Kreis Main-Spessart (BY) – Am Sonntag kommt es im Kreis Main-Spessart zwischen Ansbach und Roden zu einem Feldbrand. Das Feuer geht von einem auf dem Feld stehenden Anhänger aus und greift auf das Stoppelfeld über. Die Einsatzkräfte können auf Sicht anfahren: Von dem brennenden Anhänger und dem Feld aus erhebt sich eine dunkle Rauchwolke.
Ein Landwirt, der bereits erste Löschversuche an seinem mit Weizen gefüllten Anhänger begonnen hat, wird vom Rettungsdienst mit Verdacht auf eine Rauchgasintoxikation in ein Krankenhaus gebracht. Dieses konnte er mittlerweile wieder verlassen.
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Bei Temperaturen von 38 Grad leiten die eintreffenden Kräfte der FF sofort erste Maßnahmen ein, um eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern. Über 6.000 Quadratmeter des Stoppelfeldes sind nicht mehr zu retten. Bei dem Anhänger platzen die brennenden Reifen. Drei Trupps gehen unter Pressluftatmern vor, um das Fahrzeug abzulöschen. Im Laufe des Einsatzes kollabiert ein Mitglied der Feuerwehr aufgrund der Hitze und wird vom DRK versorgt. Aber eine weitere Ausbreitung des Feuers kann erfolgreich verhindert werden. Auch das nahegelegene Waldstück kann die Feuerwehr schützen.
Erfolgskonzept „Red Farmer“ – Landwirte bringen mit Güllefässern Wasser zur Einsatzstelle
Das liegt vor allem an der gut funktionierenden Wasserversorgung, die auch auf dem entlegenen Feld ununterbrochen sichergestellt werden konnte. Genau für solche Szenarien hatte der Kreis Main-Spessart nämlich schon im April ein Konzept entwickelt, das die Feuerwehr unterstützen soll. Die Mitglieder der „Red Farmer“ sind Bauern und landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Güllefässer bei der Leitstelle in Würzburg registriert haben. So können im Einsatzfall schnell die nächstgelegenen landwirtschaftlichen Betriebe direkt alarmiert oder durch den Einsatzleiter angefordert werden und bringen innerhalb kürzester Zeit große Mengen Wasser an die Einsatzstelle. Außerdem stellen sie Pflüge und Grubber zur Verfügung. Bei dem Einsatz am Sonntag konnte so die Erde des Feldes um die betroffenen Stellen herum umgepflügt beziehungsweise aufgebrochen werden, was ein Übergreifen der Flammen auf noch nicht betroffene Stellen verhinderte.
Für die Feuerwehren im Kreis ist das ein Erfolgsmodell, dass sich auch bei diesem Einsatz wieder unter Beweis stellen konnte. Seit April haben sich beinahe 80 Landwirte bei der Leitstelle in Würzburg registriert, und es werden immer mehr. Registrieren können sich Interessierte unkompliziert über ein Formular auf der Website der “Red Farmer”. Schon in zwei Einsätzen konnten die „Red Farmer“ wertvolle Unterstützung leisten und mit dem schnellen Zubringen von großen Mengen Wasser an die Einsatzstelle eine Ausbreitung des Brandes verhindern. Lokale Medien berichteten umfassend über das Konzept. Die Aufmerksamkeit bringt das Interesse anderer Landkreise, die das Konzept übernehmen wollen. „Mit so einer Reaktion haben wir niemals gerechnet!“, stellt Kreisbrandmeister Benedict Rottmann gegenüber feuerwehrmagazin.de klar. Er freut sich, dass die Ausarbeitung der Kreisbrandinspektion bei Feuerwehren in ganz Deutschland Interesse findet, und lobt die überragende Bereitschaft der Landwirte, ihre Feuerwehren zu unterstützen.
Das Feuerwehr-Magazin berichtete in der Ausgabe im Februar 2022 bereits von einem ähnlichen Konzept der FF Lübbecke (NW). Hier unterstützen die „Fire Farmer“ die Feuerwehren.
Die FF des Kreises Main-Spessart sind mit 50 Kräften und fünf Fahrzeugen über mehrere Stunden hinweg im Einsatz. Außerdem ist die Polizei mit einem Streifenwagen sowie der Rettungsdienst mit Notarzt und zwei Rettungswagen vor Ort.