Ratzeburg (SH) – Nach einer ganzen Reihe von Brandstiftungen haben Polizisten in Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg ) einen Tatverdächtigen festgenommen. Der 26 Jahre alte Ratzeburger steht unter Verdacht, innerhalb einer Stunde sechs Feuer im Quartier zwischen Möllner Straße und Bahnhofsallee gelegt zu haben. Nach seiner vorläufigen Festnahme pustete der Mann nach Polizeiangaben einen Atemalkoholwert von 1,71 Promille. Er war mit einem gestohlenen Fahrrad unterwegs, so Polizeisprecherin Jaqueline Fischer.
Es brennt in der Kreisstadt seit Monaten immer wieder. Erst vergangene Woche hatte es mehrere Brandstellen in einem leerstehenden historischen Haus an der Schweriner Straße gegeben. Allerdings tagsüber in der Vorstadt, und nicht wie diesmal und schon öfters zuvor nachts in Sankt Georgsberg.
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Die aktuelle Serie der Brandstiftungen begann am Mittwoch gegen 0.35 Uhr: Am Albsfelder Weg solle ein Carport brennen, meldeten Anwohner der Dreiangel, die auf die Flammen aufmerksam geworden waren. Sofort alarmierte die Integrierte Regionalleitstelle Süd in Bad Oldesloe Ratzeburgs Feuerwehr und einen Rettungswagen der HLR (Herzogtum Lauenburg Rettungsdienstgesellschaft). Am Alten Postweg konnten Anwohner diesmal Schlimmeres verhindern: Sie waren durch einen Rauchwarnmelder aufgeschreckt und hatten im Treppenhaus eine brennende Tapete und einen brennenden Türstopper bemerkt. Sie konnten die Flammen selbst löschen.
Dafür war am Carport keine Chance mehr: „Bei unserem Eintreffen an der Einsatzstelle brannten der Carport und ein daneben abgestellter Wohnwagen in voller Ausdehnung“, berichtet Ratzeburgs Feuerwehrchef Christian Nimtz. „Innerhalb von 4 Minuten hatten wir drei C-Rohre vorgenommen und konnten so verhindern, dass die Flammen, die auch schon eine Garage erfasst hatten, nicht auch noch auf das angrenzende Wohnhaus übergehen konnten“, erklärt er. Die drei Bewohner des Hauses wurden unverletzt in Sicherheit gebracht. Weil absehbar war, dass für die Nachlöscharbeiten viele Atemschutzträger nötig werden, ließ Nimtz die Feuerwehren aus Harmstorf und Giesensdorf nachalarmieren.
Von da an ging es Schlag auf Schlag: Über Funk meldete die Leitstelle eine brennende Mülltonne am Alten Postweg. Den Brand brachten Polizisten und Anwohner unter Kontrolle. Weil Giesensdorf bereits auf der Anfahrt war, schickte Nimtz die Kräfte über Funk direkt zum Hermann-Löns-Weg – auch hier brannte ein Müllbehälter.
Die Kameraden hatten dann auf der Anfahrt auch noch an der Friedrich-Ebert-Straße einen brennenden Müllbehälter entdeckt. In Sichtweite stellte die Polizei hier auch noch einen Brand an einem geparkten Auto fest. Nimtz forderte nun auch die Feuerwehr Buchholz-Disnack-Pogeez nach. „Wir wussten ja nicht, wie es weitergeht“, sagt er.
In der Zwischenzeit hatte die Leitstelle der Polizei zahlreiche Streifenwagen in Ratzeburg zusammengezogen, unter anderem auch aus Mölln, von der Autobahnpolizei und aus dem Kreis Stormarn. Die Fahndung nach dem Brandstifter lief auf Hochtouren, während die Löscharbeiten vor allem an der Friedrich-Ebert-Straße und am Albsfelder Weg noch andauerten.
Gegen 1.25 Uhr stießen Polizisten dann an der Bahnhofsallee auf den Verdächtigen. Bei der Überprüfung des Mannes ergab sich ein Tatverdacht, deshalb wurde der Mann vorläufig festgenommen und mit zum Revier an der Seestraße genommen. Die Ermittlungen der Polizei dauern an, Details müssen ausgewertet und zusammengebracht werden. „Da läuft jetzt die ganze Ermittlungsarbeit erst an“, so Fischer.
Am Albsfelder Weg konnten die Feuerwehrleute den Brand schließlich unter Kontrolle bekommen. Nimtz: „Die ganzen Mannschaften haben einen großartigen Job gemacht. Die Zusammenarbeit hat super geklappt.“ Erst gegen 5.20 Uhr waren alle Kräfte und Fahrzeuge wieder einsatzbereit an der Feuerwache. Insgesamt waren 70 Feuerwehrleute an den Löscharbeiten beteiligt.
Jetzt hoffen die Einsatzkräfte, die seit Monaten immer wieder an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet nach Brandstiftungen im Einsatz waren, dass die Polizei den richtigen Verdächtigen erwischt hat und es jetzt mit den Bränden aufhört. „Das war an sich schon außergewöhnlich in den vergangenen Monaten, aber die letzte Nacht war extrem sportlich“, bilanziert Nimtz. Die Brände lagen in einem Radius von rund 300 Metern, der Ort der Festnahme 200 Meter weiter.