen und Analysen durchführen. In Deutschland sind an sieben Standorten ATF-Einheiten stationiert.
Analytische Task Forces in Deutschland
Die Anschläge des 11. September 2001 in New York (USA) führten auch in Europa zu einer Neubewertung von terroristischen Gefahren. In Deutschland verständigten sich Bund und Länder im Jahr 2002 auf eine „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“. Für die höchste Schutzstufe (4) der Gefahrenabwehr wurde ein länderübergreifender Sonderschutz mit Hilfe von mobilen Spezialkräften – englisch Task Forces – vorgesehen. Zu diesen Sondereinheiten gehört die Analytische Task Force (ATF), deren Mitglieder eine Schnellanalytik bei chemischen Lagen durchführen können. Seit 2010 sind die siebenim Konzept vorgesehenen ATF-Standorte einsatzbereit. Sie befinden sich bei den Berufsfeuerwehren Hamburg, Dortmund, Köln, Leipzig, Mannheim und München sowie dem Landeskriminalamt Berlin.
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Alle Standorte sollen im Endausbau über qualifiziertes Personal wie Chemiker und Chemieingenieure sowie eine hochmoderne analytische Ausstattung für chemische Lagen verfügen. Die ATFs besitzen jeweils einen Einsatzradius von zirka 200 Kilometern. Hierdurch wird in etwa das gesamte Bundesgebiet abgedeckt. Damit die Einheiten maximal zwei Stunden nach Alarmierung an jedem Ort innerhalb ihres Einsatzradius eintreffen können, ist ihre Ausstattung auf eine Luftverlastung ausgelegt.
Wenn der Lufttransport nicht sinnvoll erscheint, können die ATFs auch auf eigene Fahrzeuge zurückgreifen. Zur Standardausstattung in der Endausbaustufe zählen Einsatzleitwagen (ELW ATF), Gerätewagen (GW ATF) sowie zwei CBRN-Erkundungswagen (CBRN ErkW), zentral beschafft vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Weitere Komponenten kommen je nach Standort dazu.
Deutschlandweit einheitlich ist die ebenfalls vom Bund finanzierte Ausstattung mit Messgerätetechnik. Dazu zählt ein Fourier-Transformations-Fernerkundungsgerät Bruker Optik SIGIS 2. Dieses kann gasförmige Schadstoffwolken noch in einer Entfernung von fünf Kilometern lokalisieren und ausmessen. Zum Einsatz kommen die ATFs nur, wenn die Möglichkeiten der kommunalen Gefahrenabwehr nicht mehr ausreichen. Hierbei sollen die Spezialkräfte an der Einsatzstelle die bestehenden Strukturen der ABC-Gefahrenabwehr nur ergänzen, nicht ersetzen.