Metzingen (BW) – Ein außergewöhnliches Glied in der Rettungskette war unlängst ein Schäferhundmischling. Dank seiner feinen Nase ist im Zusammenspiel mit Rettungsdienst und Feuerwehr ein Mensch gerettet worden. Der auf der Facebook-Seite der Feuerwehr Metzingen (Kreis Reutlingen) veröffentlichte Bericht zu diesem Vorfall hat mehreren zehntausend Klicks erzielt. Und damit mehr Menschen als üblich.
Es gibt Zufälle im Leben, für die hat man im Nachhinein keine richtige Erklärung. Tania Methner aus Metzingen grübelt derzeit darüber, weshalb sie Mitte August kurz vor der Mittagspause mit ihrem Hund zu einem Spaziergang aufgebrochen ist. Bei mehr als 35 Grad, ohne Schatten. Normalerweise startet sie in aller Frühe, kurz nach 6 Uhr. Wäre sie an jenem Tag auch wie gewöhnlich gestartet, würde ein Mann heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr leben.
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So aber ist sie mit ihrem drei Jahre alten Schäferhundmischling Tosco zwischen Metzingen und Riederich unterwegs. Ein toller Sommertag, sie hat Urlaub, aus den Kopfhörern tönt ihre Lieblingsmusik. So bemerkt sie zunächst gar nicht, dass Tosco unruhig wird, schließlich am Bahndamm im Dickicht verschwindet. Weil Tosco nicht wie sonst üblich gleich wieder an ihrer Seite ist, schaut sie die steile Böschung hinab und entdeckt im hohen Gras einen Rollator.
Nachdem Tosco nach wie vor nicht zu beruhigen ist, steigt sie die steile Böschung hinab und entdeckt im Unterholz einen älteren Mann, der nur noch inadäquate Wortfetzen von sich gibt. “Ich war anfangs so aufgeregt, dass ich beim Absetzen des Notrufs gar nicht sagen konnte, wo ich mich überhaupt genau befinde”, berichtet Tania Methner später.
Was mit der Einsatznummer 368 im laufenden Jahr für die Metzinger Feuerwehr wie ein Routine-Einsatz beginnt, entwickelt sich zu einer außergewöhnlichen Rettungsaktion, wie es im Einsatzbericht vermerkt wird. Als die beiden First Responder der Feuerwehr eintreffen, ist der Mann nahezu nicht mehr ansprechbar, weshalb unverzüglich ein Notarzt nachgefordert wird. Weil die Rettung aus dem unwegsamen und vor allem extrem steilen Gelände zu gefährlich ist, kommen weitere Kräfte der Feuerwehr zum Einsatz, die zusammen mit dem Rettungsdienst die Trage sichern und so sicher und schnell zum Rettungswagen bringen. Ein Kraftakt, bei zwischenzeitlich fast 38 Grad. Gelassen betrachtet Tosco das ganze Geschehen, während Frauchen von der Polizei befragt wird.
Wie es von der Feuerwehr heißt, hat sich der Mann in einer hilflosen und lebensbedrohlichen Lage befunden. Er war weder vom Weg, noch von der Bahnlinie aus zu sehen. Die Kraft, um Hilfe zu rufen hatte er nicht mehr, geschweige denn, um wieder auf den Weg zu kommen.
Der Held des Tages waren weder Rettungsdienstpersonal oder Notarzt und auch nicht die Feuerwehrmänner, sondern ein graubrauner Schäferhundmischling, der den Trubel um sich herum zwar genossen, vermutlich aber nicht verstanden hat. Streicheleinheiten gab es von den Feuerwehrmännern, vor allem aber von seinem Frauchen. Und zur Feier des Tages hat es am Abend noch einen großen Knochen zum Knabbern gegeben. Die größte Überraschung wartet auf Tosco aber noch: Der dreijährige Hund fährt zusammen mit Frauchen ein paar Tage in die Toskana. Da ist Tosco geboren. Und da gibt es ein Wiedersehen mit seiner Mama. Wenn Hunde erzählen könnten, Tosco hätte einiges zu berichten. (Text: Hartmut Holder)