Stockach-Zizenhausen (BW) – Gefahrgut-Einsatz für die Feuerwehr Stockach (Kreis Konstanz) am Montagabend: In der Meßkircher Straße im Ortsteil Zizenhausen kippt ein Lkw-Anhänger am Ortsausgang auf die Seite. Beladen ist er mit unterschiedlichen Gefahrstoffen. Ein Großeinsatz beginnt …
19.22 Uhr alarmiert die Integrierte Leitstelle Konstanz in Radolfzell die Feuerwehr Stockach mit dem Alarmstichwort „Unfall Lkw“ zur Meßkircher Straße der 17.000-Einwohner-Stadt. Als das ersteintreffende Löschfahrzeug (LF) der Feuerwehr Stockach und der Einsatzleitwagen eintreffen, beginnt die Einsatzleitung mit der Erkundung. Als klar wird, dass es sich um eine besondere Gefahrenlage mit chemischen Stoffen handelt, wird Großalarm ausgelöst: Die interkommunale Führungsgruppe der Feuerwehr Stockach, der Gefahrgutzug sowie die Drohneneinheit des Landkreises Konstanz und mehrere Chemie-Fachberater werden nachalarmiert.
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Beim Unfall wurde die Hecktür des Lkw-Anhängers so schwer beschädigt, dass sie sich selbst von vier Kameraden nicht öffnen lässt. Mithilfe eines Trennschneiders verschaffen sich Feuerwehrleute Zugang zum Laderaum des Anhängers, indem sie sie abtrennen. Zeitgleich ergibt die Einsicht in die Ladepapiere die Stoffnummern der Gefahrgüter. Die am Einsatzort befindlichen Chemie-Fachberater entscheiden, eine Anfrage über die Stoffe beim Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der chemischen Industrie (TUIS) durchzuführen. TUIS berät Einsatzkräfte bei Gefahrgut-Unfällen und liefert wertvolle Informationen zu möglichen Reaktionen von Gefahrstoffen.
Die Gefahrgut-Behälter sind beim Unfall nicht beschädigt worden. Der alarmierte Gefahrgutzug des Landkreises führt während des Einsatzes laufend Messungen durch, die Drohnen-Einheit liefert Informationen für die Lageaufklärung. Nach der Absicherung der Einsatzstelle wird das Abpumpen der Gefahrstoffe vorbereitet. Gegen 24 Uhr erfolgt die Rückmeldung des TUIS. Sie ergibt: Die geladenen Gefahrstoffe könnten bei einem Austritt miteinander reagieren und dabei giftiges Ammoniak bilden.
Mehrere Trupps des Gefahrgutzugs beginnen in Chemikalien-Schutzanzügen (CSA) mit dem Abpumpen in spezielle Chemikalienbehälter der WF Constellium aus Singen. Über die Dauer des Einsatzes werden die Trupps immer wieder durchgetauscht, 5 Uhr am Folgetag sind die Stoffe abgepumpt. In der aufgebauten Dekon-Station werden die Kameraden gesäubert und neu eingekleidet. Die kontaminierten CSA gehen verpackt an eine Fachfirma zur Reinigung. Ein Fachunternehmen richtet den Anhänger auf und transportiert ihn ab. Nach dem Abbinden der restlichen Stoffe endet erst um 11.30 Uhr der Einsatz für die letzten Kameraden.
Etwa 90 Einsatzkräfte befinden sich über die Dauer des Einsatzes an Unfallstelle, darunter die Abteilungen Stockach-Kernstadt, Hoppetenzell, Wahlwies und Zizenhausen mit drei LF, dem Gerätewagen (GW)-Logistik, einem Rüstwagen, einem Mittleren Löschfahrzeug, Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter Gefahrgut, dem Einsatzleitwagen und mehreren Mannschaftstransportwagen. Darüber hinaus sind der Gefahrgutzug Stockach, die Gefahrguteinheit des Landkreises Konstanz, die WF Constellium aus Singen, die Dekontaminationseinheit der FF Rielasingen-Worblingen, ein GW-G, dazu Chemie-Fachberater aus Konstanz, die Polizei sowie das DRK vor Ort.