Hamburg – „Am Vormittag erreicht ein schnell vordringendes Sturmtief die nördliche Nordsee und zieht in Richtung Deutsche Bucht. Meteorologen haben ihm den Namen Vincinette – die Siegreiche gegeben.“ Ein Tweet auf dem Account „60 Jahre Hamburger Flut“. Am 14. Januar hat die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung dieses Public History-Projekt zum 60. Jahrestag der Flut von 1962 gestartet. Seit diesem Datum veröffentlichen die Mitarbeiter fast täglich einen Tweet auf dem Kanal @HHFlut1962 und unter dem Hashtag #HHFlut zum Thema rund um die Nacht vom 16. auf den 17. Februar.
317 Menschen sterben alleine in Hamburg, darunter fünf Soldaten und Helfer. 15.000 Menschen werden obdachlos, als der Orkan das Wasser der Nordsee in die Flussmündungen drückt. Dächer werden abgedeckt, Bäume stürzen um und der Pegel der Elbe steigt auf 5,70 Meter. An den Unterläufen von Elbe und Weser brechen die noch nicht ausreichend erhöhten Deiche. 340 Menschen kommen insgesamt im Norden ums Leben. Besonders die Hamburger Stadtteile Wilhelmsburg, Moorburg, Francop und Neuenfelde werden in Mitleidenschaft gezogen.
Auch die Feuerwehr Hamburg erinnert
an die Sturmflut 1962. Hier auf Twitter
Feuerwehrleute in Lebensgefahr
Um 2.05 Uhr brach der erste Deich in Wilhelmsburg. Die dort noch vielfach in Behelfsheimen in einer Kleingartenkolonie wohnende Bevölkerung wird im Schlaf überrascht. Feuerwehrleute kämpfen sich mit allen verfügbaren Mitteln zu ihnen durch, oftmals unter Gefahr für das eigene Leben. Drei Feuerwachen – Wilhelmsburg, Veddel und Steinwerder – werden von den Fluten eingeschlossen. Telefon- und Fernschreiberleitungen sind unterbrochen, weil die Schaltschränke in den Kellern unter Wasser stehen. So bleiben nur die Funkgeräte der Tanklöschfahrzeuge und der Unfallwagen, denn längst sind noch nicht alle Einsatzfahrzeuge mit Funk ausgerüstet.
Was ist eine Sturmflut? Die DIN 4049-3 (2005) definiert eine Sturmflut als ein „durch starken Wind verursachtes Ansteigen des Wassers an der Meeresküste und in den Flussmündungen im Küstengebiet, wenn die Wasserstände einen bestimmten Wert überschreiten.“#HHFlut
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Untrennbar mit der Flut von 1962 verbunden ist der Name Helmut Schmidt, damals Polizeisenator, später Bundeskanzler. Er setzte sich über Gesetze hinweg und koordinierte die Rettungsmaßnahmen. Denn die Flut hatte die Behörden eiskalt erwischt. Warnungen aus den Küstenorten waren nicht ernst genommen worden, eine Informationen der Bevölkerung fand nicht oder nur unzureichend statt. Katastrophenschutzpläne fehlten, wichtige Amtsleiter blieben zu Hause, selbst noch, als gegen 0.30 Uhr der Ausnahmezustand verhängt worden war. Erst mit der Übernahme der zentralen Einsatzleitung durch Helmut Schmidt am Morgen des 17. Februar änderte sich das allmählich.
Neben Kräften der Feuerwehr, des THW, des Deutschen Roten Kreuzes forderte er NATO-Streitkräfte sowie die Bundeswehr mit Pioniereinheiten und Hubschrauber der Royal Airforce sowie der Bundeswehr an. Da zum Teil bereits in der Nacht durch den Hamburger Polizeipräsidenten Buhl um Hubschrauber ersucht worden war, kamen bereits um 9 Uhr die ersten Maschinen aus Celle, Bückeburg und Rheine zur Hilfe.