Celle-Scheuen (NI) – Rund 1.000 überwiegend ehrenamtliche Einsatzkräfte aus Bayern und Niedersachsen übten vom 26. bis 29. September die gemeinsame Bekämpfung von Vegetationsbränden. Rund 260 Einsatzfahrzeuge am Boden und mehrere Luftfahrzeuge waren dazu auf einer Fläche von etwa 270 Hektar im „Revier Miele“ (Kreis Celle) im Einsatz.
Grundlage der länderübergreifenden Großübung bildet eine angenommene langanhaltende Dürrephase in Niedersachsen, aus der bereits zahlreiche Vegetationsbrände entstanden sind. Ein Großteil der niedersächsischen Feuerwehren ist dadurch bereits im Einsatz gebunden, als im „Revier Miele“ bei Forstarbeiten ein weiterer Waldbrand ausbricht. Schnell erreicht der Brand Dimensionen, welche die örtlichen Einsatzkräfte überfordern. Der Katastrophenfall wird ausgerufen und ein Hilfeersuchen an andere Bundesländer gestellt.
Anzeige
Auf dieses Ersuchen hin entsendet Bayern am Donnerstag im Rahmen eines Kontingenteinsatzes etwa 250 Einsatzkräfte nach Norddeutschland. Das Hilfskontingent ist aus Einheiten verschiedener bayrischer Landkreisen mit unterschiedlichen Einsatzschwerpunkten zusammengestellt. Neben Kräften zur Vegetationsbrandbekämpfung (Kreis Neuburg Schrobenhausen, Kreis Neumarkt in der Oberpfalz) und einer Komponente für Logistik und Verpflegung (Kreis Aschaffenburg) machen sich auch zwei gemischte Einheiten mit Hytrans Fire Systemen (HFS) zur Wasserförderung auf den Weg. Auch die staatlichen Feuerwehrschulen (SFS) Geretsried und Würzburg stellen einen Teil des bayrischen Kontingents.
Aus Niedersachsen machen sich weitere Einheiten auf den Weg zum Verfügungsraum. Dazu gehören die Technische Einsatzleitung (TEL) aus Celle sowie die Kreisfeuerwehrbereitschaften (KFB) aus Celle, dem Heidekreis und Uelzen. Der Landkreis Vechta entsendet seinen Fachzug „Spezielle Fähigkeiten“, der über Löschroboter zur Brandbekämpfung in munitionsbelasteten Gebieten verfügt. Das Land Niedersachsen bringt die GFFF-V-Einheiten 1 und 2 in den Einsatz. Hierbei handelt es sich um Einheiten zur bodengebundenen Vegetationsbrandbekämpfung unter Einbeziehung von Fahrzeugen (Ground Forest Fire Fighting using Vehicles), die über das EU-Katastrophenschutzverfahren angefordert werden können.
Zur Unterstützung der Brandbekämpfung aus der Luft zieht die Einsatzleitung Hubschrauber der Landespolizeien Bayern und Niedersachsen, der Bundeswehr und eines privaten Hubschrauberdienstleisters zusammen. Die in Niedersachsen stationierten Löschflugzeuge der EU und der Feuerwehr Flugdienst Niedersachsen heben ebenfalls in Richtung Einsatzstelle ab. Letzterer übernimmt die Heranführung der Kräfte am Boden sowie die Luftraumüberwachung.
Sämtliche bodengebundene Einheiten fahren zunächst den Meldekopf am Verfügungsraum auf dem Gelände des Niedersächsischen Landesamtes für Brandschutz und Katastrophenhilfe (NLBK) in Celle-Scheuen an. Dort erfolgten die Erfassung und Registrierung der Kräfte. Per Einsatzauftrag geht es dann in das angenommene Schadensgebiet.
Eine gemischte Einheit aus Bayern unter Führung der Gemeinde Plattlingen erhält beispielsweise den Auftrag, ihr HFS-System an einem Teich in Betrieb zu nehmen und Löschwasser in Richtung Brandgebiet zu fördern. Bei dem System handelt es sich um eine Hochleistungspumpe, die Löschwasser in großen Mengen (bis zu 5.000 l/min) über lange Wegstrecken fördern kann. Mit einem Wechselladerfahrzeug (WLF) verlegen die Einsatzkräfte dazu eine 5 Kilometer lange F-Leitung zum ersten Übergabepunkt.
Zur Brandbekämpfung am Boden hat die Einsatzleitung mehrere Einsatzabschnitte gebildet. Mehrere Hundert Einsatzkräfte kämpfen hier mit Löschfahrzeugen gegen die (fiktiven) Flammen und legen Brandschneisen an. Neben klassischen Löschfahrzeugen sind hier auch die niedersächsischen GFFF-V-Einheiten mit ihren Waldbrandtanklöschfahrzeugen (TLF-W) vom Typ CCFM 3000 im Einsatz.
Sofern es das Wetter zulässt, unterstützen die Hubschrauber und Löschflugzeuge die Einsatzkräfte am Boden mit Löschwasserabwürfen aus der Luft. Ausgangspunkt des Lufteinsatzes ist der Flugplatz Celle-Arloh. Hier betreibt eine Einheit aus Bayern unter Führung der SFS Würzburg einen Außenlandeplatz, an dem die Luftfahrzeuge unter anderem Kraftstoff aufnehmen können. Um die Absicherung der Starts und Landungen kümmern sich Feuerwehr-Flughelfer. Diese übernehmen auch das Einhängen der Außenlasten an den Hubschraubern.
Sonderheft: Richtiges Vorgehen bei Wald- und Flächenbränden
Alles, was Feuerwehrkräfte über das richtige Vorgehen bei Wald- und Flächenbränden wissen müssen – dieses 100 Seiten starke Sonderheft liefert Antworten!
Das Löschwasser nehmen die Hubschrauber eigenständig aus einem Kiesteich im Übungsgebiet oder einem mobilen Faltbehälter auf dem Flugplatz auf. Die Löschflugzeuge hingegen können das Wasser nur am Boden aufnehmen. Anschließend erfolgt der Wasserabwurf an der vorgesehenen Stelle. Dabei gilt es den Einsatz am Boden optimal zu unterstützen und eine Gefährdung für die Kräfte am Boden auszuschließen.
Bei einem Besuch des Übungsgebietes informiert sich die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, insbesondere über die Leistungsfähigkeit der niedersächsischen Einsatzkräfte im Zusammenspiel mit den Kolleginnen und Kollegen aus Bayern. „Es hat mich sehr beeindruckt, hautnah vor Ort zu erleben, wie professionell viele hundert Einsatzkräfte gemeinsam am Boden und gleichzeitig aus der Luft agieren“ so Behrens.
Begleitet wurde die Ministerin unter anderem von Olaf Kapke (Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen) und Johann Eitzenberger (Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern). Die beiden Landesfeuerwehrverbände haben sich maßgeblich für die Umsetzung der gemeinsamen Übung eingesetzt.
Die interessierte Öffentlichkeit konnte die Übung am Freitag bei einem moderierten Public Viewing von einem Sportplatz in Celle-Scheuen aus live mitverfolgen. Auf einer großen LED-Videowand waren Videobeiträge und Live-Schalten in das Übungsgebiet zu sehen.