Prien am Chiemsee (BY) – Das Neue Schloss auf der Insel Herrenchiemsee gehört zu den bekanntesten Bauwerken Deutschlands. Märchenkönig Ludwig II. ließ es 1878 als Abbild des Schlosses Versailles errichten. Heute strömen jährlich fast 500.000 Besucher durch die Räume. Für den Schutz des Schlosses und der gesamten Insel ist die FF Prien am Chiemsee vom Festland zuständig – auf Anordnung des Königs. Unterstützt werden sie von einer Löschgruppe auf der Insel. Und es gibt weitere Besonderheiten.
Anfahrt dauert bis zu 30 Minuten
Luftlinie ist das Neue Schloss nur knapp 5 Kilometer vom Feuerwehrhaus in Prien entfernt. Trotzdem dauert die Anfahrt nach einer Alarmierung etwa 30 Minuten. „Und dann muss es schon fast perfekt laufen“, erklärt Priens Feuerwehr-Kommandant Samuel Witt.
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Die Priener Kräfte kommen nach einer Alarmierung zum Feuerwehrhaus an der Bernauer Straße, rüsten sich aus und fahren mit einem Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) zur Bootshütte in der Stippelwerft im Ortsteil Stock, unweit des Hafens der Chiemseeschifffahrt. Ein bis zwei Feuerwehrleute, die in der Nachbarschaft der Werft wohnen, steuern das Bootshaus direkt an und machen das Mannschafts-Transportboot (MTB) Florian Prien 99/1 startklar. So müssen die anrückenden Kräfte nur noch zusteigen und die Überfahrt kann unverzüglich beginnen.
Bis zu zwölf Personen können mit dem MTB zur Insel übersetzen. Das bayerische Innenministerium hatte 70 Prozent der Anschaffungskosten des Bootes übernommen. Seit 2016 wird das bei Faster Aluminium Boats in Finnland gefertigte MTB von der Feuerwehr auf dem Chiemsee eingesetzt. Die Fahrt von Prien bis zum Nordzipfel der Herreninsel dauert zwischen 10 und 15 Minuten – je nach Windstärke, Wellengang und Windrichtung.
Insellöschgruppe erkundet vor Ort
Seit 2010 gibt es auf Herrenchiemsee wieder eine eigene Löschgruppe. Schon nach dem Bau des Schlosses war 1878 eine Insel-Feuerwehr gegründet worden. Doch Ende der 1990er Jahre löste sich die Einheit nach über 100 Jahren auf – Personalmangel.
19 Bewohner der Insel beziehungsweise Beschäftigte haben sich 2010 dann mehr oder weniger freiwillig für die Mitarbeit in der reaktivierten Insel-Feuerwehr gemeldet. Etwa bei einem Viertel handelte es sich um freiwillige Feuerwehrleute vom Festland. Einige Kräfte mussten neu ausgebildet werden. Ausbildung und Übungen gelten bei den Beschäftigten der Schloss- und Gartenverwaltung Herrenchiemsee als Arbeitszeit.
Aktuell zählt die Einheit nur noch elf Aktive. „Und nachts bekommen wir höchstens ein bis zwei Kräfte zusammen“, sagt Zugführer Christian Hof, der gemeinsam mit Robert Stockinger die Löschgruppe leitet. Insgesamt leben nämlich nur 18 Personen auf der Herreninsel.
Interessenten ohne Feuerwehrbackground erhalten übrigens eine anerkannte, verkürzte Ausbildung wegen der besonderen Insellage. „Wir decken auf der Insel auch nur Teilbereiche der typischen Feuerwehraufgaben ab“, erklärt Hof. „Im Prinzip beschränken wir uns auf die Grundtätigkeiten einer Feuerwehr und in den letzten Jahren werden wir verstärkt als Erstversorger für den Rettungsdienst eingesetzt.“ Die Insulaner erkunden also nur, bauen die Löschwasserversogung auf und helfen gegebenenfalls bei der Evakuierung. In den Innenangriff gehen sie nicht.
In der Februar-Ausgabe 2021 stellen wir das Brandschutzkonzept auf Herrenchiemsee, die ungewöhnlichen Fahrzeuge der Feuerwehren und die Zusammenarbeit vor Ort ausführlich vor. Hier kann das Heft ganz bequem bestellt werden, als gedruckte Ausgabe (portofrei) oder zum sofortigen Download. Bis zum 26. Februar ist das Heft auch noch im Handel erhältlich.