Wernigerode (ST) – Seit Samstag brennt erneut ein ausgedehntes Gebiet im 25.000 Hektar umfassenden Nationalpark Harz: Bis zu 150 Hektar Fläche, hauptsächlich Totholz, steht im Kreis Harz in Flammen. Fünf Löschhubschrauber von Polizei, Bundeswehr sowie Privatfirmen (auch aus Österreich) werden von zwei eigens aus Italien eingeflogenen Löschflugzeugen unterstützt. Ab Montagmittag soll eine weitere CH-53 der Bundeswehr dazu kommen.
Die Flugzeuge forderten die Verantwortlichen im Rahmen des europäischen Hilfsprojekts „RescEU-IT“ über die zentrale Koordinierungsstelle in Brüssel an. Ihr Löschwasser nehmen die 6.000 Liter fassenden Löschflugzeuge des Typs Canadair CL-415 am Concordia-See (bei Seeland, ST). Die Flugzeuge waren am Sonntagabend am Flughafen Braunschweig (NI) gelandet. Dort werden sie auch mit Kraftstoff betankt. Die Feuerwehr Braunschweig ist nicht unmittelbar in den Einsatz eingebunden, hatte sich aber um die Unterkunft und Fahrten für die italienischen Kollegen gekümmert.
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Um die Luftoperationen von Flugzeugen und den im Minutentakt fliegenden Hubschraubern zu koordinieren, übernahm eine zweite Technische Einsatzleitung aus Goslar. Diese sorgte auch für Einrichtung einer Flugverbotszone im Umkreis von 40 Kilometern. Die am Einsatz beteiligten Löschhubschrauber beziehen das Löschwasser zum Abwurf über den Brandherden auch aus der Okertalsperre und dem Wurmbergsee (beide NI, Kreis Goslar).
Derzeit sind laut Auskunft des Kreises Harz keine bewohnten Gebiete in Gefahr. Für die Öffentlichkeit wurden sämtliche Hauptwege bereits am Samstag gesperrt. Da das steile Gelände nur schwer zugänglich ist, findet die Bekämpfung größtenteils aus der Luft statt. Die Kesselwagen der Harzer Schmalspurbahn nutzen die Einsatzkräfte, um Wasser für die Brandbekämpfung zu transportieren.
Ausgebrochen war dieser zweite große Waldbrand am Brocken innerhalb von 3 Wochen am Samstagnachmittag in der Nähe eines beliebten Wanderweges. Touristen mussten vom höchsten Berg des Mittelgebirges Harz evakuiert werden. Die Brandursache ist derzeit noch unklar. Seit Wochen anhaltende Trockenheit und der ausgedehnte Bestand an Totholz stellen ideale Bedingungen für die Flammen dar. Wie Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, dem Tagesspiegel mitteilte, seien 80 Prozent des Baumbestandes Fichten, von denen wiederum 90 Prozent abgestorben seien.
Da sich der Brand im Laufe des Samstags stark ausgebreitet hatte, hatte Landrat Thomas Balcerowski Sonntagvormittag den Katastrophenfall ausgerufen. Rund 300 Einsatzkräfte sind vor Ort: neben Feuerwehrleuten das THW sowie Bundeswehr, Bundespolizei und die Landespolizei Sachsen-Anhalt sowie die Landespolizei Niedersachsen.