Bocholt (NW) – Als eierlegende Wollmilchsau werden Dinge bezeichnet, die „nur Vorteile haben, alle Bedürfnisse befriedigen und allen Ansprüchen genügen“. Der von der Feuerwehr Bocholt eingesetzte LKW auf Mercedes Zetros ist so ein Universalgenie. Wir nennen die unzähligen Einsatzmöglichkeiten des Feuerwehrfahrzeugs.
Der Mercedes-Zetros ist Bestandteil des neuen Logistik-Konzeptes der Feuerwehr Bocholt. Er dient insbesondere für den Einsatz nach schweren Unwettern, Überschwemmungen und für technische Hilfeleistungseinsätze. Insbesondere für die Unwettereinsätze stehen zwei spezielle Module zur Verfügung. Im Modul „Sturm“ werden alle benötigten Werkzeuge wie beispielsweise Kettensägen und Zubehör mitgeführt. Das Modul „Hochwasser“ beinhaltet Zubehör für Einsätze nach langen Regenfällen und Überschwemmungen. Dazu gehören Schaufeln, Wathosen, Sandsäcke und Beleuchtungsmaterial. Die Module werden bei Bedarf an der Feuerwache zugeladen und ins Einsatzgebiet gebracht. Dort können sie abgestellt werden. Die Ausstattung ermöglicht anschließend einen autarken Einsatz der Kräfte. Der LKW steht sofort für andere Aufgaben wieder zur Verfügung.
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Hauptaufgaben des Feuerwehr-LKW: Transport und Logistik
Hauteinsatzgebiet des Mercedes Zetros sind aber definitiv Transport- und Logistikaufgaben. Auf der 5,3 Meter langen und 2,4 Meter breiten Ladefläche können Sand, Steine, Bretter, Bohlen oder Sandsäcke transportiert werden. Schnittgut und Äste passen genauso drauf wie IBC-Behälter, Rollwagen, Schaummittelkanister oder Fässer. “Einfach alles, was von einer Feuerwehr transportiert werden muss”, heißt es in Bocholt. Die Seitenwände sind 60 Zentimeter hoch und können abgeklappt werden.
Ein großer Vorteil ist, dass mit dem Kran und der Ladebordwand zwei verschiedene Systeme für das Beladen zur Verfügung stehen. Über die Ladebordwand von Dhollandia können beispielsweise Gitterboxen am Boden aufgenommen und hinaufbefördert werden. Die maximale Hublast beträgt 2.000 Kilogramm.
Eine Besonderheit ist der Ladekran PK 23002 SH von Palfinger. Das maximale Hubgewicht beträgt 5,7 Tonnen. Bei 16 Meter Ausladung können immer noch 1.140 Kilogramm gehoben werden. Der Kran ist hinter dem Fahrerhaus angebracht.
Bei Verkehrsunfällen oder eingeklemmten Personen kann der Kran mit bei der Befreiung eingesetzt werden. Mit den Seilwinden am Kranausleger oder an der Front des Zetros können Unfallfahrzeuge gesichert werden, außerdem kann der Feuerwehr-LKW als Festpunkt genutzt werden. Und mit dem Kran lassen sich Unfallfahrzeuge anheben oder gegen Abrutschen zusätzlich sichern.
Anbaugeräte: Baumgreifer, Arbeitskorb, Beleuchtungsbrücke und Zwei-Schalen-Greifer
Als Anbaugeräte für den Kran haben die Bocholter einen Arbeitskorb, einen Baumgreifer, eine Lichtbrücke und einen Zwei-Schalen-Greifer beschafft. Mit dem Arbeitskorb können beispielsweise nach Stürmen abgebrochene Äste von Bäumen entfernt werden, die Menschen oder Sachwerte im öffentlichen Raum gefährden. Oder es können lose Dachziegel von Dächern beseitigt werden. Und auch zur Sicherung bei Arbeiten in der Höhe lässt sich der Korb nutzen. „Das hat den großen Vorteil, dass wir bei solchen Arbeiten keine Drehleiter langfristig binden“, sagt Feuerwehrchef Deckers. Für die Menschenrettung ist der Korb allerdings nicht zugelassen.
Am Kranarm führt eine Spannungsversorgung entlang, die den Arbeitskorb mit Strom versorgt. Mit der Sondersignalanlage des Fahrzeuges besteht gleichzeitig die Möglichkeit, den Zetros als „Lautsprecherwagen“ einzusetzen, auch in Gebieten, die unter Umständen für andere Warnfahrzeuge nicht mehr erreichbar sind. Um Einsätze auszuleuchten, baute die Firma TSK Kran und Wechselsysteme GmbH eine spezielle Halterung für den Kran, woran zwei LED-Systeme angebracht und mit dem Kran an der benötigten Stelle eingesetzt werden können.
Dank der Wattiefe von 1.200 Millimetern kann der Zetros auch noch in überfluteten Bereichen eingesetzt werden, wenn für andere Einsatzfahrzeuge kein Durchkommen mehr ist. „Im Sommer 2016 hatten wir innerhalb weniger Wochen gleich zwei solche Lagen“, berichtet Feuerwehrchef Thomas Deckers. Die Bocholter Ar, normalerweise ein nur wenige Zentimeter tiefer Bach, trat über die Ufer und setzte Teile der Innenstadt unter Wasser. Damals stand der Zetros aber noch nicht zur Verfügung.
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