Essen (NW) – Leere Kassen verhindern oft Fahrzeugbeschaffungen der Kommunen für die Feuerwehren. Doch es gibt durchaus Wege, wie der Fuhrpark bei angespannten Haushaltslagen auf Stand gehalten werden kann. Branddirektor Jörg Wackerhahn, Leiter der Abteilung Technik und Liegenschaften bei der BF Essen, und Sven Tomczak, der Sachgebietsleiter Fahrzeuge und Gerätewesen, verraten uns ihre Spar-Tipps.
Tipp 1: Behördenrabatte nutzen
Ausnutzung der von einigen Fahrzeugherstellern angebotenen Behördenrabatte. “Irgendein Hersteller bietet in der Regel immer einen Rabatt auf ein Modell an. Dieses nutzen wir konsequent aus”, so Wackerhahn. Die neuen Kommandowagen in Essen werden beispielsweise Ford-Fahrgestelle haben. Und für den aktuellen KdoW des Wachabteilungsleiters hatte ein Land Rover-Händler ein klasse Angebot unterbreitet. Also beschaffte die Feuerwehr einen KdoW auf Land Rover Discovery.
Anzeige
Tipp 2: Es muss nicht immer Premium sein
Umstieg auf Fahrzeughersteller, die nicht dem Premiumsegment angehören. Bei den Mannschaftstransportfahrzeugen (MTF) bevorzugt Essen gerade den Renault Traffic. Neun derartige MTF gibt es bereits in der Ruhrmetropole.
Tipp 3: Verzicht auf neue Beladung
Teilweise kauft die Feuerwehr Essen jetzt Großfahrzeuge ohne Beladung. Die Bestückung erfolgt mit dem vorhandenen, gebrauchten Material. “Viele Gegenstände werden so selten benötigt, dass sie nach Jahren noch wie neu sind”, so Wackerhahn.
Tipp 4: Bedarfsgerecht
Durch den Verzicht auf technischen Schnick-Schnack oder High-End kann viel Geld gespart werden. Ganz wichtig: Im Vorfeld den wirklichen Bedarf – und die Laufleistung – ermitteln.
Tipp 5: Tageszulassung
“Als Pkw für die Abteilung Vorbeugender Brandschutz und für allgemeine Dienstfahrten haben wir Skoda Citigo beschafft. Die Kleinwagen kosten mit Tageszulassung als 60-PS-Benziner gerade mal 8.500 Euro brutto”, berichtet Tomczak.
Tipp 6: Bündelung
Früher kaufte die Feuerwehr Essen beispielsweise alle zwei bis drei Jahre eine neue Drehleiter. Jetzt wurden die Beschaffung von drei baugleichen Fahrzeugen gebündelt. “In der Regel gewähren die Hersteller dem Käufer dann einen Nachlass”, weiß Wackerhahn. Und wenn gemeinsam mit anderen Kommunen beschafft wird, kann es sogar noch günstiger werden.
Tipp 7: Vorführer
Die Essener empfehlen, konsequent nach Vorführfahrzeugen zu fragen. Diese Fahrzeuge haben dann zwar meist schon einige Kilometer auf dem Tachometer und sind einige Monate alt, aber dafür in der Regel kurzfristig lieferbar. Und die Hersteller räumen hier teilweise enorme Abschläge auf den regulären Kaufpreis ein.
Tipp 8: Euro-5-Motoren
Zwei neue HLF 20 sind in Essen 2016 in Dienst gestellt worden, fünf weitere kamen 2017. Als Fahrgestelle dienen MAN TGM 13.290 4×4 BL. „MAN bietet noch Euro 5-Motoren, worin ich persönlich für Feuerwehren große Vorteile sehe“, sagt Wackerhahn. „Die für Euro 6 erforderliche Abgastechnik reduziert wegen des hohen Gewichts Zuladekapazität, nimmt Platz weg, bringt ökologisch durch die Nutzungsgegebenheiten (Länge der Fahrstrecken) bei Feuerwehren keine Vorteile und ist deutlich teurer.“
Tipp 9: Standardfahrzeuge
Essen war lange Zeit bekannt für ungewöhnliche Fahrzeug-Lösungen. Die Fahrzeuge wurden optimal an die Örtlichen Bedürfnisse angepasst. Aber zu größeren Serien haben es diese Fahrzeugtypen nicht gebracht. Kleinserien sind allerdings immer kostspielig. Also greifen auch die Essener verstärkt auf Standard- oder Normfahrzeuge zurück.
Tipp 10: Kooperationen
Seit Jahren arbeitet die Feuerwehr Essen in Sicherheitsfragen sehr eng mit der Firma Goldschmidt zusammen. Deren Produktionsgelände liegt keine 100 Meter von der Hauptfeuerwache entfernt. Von Investitionen in den Fuhrpark der Feuerwehr profitiert so auch immer die Firma automatisch. Aus diesem Grund beteiligt sich Goldschmidt immer mal wieder an Beschaffungen.
Tipp 11: Doppelnutzung
Zur Fahrausbildung nutzt die Feuerwehr ein Wechselladerfahrzeug. “Lediglich die Kabine haben wir für diesen Zweck etwas modifizieren müssen”, erklärt Tomczak. Und zur Doppelnutzung zählt auch, dass Fahrzeuge nach ein paar Jahren unter Umständen umgenutzt werden. Sie dienen dann beispielsweise als Logistikfahrzeuge, für die Ausbildung oder als Reserve. Branddirektor Wackerhahn: “Dabei muss aber immer die Wirtschaftlichkeit im Blick behalten werden. Es kommt der Zeitpunkt, ab dem teure Reparaturen einfach keinen Sinn mehr machen. Man darf die Nutzungsdauer also auch nicht übertreiben.”